"Hast du schon mal deine Popel gegessen?" – Böhmermann antwortet auf Facebook-Fragen

Wer Jan Böhmermann vorgestern gesehen hat, in einem Live-Interview auf Facebook, wie er sich nach so langer Zeit den Fragen der breiten Facebook-Gemeinde stellte, erkannte sein Gesicht kaum wieder. Ein stattlicher Boxkampf, eine mehrtägige Schweinefettgesichtsmaskenkur oder eine ordentliche Portion Heuschnupfen: All das käme als Erklärung für sein aufgeschwollenes Gesicht in Frage, in dem Tränensäcke waren, wo sich eigentlich Augen befinden sollten und unterschiedlich lange Barthaare sich ihren Weg aus der Haut in alle Himmelsrichtungen kämpften.

Deutschland hat über fünf Wochen auf den Mann gewartet, der zum internationalen Staatsakt wurde. Er ist von der Bildfläche verschwunden, der Trubel um seine Person wurde ihm zu viel, schon seit Tagen schlägt DIE ZEIT an die eigene Werbetrommel für ihr Exklusivinterview mit dem Entertainer, das er ihnen nur schriftlich gab.

Man würde erwarten, dass sich Böhmermann für seinen Wiedereintritt in die Medienwelt eine richtig dicke, fette Bühne sucht, dass er sich von Giovanni di Lorenzo, Anne Will und Sandara Maischberger in einem Ballsaal und im Nadelstreifenanzug ehrerbietig befragen lässt, aber nein.

Nach einem nur wenige Minuten andauernden Periscope-Twitter-Inttermezzo wechselt er zu Facebook rüber und schnackt—wie es scheint auch noch unten ohne—locker einen wech. Und das mit jedem, der gerade online war.

Und natürlich ist auch den Usern Böhmermanns unaufgeräumtes Äußeres aufgefallen: "Ruh dich mal aus, siehst feddich aus, Digga!" "Stabiler Bart." "Geruchs-Facebook." Und schließlich kommt die Frage, die man sich selbst schon die ganze Zeit über stellte: „Hast du gesoffen?"

Antwort Böhmermann: „Nee, ich habe nicht gesoffen. Aber ich bin gestern spät ins Bett gegangen, deswegen bin ich bisschen durchgebumst."

Und wie gesagt, es ist nicht nur das äußere Erscheinungsbild, das erstaunlich uneitel daherkommt: Böhmermann hätte sich bei all dem Rummel um seine Person ziemlich viel auf sich selbst einbilden können. Er hätte ein gehobenes Interview-Setting mit handverlesenen Fragen für den medialen Wiedereintritt wählen können; stattdessen wählt er zufällige Facebook-User als Interviewpartner, was natürlich zu entsprechenden Fragen führt: „Hast du schon mal deine Popel gegessen?" „Was fährt du?" „Was hast du vor deiner Fernsehkarriere gemacht." Völlig unprätentiös geht er auf sie alle ein, beantwortet alles mit einer Engelsgeduld oder macht seine Witze darüber.

Natürlich könnte nun argumentiert werden, dass das demonstrative Rülpsen zu aufgesetzt und zu kokett daherkam und dass das abgefuckte Erscheinungsbild des Entertainers ein bewusst gewählter Mittelfinger an das Medienestablishment sein sollte, genau wie der Umstand, dass er Popelfragen von Facebook-Kids den Vorgang gegenüber den Interessen von journalistischen Profis gab.

Trotzdem will ich denjenigen erstmal sehen, der sich mit einem solchen Gesichtsgulasch nach all dem Trubel vor seinen Laptop setzt und derart einen Fick auf alles gibt. Kalkül hin oder her.

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