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Das ist wirklich alles, was ihr über die 'Wolfenstein'-Spiele wissen müsst

Wir kennen alle Teile dieser nazifizierten Spielereihe bestehend aus Trash, Tech-Sensationen und Kunstzensur. Get psyched!

Ich war 9 und durfte damals am 486er-PC meines Bruders höchstens ein bisschen Monkey Island der Barbarian spielen. Aber wenn der Erstgeborene dann nach dem Nachmittagsturnen zu Hause war, eröffnete sich über das DOS-Eingabefeld ein Portal nach Nazideutschland und ich durfte über seine Schulter hinweg zuschauen, wie die braune Brut mit faustdicken Pixelsalven ausgerottet wurde. Der Sound von Metalltüren, die sich klackend öffnen, und "Eva, auf Wiedersehen!" oder "Stehenbleiben!" mit dickem amerikanischen Akzent brannten sich in mein junges Hirn. Auch zehn Jahre später kippte ich mit Return begeistert zurück in die unbarmherzige und manchmal paranormale Kriegsgeschichte von "B. J." Blazkowicz.

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Statt Blow Jobs teilt der Ultra-Veteran in Wolfenstein: The New Order jetzt wieder seine bleiregnende Gerechtigkeit unter dämonischen Spezial-SS- Einheiten, hydraulischen Übersoldaten und verkommenen Wissenschaftlern aus. New Order spielt in einer alternativen Realität, die den Siegeszug der Nazis ab 1946 bis zum Mond hinauf dokumentiert. Geile Grafik, witzige Details—in Form von Nazi-Beatles sowie Propagandapostern der "Hauptstadtmädels" und der "Patrioten im All"—und ein erstaunlich spaßiges beidarmiges Waffen-Handling entfernen den neuen Teil Lichtjahre vom Original. Aber etwas hat überlebt.

Für diesen Screenshot habe ich extra ein ganzes Kapitel neu durchgespielt, echt nur um dieses verstörende Poster wiederzufinden. Worth it.

Wie damals vor 22 Jahren gibt es die Schwierigkeitsgrade "Daddy, can I play?" bis "Death incarnate" und vor allem diese verdammten, mit Gegnern überfüllten Stellen, an denen man so lange hängt, bis man sich die Amok-Spendierhosen anzieht und schreiend eine blutgetränkte Schneise durch die Schützengräben mäht. Eigentlich ist das einzig Unfaire bei der deutschen Version—auf eine psychologisierte, verdreht moralische Art und Weise—, dass man gezwungen wird zu denken: "He, mir fehlen die Hakenkreuze." Ich vergebe also mit Freuden 4 von 5 durchlöcherten Nazihelmen für diese sozio-historische Schuldaufarbeitung der trashig unterhaltsamen Art.

Nachdem wir heute wie damals im deutschsprachigen Raum mit zensierten Versionen der Wolfenstein-Spiele konfrontiert sind und auch die Ursprünge dieser Reihe etwas verwaschen sind, haben wir uns entschieden dieses nazifizierte Universum durchzuarbeiten.

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Nik kennt die Geschichte der "Wolfen-Urgesteine" auswendig und schnell wird klar, dass diese Naziploitation eine wichtige Rolle in der Gaming-Welt gespielt hat und viele eine persönliche Beziehung zur indizierten Reihe haben. Also um den Loading Screen des dreidimensionalen Urvaters der Shooter und des Mecha-Hitler-Mords zu zitieren: Get Psyched!

Die Anfänge mit sensationellen Sprachausgaben und Stauffenberg

Das wenig bekannte Castle Wolfenstein aus 1981 erscheint für den Apple 2 und dann erst für den IBM PC. Später wird das knarzende Strichmännchenspiel auch für Atari und Commodore 64 portiert. Die Besonderheit dieses sehr, sehr, SEHR frühen Computerspiels sind vor allem die vielen Soundsamples. Eine Sprachausgabe stellt eine wahre technische Sensation dar. Und spielerisch steht mehr Taktieren und zweidimensionales Schleichen im Vordergrund anstatt der ganzen Ballerei, was auch ein bisschen an die ersten Metal Gear Solid-Teile erinnert.

Zwei Jahre nach dem ersten "Wolfen-Stelldichein" kommt Beyond Castle Wolfenstein raus und wies eine inhaltliche Besonderheit auf. Es geht nicht mehr um die Flucht aus dem Burggefängnis sondern um einen Anschlag auf Hitler. Im Internet ist bis jetzt zwar kein konkreter Hinweis darauf zu finden, dass explizit auf das Stauffenberg Attentat Bezug genommen wird. Aber Ziel ist es ins Innere eines besonders bösen Bunkers einzudringen und eine tickende Aktentasche neben Pixelhitler zu deponieren. Wenn man das bombenlegende Gameplay betrachtet, ist also die Annahme nicht fern, dass Chef-Programmierer Silas Warner das tatsächliche historische Ereignis als Hintergrund gewählt hat, besser interpretiert als es Tom Cruise jemals könnte. Kennt ihr eigentlich auch den zweiteiligen Fernsehfilm aus 1971 Operation Walküre?

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Der wahrscheinlich spektakulärste Versuch Hitler zu ermorden und die nationalsozialistischen Führungskräfte abzusetzen stammte von Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg und wird auch in anderen Computerspielen aufgegriffen, wie zum Beispiel in A Stroke of Fate: Operation Valkyrie vom russischen Entwicklerstudio Akella / Spline Games aus dem Jahr 2011. Es handelt sich dabei um ein Point and Click Adventure. Auch wenn die Thematik für diesen Typ Spiel eigentlich prädestiniert wäre, entpuppt es sich als Spannungsmagerkost.

"Eva, auf Wiedersehen!"

Kommen wir zum großen Klassiker und ersten kommerziell erfolgreichen First Person Shooter, der einer ganzen Generation das Schießen aus der Egoperspektive gelehrt hat. 1992 kommt Wolfenstein 3D von id Software unter der genialen Führung von Genre-Pionier John Carmack raus, erst für den IBM PC und dann auch in diversen Portierungen—besonders überraschend die Adaption für den SNES. Wer hätte Nintendo das zugetraut? Die haben nicht nur die Nazisymbolik getilgt, sondern bieten auch einem unlizensierten Bible-Game namens Super Noah´s Ark 3D mit ihrer Konsole eine holy Plattform. Die christlichen Entwickler Wisdom Tree klauen für das flauschige Tieresammeln einfach die Engine von id.

Wolfenstein 3D hat aber nicht vor allen anderen die Idee mit der Ego-Schießerei. Den allerersten First Person Shooter hat es tatsächlich schon in den frühen 70er Jahren gegeben, aber leider nur auf benutzerunfreundlichen Großrechneranlagen. Maze War aus 1973 macht den Anfang und 1980 kommt dann auch der Panzersimulator Battlezone in die Spielhallen. Mit genügend Fantasie schlägt das heutzutage noch jedes Call of Duty.

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Bei der Gamescom 2012 ist mit dem 27 Jahre alten Midi Maze-Egoshooter über ein Atari-Netzwerk gegeneinander gespielt worden. Das merke ich nur an für diejenigen Leute, die Retro-protzen, dass sie immer noch am liebsten das erste Counterstrike im LAN spielen.

Die Entwickler von id Software bringen knapp vor dem Genre-Durchbruch mit Wolfenstein 3D noch die Feuerballorgie Catacomb 3D heraus und beweisen, dass Look und Level-Design eigentlich schon bereit sind für Blazkowicz. Aber erst die Nazis—nicht die Fantasy-Monster—treten den Siegeszug an. Pun intended. Technisch ist Wolfenstein 3D auch wieder eine Sensation, nicht nur wegen der erneut einprägsamen Sound- und Sprachausgabe, sondern weil es überall sauber und flüssig läuft, selbst auf einem 286er.

Der direkte Nachfolger Spear of Destiny hat dann 21 neugestaltete Level, ist aber sonst ident zum ersten Teil. Der Titel deutet auch auf schon ein auf ein weiteres Markenzeichen der Wolfenstein-Serie hin, das später immer mehr an Bedeutung bekommen wird: den Okkultismus.

Es gibt einen immensen Sagenkreis rund um Wolfenstein 3D und besonders unterhaltsam sind die Arbeitstitel der Programmierer beziehungsweise die Nicknames für das Spiel—von Sturmwind über Luger Me Now bis zu Tank you very much und dem besten Titel überhaupt: Castle Hasselhoff. Sturmwind ist tatsächlich Realität geworden und zwar 2013 als ein Shoot'Em Up für Sega Dreamcast, ein ganz spezieller Tipp von Nik.

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Österreicher und Deutsche sind im Bezug auf Wolfenstein 3D mit einem rechtlichen und moralischen Problem konfrontiert. Ich meine jetzt nicht die verdrehte Argumentation, dass unsere Ahnen von vor zwei Generationen das Kanonenfutter des Spiels darstellen, sondern dass uns hier unterhaltungsmedial ein rechtlicher Strich durch die Rechnung gemacht wird. Der Zweite Weltkrieg hat uns einiges gekostet, darunter sogar Game-lnhalte ein halbes Jahrhundert später.

In Deutschland gibt es einen erweiterten Paragraphen in der Gesetzesregelung zu Volksverhetzung, der öffentliche Billigung, Leugnung oder Verharmlosung von im Nationalsozialismus begangener Handlungen verbietet. In Österreich gibt es das 1947 implementierte, eigenständige Verbotsgesetz, das eigentlich sogar viel genauer ausformuliert nationalsozialistische Wiederbetätigungen verbietet.

Nicht nur die Verwendung von Hakenkreuzgrafiken und Hitlerportraits, sondern auch das instrumentale FM-Sound-Intro mit dem Horst Wessel Lied, führen zu einer Indizierung von Wolfenstein 3D in Deutschland. Dort ist es heute noch auf dem Index und darf auch nicht importiert werden.

In Österreich ist Wolfenstein 3D jedoch problemlos erhältlich, auf der Games-Plattform Steam sowie als Download für die PS3 und Xbox 360. Anscheinend werden hier verfassungswidrige Symbole und Inhalte anders gehandhabt als in Deutschland oder die heimische, schwammig definierte Online-Rechtslage hat zu Schlupflöchern geführt. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass in Österreich Staatsanwälte solche Fälle seltener zur Anzeige bringen, wofür aber keine konkreten Beweise vorliegen. Das erinnert mich jedenfalls ein bisschen an die unwirksamen Nichtraucherregelungen in österreichischen Lokalen.

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Fast zehn Jahre später wieder bahnbrechend, auch im Bezug auf Zensur

2001 ist es dann endlich soweit und die "Wolfenfans" bekommen einen Nachfolgetitel spendiert. Return to Castle Wolfenstein basiert auf der leistungsstarken Quake 3 Engine und plötzlich rücken trashig okkulte Elementen in den Mittelpunkt. So muss B.J. Blazkowicz neben turnenden SS-Ledermädchen und herausfordernden Fallschirmspringereinheiten auch gegen allerlei übernatürliche Kreaturen kämpfen, darunter ein wiederanimierter Heinrich I.

Aber getreu der Naziploitation werden auch Stilmittel der modernsten Waffentechnologie eingeflochten. Cyborgs in Form der "Über-Soldaten" und die "Tesla Gun" sind schon ausgeprägter Steampunk.

to Castle Wolfenstein ist jedenfalls kein enttäuschender Griff ins Klo oder Griff nach dem Geld geworden, sondern ein überragendes und süchtig machendes Top-Game seiner Zeit. An den richtigen Stellen müssen Ballerspiele auch schwer sein und das wissen die id-Entwickler.

Der Mehrspielermodus von Return to Castle Wolfenstein, der recht autark neben dem Hauptspiel entwickelt wurde, ist auch ein spezieller Punkt. Vor allem das taktische Element, bei dem es darum geht im Team Missionsziele zu meistern, sticht aus der Masse der zeitgenössischen Ego-Shootern hervor. Return gehört auch zu den allerersten Konsolentiteln und versammelt sukzessive eine große Online- und Mehrspieler-Community.

Der Zusatzcontent Enemy Territory folgt zwei Jahre später. Ursprünglich als eigenständige Episode im Hauptspiel erdacht, wurde das Ganze auf einen reinen Multiplayer zusammengefasst und gratis zur Verfügung gestellt. Spielmodi wie [Splash Damage](http:// http://www.splashdamage.com/content/wolfenstein-enemy-territory-barracks), die unterschiedlichen Charakter-Klassen und das für damalige Verhältnisse einzigartige EP-Level-System war wie schon bei Wolfenstein 3D Genre-wegweisend. Der Nachfolgetitel Enemy Territory: Quake Wars war dann 2007 eine große Enttäuschung. Ewig schade.

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Auch bei Return to Castle Wolfenstein wird Zensur im großen Stil betrieben und mit einem so noch nicht da gewesenen Programmierungs-Aufwand eine unverfängliche deutschsprachige Version entwickelt. Inhaltlich sind die Nazis in eine "Wolfssekte" umgeschrieben worden, Himmler wird zu "Höller" und natürlich alle verkehrten Sonnenräder—ob auf Bannern oder Uniformen—werden rausgenommen und ersetzt.

Das könnte ja einfach am Telos also der Zielbestimmung des Verbotsgesetzes liegen: Es geht vor allem darum ein Wiedererstarken von nationalsozialistischen Gedankengutes zu verhindern. Alleine die Verwendung eines Symbols, eines Zitats oder einer Gestik ist aber auch nicht per se Wiederbetätigung.

Es gibt die zwei Bücherbände Ein Volk, ein Reich, ein Führer, die sehr gut und zeithistorisch akkurat die Gräueltaten des Nationalsozialismus aufrollen und jeweils Schallplatten beinhalten. Darauf befinden sich Originaltonaufnahmen von Hitler, Goebbels, Himmler und so weiter. Unter Neonazis besitzen diese Schallplatten einen unglaublichen Kultwert, da es sich ja um Originalansprachen handelt. In Neonazikreisen wird natürlich betont, dass das antifaschistische Begleitmaterial am besten zu ignorieren sei.

Genau hier liegt das Problem. Obwohl eindeutig antifaschistisches Dokumentationsmaterial vorliegt, kann dieses auch für Wiederbetätigung- und Propagandazwecken verwendet werden. Die staatliche Institution, die Interpretationsmöglichkeiten von Abbildungen, Symbolen, Musik, Filmen und Büchern abwägen muss, steht hier vor einer komplexen Aufgabe. Nicht die Allgemeinbevölkerung wird hier als Richtwert in Betracht gezogen, sondern das Potential für kleine extreme Gruppen. Um sich also dem inhaltlichen "Ausdiskutieren" nicht stellen zu müssen, ist der Verbotsrahmen natürlich weit gehalten. So kommt auch jedes Wolfenstein unters Messer, obwohl ich kaum glaube, dass moderne Nazis gerne einen Nazi-Killer spielen würden—noch dazu einen polnisch-amerikanischer Herkunft. Aber wer weiß.

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Okkulter Fetisch und fast schon zu viel Übermensch

Nachfolger, Reboots und Remakes gibt es nicht nur in der Filmbranche, sondern auch vermehrt in der Gaming-Welt. Ähnlich wie bei der Namensbezeichnung des letzten Rambo setzte man auf Kürze im Titel. So kommt 2009 Wolfenstein auf die Spielfläche, auf die PCs und auch wieder auf die Konsolen. Erneut vermischt sich aberwitzig Paranormales mit Sci-Fi-Waffenfetisch.

Spieltechnisch am augenscheinlichsten ist der Umstand, dass der Schwierigkeitsgrad stark gesunken ist, auch um den Eindruck zu vermitteln, dass man den allmächtigen, virtuellen Nazi-Zerficker spielt. Herausfordernde Hürden sind aber für mich ein Erkennungszeichen eines echten Wolfensteins und das erklärt vielleicht warum der 2009er Teil etwas unter dem Radar der Fangemeinde verschwand.

Auch die Verflechtung von MGs und Magie waren in keinem der Vorgängertitel so stark vorhanden. Während man mit Leichtigkeit die Gegner niedermäht und sich langsam wie der propagandistisch herbeigewünschte Übermensch zu fühlen beginnt, kommt ein verklärender Gedanke: Was wenn dieser vermeintlich antifaschistische Kampf seinerseits in eine Ode an faschistisches Gedankengut zu kippen droht? Guter Zeitpunkt für eine Pause!

Das 2009er Wolfenstein ist wieder komplett frisiert, Nazi-Inhalte rausgepickt und sogar das Blutventil runtergeschraubt, wobei sie im ersten deutschen Release ein Hakenkreuzchen übersehen haben und alle zensierten Versionen wieder eingezogen werden mussten. Ist dieser technische Aufwand überhaupt noch gerechtfertigt, nur um Spielinhalte peinlich zu entschärfen, bei denen doch eh jeder sofort weiß wofür sie in wirklich stehen. Und wenn ja, warum bekommen dann solche realitätsfremden Produkte voller magischer Nazis mit Roboterarmen nicht einen Freibrief? Eine Tatsache bleibt letztlich immer in dieser Debatte bestehen.

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Nazis hat es leider wirklich gegeben

KLICKEN, das ist ein Video!

In dem neuen Wolfenstein: The New Order gibt es ein Matratzenlager, versteckt in dem Hauptquartier des Berliner Widerstands, wo sonst hauptsächlich kleine Rätsel und Minimissionen im Abwassersystem zu finden sind. Diese Matratze aber bietet die Aktivierung eines "Alptraums", der das Next-Gen-Game in das Umfeld des alten Klassikers Wolfenstein 3D zurückkatapultiert. Mein Gameplay-Video hier habe ich über technisch unmögliche erscheinende Wege online bekommen. Fragt bitte nicht wie.

Während ich Kampfrobotern mit Mech-Schäferhunden zusehe wie sie Laserkanonen jonglieren und Davidsterne auf Zauberkonstruktionen von Ur-Zivilisationen geknallt werden—auch ein bisschen politically incorrect—, merke ich, dass sich der Nazi nun vollkommen in die Genrewelt neben Zombies und Vampire gesellt hat. Nur eben mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass es Nazis tatsächlich gegeben hat. Deshalb ist auch New Order auf Konsolen und PC "Geo-Locked", das heißt, dass wenn sich deine IP-Adresse in Österreich oder Deutschland befindet, wirst du nichts mit der unzensierten Version des Spiels anfangen können.

Nicht-Zensiertes macht eigenartig viel Freude. Ich will schlicht und ergreifend Games so spielen, wie sie ursprünglich konzipiert wurden. Grafische und inhaltliche Veränderungen—auch noch so kleine—werden immer neugierig auf das Original machen und geben einem das Gefühl als ob man was versäumen würde. Als in Turok für den N64 brutal blutig sterbende Urwaldbewohner durch Roboter ersetzt wurden, nervte mich das auch. Das gleiche Problem war beim von Deutschland und Europa durchlöcherten

South Park Spiel. Warum zählen Videospiele eigentlich nicht als unantastbar, so wie Kunstwerke, so wie Filme oder Theaterstücke? Weil die falschen Leute es mit dem falschen Intentionen spielen könnten. Aber Gedankenverbrechen sind keine Verbrechen, so unbefriedigend diese Wahrheit auch ist. Die perverse Freude am Nationalsozialismus mancher Menschen lässt sich leider nicht verbieten.

Es ist ein Balanceakt und sauschwierig von dieser Seite der Debatte aus gegen das Verbotsgesetz zu argumentieren, da ich mich keinesfalls mit Burschenschaftlern, Identitären und anderen rechtsextremen Gruppierungen solidarisieren möchte—die offensichtlich ganz andere Ansprüche an eine Aufhebung der Wiederbetätigungsgesetze haben. Die Frage bleibt aber, ob künstlerische Authentizität nicht doch wichtiger ist als der Versuch, ein paar rechten Idioten die Hakenkreuz-Wichsvorlage vorzuenthalten. Auch ist es irgendwie demütigend vor internationalen Augen als eine instabile Gesellschaft wahrgenommen zu werden, die bei Konfronation mit NS-Inhalten sofort in ein faschistisches System zurückfallen würde.

Aber es gibt zum Glück leichtere Fragen und Anlässe, die unsere Gemüter erhitzen und die Ausschüttung von Nostalgieendorphinen mit sich bringt: Kann es sein, dass dieser Teaser—auch aus dem Hause id—das Highlight der E3 in Los Angeles ist? Alleine dieses Geräusch, das die automatische Tür macht, löst in mir wieder präpubertäre Flashbacks aus. Aber das ist eine andere Geschichte.

Wohlsein

Josef auf Twitter: @theZeffo
Andranik auf bildschirmsprünge.net

Fotos: VICE Media und Screenshots