Unterwegs in den blauen Hochburgen Österreichs

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Unterwegs in den blauen Hochburgen Österreichs

Ein Seniorenstammtisch in Simmering, Flüchtlinge in der Südsteiermark und die burgenländische Heimat Norbert Hofers—eine Trip durch die blauesten Gegenden des Landes und ihre Geschichten.

Egal, wie die Wahl am Sonntag ausgeht, das Bild der blau-eingefärbten Österreich-Karte wird in den Köpfen hängen bleiben. 1,5 Millionen Leute haben im ersten Wahlgang der Bundespräsidentschaftswahl Norbert Hofer gewählt, was der FPÖ den ersten, sogar ziemlich komfortablen Sieg, bei einer nationalen Wahl brachte. Dass die FPÖ damit endgültig in den Rang einer sogenannten Volkspartei kam, konnte niemand mehr so recht bestreiten. Und dass man ihre Wählerinnen und Wähler auch nicht mehr nur als den rechten Rand abtun kann, wohl auch nicht.

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In der vergangenen Woche hab ich mich in vier der absoluten Hochburgen der Blauen in ganz Österreich herumgetrieben, um diesem Phänomen anhand von vier verschiedenen Episoden vielleicht etwas näher zu kommen. Damit ihr es nicht tun müsst.

Beim Seniorenstammtisch der FPÖ Simmering

Fotos vom Autor

Von der grünsten Hochburg des Landes zum blauesten Bezirk Wiens gibt es eine Direktverbindung. Mit der U3 sind es von Wien Neubau keine 20 Minuten bis zur Endstation Simmering. Beim U-Bahn Aufgang "Strachegasse" erhält man eigentlich schon die erste Ansage. Die FPÖ hat sich in den letzten Jahren in Simmering endgültig ihre Wiener Homebase eingerichtet und stellt mit Peter Stadler seit der letzten Wien-Wahl auch den Bezirksvorsteher. Beim ersten Durchgang der BP-Wahl setzte sich dieser Trend fort. Die riesigen Gemeindebauten von Kaiserebersdorf mögen noch die Namen früherer SPÖ-Granden tragen, ihre Bewohner haben sie aber längst zu dunkelblauen Sprengeln gemacht. In Wohnanlagen wie dem Karl-Maisel Hof, lag Hofer weit über 50 Prozent. Mit insgesamt 41,2 Prozent war Simmering auch diesmal wieder der stärkste Gemeindebezirk.

Es ist Dienstag Nachmittag, fünf Tage vor der Wahl und ich bin mir relativ sicher, die oft beschworene "Blase" weitestgehend verlassen zu haben, als ich im Hinterzimmer des Gasthaus Auszeitstüberl beim monatlichen Seniorenstammtisch der Simmeringer FPÖ Platz nehme. Mein Sitznachbar ist ein freundlicher Funktionär, der sich altersmäßig noch am ehesten in meiner Kohorte befindet. Er erzählt, dass er sich seit Haider '99 engagiert, bestellt sich einen Kaiserschmarren und wird den späteren Vortrag von Herbert Eisenstein zum Großteil verpennen. Gegenüber sitzt ein Herr, der sowohl vom Slang, als auch vom Style ein wenig an den SPÖ-Mann Otto Pendl erinnert. Als er ankommt, hat er ein Stoffsackerl der SPÖ in der Hand, was für ein paar Lacher sorgt. Es sei aber schließlich nicht nicht so lange her, dass er das Lager gewechselt habe, meint er.

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Als Redner tritt dann der frühere Gemeinderat und Uni-Professor für Islamwissenschaften Herbert Eisenstein auf. Heute geht es aber nicht um den Islam, sondern um eine allgemeine Wahlbesprechung mit gleichzeitigem Motivationsmantra für Sonntag. "Meine Lieben, es schaut gut aus, aber hingehen müsst ihr schon trotzdem alle." Basisarbeit eben.

Auffallend ist, wie ernsthaft, intensiv und fast nostalgisch man sich dem derzeitigen Zustand der SPÖ widmet. "Das Theater heuer am 1. Mai, das war aber auch für de Genossen unwürdig", meint der Redner und erntet Zuspruch. "Ich war nie ein Riesenfan vom Faymann und seiner Gattin, aber er hat schon recht ghabt zu sagen: 'Geh, machts euch den Dreck jetzt doch selber.'" Dass einige der Anwesenden noch sozialdemokratisch sozialisiert wurden, liegt auf der Hand. Für den neuen Kanzler Kern bleibt aber lediglich Skepsis: "Ich wünsche ihm, dass er die Partei endgültig an die Wand fährt!"

Danach gibt es Wortmeldungen. Gertrud etwa, eine gebürtige Kärntnerin, der die Zugehörigkeit zur "deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft" das wichtigste an der Partei ist, wie sie mir später erklärt, empört sich über die Medien: "Wie kann man das verhindern, dass wir als friedliche Österreicher da ständig verunglimpft werden? Da wird ständig eine Stimmung von Angst und Terror erzeugt."

Ich antworte Gertrud, weil ich das so nicht ganz kapiert habe. Kann es denn nicht auch sein, dass gerade vonseiten der FPÖ Gelegenheiten genutzt werden, um die Angst aufzuheizen, etwa Terror mit Flüchtlingen gleichzusetzen? "Na ja das gehört ja halt schon irgendwie zusammen", meint sie, als sich plötzlich Professor Eisenstein lautstark, ja eigentlich brüllend, zu Wort meldet:

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"Ich werde Ihnen sagen, wie es ist: OHNE FLÜCHTLINGE HÄTTEN WIR VIELE PROBLEME UND STRAFTATEN NICHT! DAS KÖNNEN SIE NICHT LEUGNEN, DASS DA VERBRECHER DABEI SIND! DESHALB SAGE ICH: ALLE GRENZEN DICHT, NIEMANDEN MEHR HEREINLASSEN! UND ALLE FLÜCHTLINGE RAUSSCHMEISSEN!" Applaus.

Die Leute werden als ungebildet oder Nazis bezeichnet, dabei sind es dieselben, die vor 10 Jahren noch rot gewählt haben.

Vielleicht liegt es am Wesen dieses Mannes, bei Gelegenheit auch einmal ein bisschen auszuzucken. Es wäre auch nicht das erste mal, wie ein früherer Vorfall im Wiener Gemeinderat zeigt. Dass hier die Emotionen zusätzlich hochgekocht sind, hat dann vermutlich auch mit dem jüngsten Mordfall vom Brunnenmarkt zu tun. Maria E. war bekanntlich aktives Mitglied der Simmeringer Bezirksgruppe und manchen Anwesenden sicherlich auch persönlich bekannt. Auch wenn hier die Dinge völlig vermischt werden, beschließe ich, die Sache besser nicht weiter zu vertiefen.

Als Bezirksrätin Hermine Rauch zu Beginn des Programms ankündigte, dass auch "jemand von der Presse" hier sei, ging ein Raunen durch den Raum. Für den netten Herren von gegenüber war ich plötzlich nicht mehr derselbe. Am Ende sind wir dann aber eh alle gut, ja, eigentlich will mir hier sogar jeder unbedingt irgendwas mitteilen. Eine ältere Frau etwa, die mir wortlos und achselzuckend einen mitgebrachten Artikel aus derHeute auf den Tisch legt. Mit irgendeiner Asylhorror-Headline. Eine andere möchte das mit der SPÖ noch einmal genauer erklären: "Die Roten haben sich eingeigelt und nur mehr um ihre eigenen Mitglieder gekümmert.

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Die Simmeringer FPÖ lag 2005 bei gerade einmal 18 Prozent. Heute sind es mehr als doppelt so viel, während die SPÖ in dieser Zeit über 20 Prozent ihrer Stimmen verloren hat. Auch ohne Wählerstromanalyse kann man erkennen, dass es hier zu enormen Stimmverschiebungen gekommen ist. "Die Leute werden als ungebildet oder Nazis hingestellt, dabei sind es dieselben, die vor 10 Jahren noch die SPÖ gewählt haben."

die tiefblaue Südsteiermark und ihr Vorzeige-Flüchtlingsprojekt

Peter Stelzl gibt Deutsch-Kurse für Flüchtlinge in Arnfels

Weißer Wein, blaue Wähler; entlang der südsteirischen Weinstraße grinst Norbert Hofer alle fünfhundert Meter vom Wegesrand. Das einzige Plakat von Van der Bellen, das mir bei der Durchfahrt des Ortes Oberhaag—wo Hofer mit 53,5 Prozent einen der absoluten Spitzenwerte in der Steiermark einfuhr—auffällt, ist mit einer Sprechblase "Ich bin selbst ein Flüchtling" und dem Zusatz "Schwuchtel" bemalt.

Bei der Nationalratswahl 2013 wurde die Steiermark erstmals blau. Damals war vor allem die Rede von einer Trotzreaktion gegen die Reformpartnerschaft und die Gemeindezusammenlegung der steirischen SPÖ und ÖVP. Die FPÖ, die zwar immer wieder nach der sogenannten Verwaltungsreform ruft, hatte hier den Zorn der Menschen ausgenützt und sich gegen diese Verwaltungsreform und das "drüberfahren" positioniert. Mit Erfolg.

Hier, im Bezirk Leibnitz, gab es einige solcher Gemeindezusammenlegungen. Aber noch ein wesentlicheres, lokales Ereignis hat den Blauen zuletzt wohl den endgültigen Boost gegeben, nämlich die Flüchtlingssituation im nahegelegenen Spielfeld. In Oberhaag und dem ebenso blauen Leutschach sind 50 Asylwerber privat untergebracht. Einige von ihnen fahren fast täglich nach Arnfels, wo weitere 70 Flüchtlinge leben.

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Das einzige Van der Bellen Plakat weit und breit, ist mit 'Ich bin selber Flüchtling' und 'Schwuchtel' bemalt

Viermal pro Woche, Vormittags um 10, gibt Peter Stelzl dort ehrenamtlich Deutschunterricht. Die Flüchtlingsbetreuung hat hier in Arnfels eine beeindruckende Tradition. Seit nun vierzig Jahren engagiert der inzwischen pensionierte 72-Jährige Lehrer und Buchautor Deutschkurse. Erst waren es Polen, die hierher in die Grenzregion flüchteten, später die Menschen aus den Balkankriegen. Jetzt sind es Syrer, Afghanen, Iraker.

Peter Stelzl gibt sich nicht nur als Sprachlehrer, sondern auch als Wertevermittler. "Ich sage immer, dass sie ja auch ihre Frauen mitbringen sollen. Die Kinder gehen derweil in die örtliche Schule." Hier in der Runde vor einem ehemaligen Polytechnikum stehen rund dreißig Männer und Frauen, Schiiten und Sunniten, Hindus, Christen und Muslime. Probleme hat es noch nie gegeben. "Männer und Frauen sind gleich, alle Religionen sind gleich", wird im Chor gesprochen, bevor es ins Klassenzimmer geht.

Im Unterricht ist Stelzl in seinem Element. Mit ausgefeilter Rhetorik und einer Mimik, die erkennen lässt, dass der Mann 30 Jahre internationale Erfahrung als Schiedsrichter hat, lehrt er Alltagssituation, Umgangsformen, Grammatik. Die Fortschritte seien immens, die Leute, die jeden Tag kommen, hochmotiviert.

Die Refugees sind in Arnfels am Hauptplatz in zwei gegenüberliegenden Privatwohnungen untergebracht und versorgen sich mit ihrem Monatsgeld selbst. Der 19-Jährige Sayed hat es mit seiner Geschichte schon in die ZIB2 geschafft. Während seiner Flucht schrieb der Vollwaise, dessen Eltern durch eine Taliban-Bombe umkamen, ein Buch, "1001 Schritte." Wie seine afghanischen Zimmerkollegen wartet er nun seit einem guten Jahr auf sein "Interview" und der Entscheidung über seinen Asylstatus.

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Im Haus auf der anderen Straßenseite wohnen die Syrer. Sie sind tendenziell alle etwas älter und wirken umso mehr aus dem Leben gerissen, schlichtweg traumatisiert. Sie zeigen Bilder, von ihren Angehörigen—als sie noch lebten und auch Fotos der Leichen. Nasir, ein 42-Jähriger Zahntechniker aus einem Vorort von Damaskus, der in Ungarn studiert hat, erklärt mir in gutem Deutsch, dass er ein wohlhabendes Leben geführt hat, zeigt Bilder von Haus mit Pool, die jetzt in Trümmern liegen. „Scherbenhaufen", wiederholt er immer wieder. Auch den anderen Flüchtlingen fällt auf, dass er immer sehr ruhig ist. Das Nachdenken an die Angehörigen daheim, Frau und Kinder, quält ihn.

Warum es trotz der guten Integrationsarbeit zu so starken Ergebnissen für die FPÖ kommt, möchte ich von Peter Stelzl wissen. "Wir sind hier in einer Grenzregion, die traditionell immer schon leicht braune Tendenzen hatte", meint er. Früher hätten davon nicht ausschließlich die Blauen profitiert. Mit der Flüchtlingssituation in Spielfeld sind dann die Gerüchte herumgereicht worden, "auch von diversen Grenzbeamten und Offizieren, die sind da öfters mit angeblichen Schauergeschichten aus Spielfeld heimgekommen, Geschichten, die sich irgendwann verselbstständigten."

Der Ort in Kärnten, der schon immer freiheitlich war

Als jemand, der in den 90ern während des ersten, echten FPÖ-Hypes in Kärnten aufwuchs und mit dieser blauen Mehrheitsgesellschaft damals durchaus so seine Schwierigkeiten hatte, war es längere Zeit nicht unbedingt meine oberste Priorität, nach Verständnis fürs FPÖ-Wählen zu suchen. Aber jetzt, wo das Mehrheitsgefälle mittlerweile auf Gesamtösterreich überzuschwappen scheint, ist es wohl an der Zeit, zurückzukehren. Deshalb sitze ich auch im Auto in Richtung jenes Ortes, in dem es zuletzt über 58 Prozent der Stimmen für Hofer gab—das beste Ergebnis im Bundesland. Deutsch-Griffen, der Name ist Programm.

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In Oberkärnten gibt es Ortschaften, die einfach immer schon blau waren. Angeblich hängt das sogar mit der Gegenreformation zusammen, die sich bis hier her nie wirklich durchsetzen konnte. Dadurch blieben hier viele Bauern evangelisch-lutherisch, was in weiterer Folge einen Deutschnationalismus begünstigte. Im Austrofaschismus gab es hier jedenfalls viele illegale Nazis. Das deutschnationale Lager hat in Oberkärnten eine traditionelle Stärke, die weit bis vor Haider und das Erstarken der Partei zurückreicht.

Der Bürgermeister der blauesten Gemeinde Kärntens ist gleichzeitig auch der jüngste des Bundeslandes. Der 31-Jährige Michael Reiner, den im Ort alle "Michi" nennen. Er sei da eigentlich irgendwie so reingerutscht, erzählt er mir in seinem Büro. "Hier ist eigentlich jeder früh in einem Verein, Landjugend, Feuerwehr, vertreten." So ging das Step by Step, bis ihn der ehemalige Bürgermeister dann ansprach. Stammesfolge sozusagen.

"Die Leute hier stehen Strache eher distanziert gegenüber."

Michi Reiner ist ein netter, umgänglicher Every Day Normal Guy. Zweimal die Woche ist er in der Forschung an der FH im Bereich Medizintechnik tätig, dreimal gibt er hier den Bürgermeister und kämpft gegen Abwanderung und für Betriebsansiedelungen. Ideologie spiele hier nie eine Rolle ist er sich sicher, die Menschen würden die Freiheitlichen wählen, weil sie mit den Kommunalpolitikern hier einfach zufrieden seien. Van der Bellen mag er nicht wegen der EU und den Gurkenkrümmungen und so. Gegen Flüchtlinge hätte er nichts, wenn sich private Unterkunftsanbieter dafür engagieren würden.

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Interessant ist, was er zur Bundespartei sagt: "Die Leute hier stehen Strache eigentlich eher distanziert gegenüber." Manche in der freiheitlichen Gemeindefraktion seien gar nicht Mitglied der Bundespartei. Weil Wien einfach weit weg ist und sich die Leute auch primär um die Sorgen vor Ort kümmern. Bei 99,4 Prozent österreichischen und ein paar deutschen Einwohnern seien Ausländer hier überhaupt nicht auf der Agenda.

Vielleicht leben im blauesten Ort Kärntens wirklich die freundlichsten Freiheitlichen Österreichs. Die, die ohne aggressiven Populismus und Strache wohl trotzdem die Blauen wählen würden. Die, die zwar von Alt-Nazis abstammen, aber heute nur ihr traditionelles Leben in den Bergen erhalten möchten. Das, was in anderen, abgelegenen Gemeinden vielleicht noch vereinzelt die ÖVP ist. Vielleicht tut mir die gute Luft hier aber auch einfach nicht so gut.

Als ich in Hofers Heimat dann noch die blaue Lady traf

Ich komme nach Pinkafeld im Südburgenland, der Heimat Norbert Hofers. Hofer hat hier und in den umliegenden Gemeinden schon im ersten Wahlgang absurd hohe Ergebnisse gehabt. 60 Prozent direkt in Pinkafeld, 64 Prozent in der nahen Gemeinde Wiesfleck, das beste Ergebnis in ganz Österreich, in einem Ort, von dem die Simmeringer Funktionäre noch nie was gehört haben.

Während gerade in Wien die Abschlusskundgebung am Viktor-Adler Markt stattfindet, wird hier am Hauptplatz "vorgefeiert", wie man sagt. 60 zu 40 für Hofer wird es ausgehen, meinen die meisten. Den Norbert Hofer kennt hier natürlich jeder persönlich—als absolut integren, verlässlichen Bürger. Hofer muss hier aber auch einfach von unglaublich vielen Menschen gewählt worden sein, die nicht hier am Bierstandl stehen. Letztes Jahr bei den Landtagswahlen hatte die FPÖ in Pinkafeld gerade einmal 18 Prozent gemacht, während die SPÖ hier knapp die Absolute verfehlte. Es will mir ja nicht unbedingt in den Kopf gehen, wieso man jemanden aufgrund des Lokalbonus wählt. Für eine strukturschwache Region wie das Südburgenland hat es aber vielleicht den besonderen Reiz, einen Mann aus den eigenen Gefilden ins höchste Amt des Staates zu hieven.

Und ja, auch Ilse Benkö ist da. Die blaue Lady und dritte Landtagsabgeordnete im Burgenland kommt ja aus der Gegend. Heiße Insiderinfo: Sie ist top motiviert, vielleicht bald mit einem neuen Song durchzustarten. Ich hab ihr zumindest nachdrücklich dazu geraten.

Die Verkettung der vielen kleinen, teils absurden Situationen der letzten Woche lässt sich vielleicht gut damit veranschaulichen: Die Flüchtlings-Jungs, die ich vor ein paar Tagen kennen gelernt hab, liken alle mein inniges Bild mit Ilse auf Instagram. Weil ich ihr Freund bin. Natürlich wissen sie nicht, wer Ilse ist, oder wofür ihre Partei steht. Dass etwa der Bezirksfunktionär aus Simmering sie tobsüchtig alle per se rausschmeißen möchte, dass sie von denselben Leuten in erster Linie primär als Krankheitsbringer gesehen werden und der Neid um ihr Verpflegungsgeld von fünf Euro pro Tag grassiert.

Ich hab mit vielen Basis-Funktionären und Wählern in den vergangenen Tagen gesprochen. Immer kommt es letztendlich auf das Thema Flüchtlinge und die EU. Beides, wofür Van der Bellen, der außerhalb der Städte sehr weit weg erscheint und fast dämonisiert wird, einstehen soll. "Nur wir, vielleicht noch Deutschland und Schweden, sollen die Last tragen", habe ich vielfach gehört. Und die Parteiführung liebäugelt mit dem Vorgehen der Regierungen, die eine Verteilung torpedieren.

Wie auch immer, Norbert Hofer wird zahlreich gewählt werden: von den Menschen in Simmering, die früher bei der SPÖ waren; den Leuten in der Südsteiermark, die durch wilde Gerüchte und die Urangst offener Grenzen angetrieben sind, obwohl nebenan vorbildhafte Arbeit mit und durch Flüchtlinge geleistet wird; vom traditionell-freiheitlichen Lager sowieso und im Südburgenland wegen des Heimspiels. Wir werden sehen, was alles möglich ist.

Die Ilse wollte das Amt des Bundespräsidenten übrigens einst ausdrücklich abschaffen. Wie ganz viele andere FPÖ-ler auch. Aber so ist das mit der Politik. The times, they are a changing.

Thomas auf Twitter: @t_moonshine

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