Italienischer Kletterer tötet mit Stil

Hui, bin ich spät dran mit ASSASSIN'S CREED: REVELATIONS. Ezio Auditore, der Ur-Guido mit dem weißen Hoody ist schließlich seit Ende letzten Jahres zurück. Aber im Heft hat er sich gut gemacht darum servieren wir auch dem Internet-Volk Erlesenes von Ubisofts Meisterstück. Manchmal ist es halt schade, wenn sich Studios auf ihren Lorbeeren ausruhen und glauben, dass ein Hit-Titel lediglich mit neuen flotten Anhängsel im Namen aufgewertet ist.

Titel wie Rooms - The Main Building, Jumpman - II, Breakin' 2: Electric Boogaloo (ein Film, aber unterstützt meine These) oder ganz schlimm: Warhammer 40,000: Dawn of War II – Retribution verlieren automatisch an Substanz. Diese bedeutungsschwangeren -ion Wörter gehören verboten. Viel bleibt auch nicht mehr übrig in diesem epischen Vokabular,  Final Fantasy: Circumcision?! So gesehen ist Revelations ja leider auch wenig originell.

Scheißegal! Das Spiel selbst ist dafür wieder unerhört gut geworden. Die Idee, dass ein Barkeeper durch die, in seinen Genomen gespeicherten Erinnerungen, das Leben seiner Vorfahren durchlebt, ist und bleibt einfach genial. Schon bei Creed 2 bin ich vor Begeisterung von Ezios versteckten Klingen quasi entjungfert worden und in weiterer Folge wurde auch meine Weltanschauung leicht angeknackst. Nach der Hintergrundgeschichte des zweiten Teils bekommt man Gänsehaut beim bloßen Gedanken an die Genesis in der Bibel. Außerdem habe ich erschreckend viel über die Renaissance gelernt. Dieses Mal wird Konstantinopel gerockt.

Denn Ezio ist mal eben ins Morgenland marschiert und schlitzt innerhalb eines gewaltigen und freibegehbaren Byzanz den Elenden der Stadt die Kehlen matschig. So stehen pädagogisch wertvolle Geschichtsstunden im perfekten Gleichgewicht mit saubrutalen wie sauabwechslungsreichen Akrobatik-Exekutionen. Ezio ist mittlerweile ein alter Sack, kann aber immer noch gut mit den Ladys, hat sich seinen Fetisch für Dächer erhalten und dabei gleich eine Art Parcour-Geh-hilfe bekommen.

Viele Spiele haben bereits die Kletterkünste des Spaghettifresser-Meisterassassinen kopieren wollen, aber niemand kommt an die gazellenartige Grazie und an die Liebe zum Backsteinplfaster-Detail von AC heran. Man muss sich ständig konzentrieren, wenn man durch das junge Ischtanbul steuert. Plötzlich hat man sonst den einen oder anderen grantigen Ottomanen am Hals. Darum: keinesfalls nebenbei Simpsons oder Fußball schauen. Wie in seiner Jugend muss sich Ezio mit Dieben, Söldnern, Zigeunerhuren herumschlagen und ganz lieb zur Stadtverwaltung sein.

Es wird fleißig er- und bestochen, renoviert und an zig Bomben-Variationen herum gebastelt. Neu sind eine Art Tower Defense Minigame und das verbesserte Taktieren mit den Assassinen-Colegas im Mittelmeerraum. Die schickt man auf Missionen, da Ezio Arthritis hat und nicht überall gleichzeitig sein kann. Irgendwo gibt es schließlich immer einen Papst zu erwürgen. Man spielt übrigens auch einen alten Bekannten, aber wen, sag ich nicht, denn ich will eure Schädeldecken vor Neugierige implodieren sehen.

Conclusio: Die Grafik, die noch keine Zeit zu reifen hatte, enttäuscht ein wenig (bis auf die abartig schönen Cut-Scenes) und auch vom Ablauf gibt es wenig Neues. Aber wenn was nicht kaputt ist, reparier es nicht, sondern schreib  Revelations hinten dran. Wann kommt eigentlich endlich eine Pornoadaption?  Ass Assassins - No Mercy

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