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In Lagos brennen Menschen

Unser Freund hat uns Bilder von nigerianischen Demonstranten der Occupy-Bewegung geschickt, die man in Brand gesetzt hat.

Justice mit der Moderatorin von Fashion Week Internationale Charlet Duboc Hier kommt ein Interview mit unserem Freund Justice Karo, einem jungen Fotografen aus Lagos, den wir getroffen haben, als wir die demnächst erscheinende Episode von Fashion Week Internationale in Nigeria gedreht haben (kommt Ende Januar). Wir haben uns heute nochmal mit ihm unterhalten, nachdem er uns ein paar grausame/ erschreckende Bilder von der Gewaltwelle geschickt hat, die in Lagos ausgebrochen ist, nachdem einige Leute, die sich als Teil der Occupy-Bewegung sehen, angefangen haben, gegen die hohen Benzinpreise zu demonstrieren. Ein Freund von Justice hat die Bilder mit einer Handykamera geschossen. Wir denken an all unsere neuen Freunde in Lagos … WARNUNG: Im Folgenden werden Bilder zu sehen sein, die extrem verstörend und brutal sind. VICE: Wo wurden diese Fotos gemacht, Justice?
Justice Karo: Nicht weit weg von dem Ort, wo ich wohne. Dort, wo ihr mich besucht habt. In der Nähe von Ogba, im Süden des Landes. Die Bilder, die du mir geschickt hast, sind schrecklich. Hast du keine Angst, so nah an dem Ort zu leben, wo all diese Dinge passieren?
Ich hatte keine Angst, nein. Nachdem sie diesen Typen ermordet hatten, haben sie noch ein paar andere Leute erschossen. Ich war zu der Zeit in meinem Haus und ich erfuhr, dass ein paar Jungs aus Ogba später Rache nahmen, indem sie einen Polizisten anzündeten. Im Moment ist es auf Straßen ruhig. Erinnerst du dich, was in Lagos los war, als ihr hier wart? Stell es dir mal in der ruhigen Version vor.

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Das ist der lauteste und belebteste Ort, an dem ich jemals war. Ich kann mir vorstellen, dass sich das irgendwie gruselig anfühlt.
Nigeria befindet sich gerade in diesem Moment im Chaos, glaub mir. Und so viele haben für dieses Chaos mit ihrem Leben bezahlt. Du hast gesehen, was hier abging. Niemand hat irgendwas zu essen, die Verkehrssituation ist ziemlich schlecht und es gibt nichts, wohin man gehen kann.
Der Benzinpreis war schon vorher hoch. Sogar bei 65 Naira [ungefähr 30 Cent] gab es viele Beschwerden über den Preis, aber jetzt liegt er bei 150 Naira [ungefähr 70 Cent] pro  Liter und die Leute sind also richtig verärgert. Darum geht es bei den Demonstrationen der Occupy-Leute. Was macht Goodluck Jonathan dagegen?
Ich hab gehört, dass er in Südafrika auf einer Reise war. Er hat das Land verlassen, das in Flammen steht, wie man auf den Fotos sehen kann. Dieser Mann verdient mehr Geld, als ich mir überhaupt vorstellen kann und er versucht einfach, dem ganzen Stress aus dem Weg zu gehen, aber ich glaube, das wird nur schwer zu machen sein. Er wird dafür eine Menge Glück brauchen.
Na ja, heute ist ein weiterer trauriger Tag, meine Liebe, aber er nicht so traurig wie gestern. Eigentlich IST heute ein trauriger Tag, denn zwei Menschen sind gestorben. Was ist passiert?
Ein paar Leute wollten einen Bus anzünden. Daraufhin ist der Fahrer mit dem Bus geflüchtet und hat dabei einen Mann und eine Frau erfasst. Nachdem sie von dem Bus überfahren wurden, starben sie in einem Feuer … Was für eine schmerzvolle Art zu sterben.

Ach du meine Güte.
Als ich davon erfuhr, wollte ich wissen, was da draußen los ist, aber kein Bus fährt dahin, wo die Leute von Occupy demonstrieren. Das einzige Transportmittel war ein Okada [Motorrad-Taxi]. Ihr habt keine Ahnung, wie teuer das war! Ich habe fast das ganze Geld dafür ausgegeben, das ich bei mir hatte. Aber als ich dort ankam, oh mein Gott! Die Atmosphäre war großartig. Da waren alte Männer und Frauen, junge Männer und Frauen, Jungen und Mädchen, sogar Kinder. Ich habe noch nie in meinem Leben gesehen, dass sich Nigerianer so versammeln.
Ich war sehr froh, dort zu sein. Ich habe mich unter die Menge gemischt, meine Kamera ausgepackt und ein paar gute Bilder von Menschen, die Pappschilder mit selbstgeschrieben Botschaften an den Präsidenten in den Händen hielten, gemacht.

Was stand auf diesen Schildern?
Das Schild, was mich am meisten begeistert hat, war das von einem kleinen Jungen, auf dem in Pidgin-Englisch stand: „Herr Präsident!! Sie haben uns nicht gesagt, dass Sie uns verraten werden!" Wenn du mich fragst, ist Präsident Goodluck BAD luck und ich rate jedem einzelnen Nigerianer, der das hier liest, ihn nicht noch einmal zu wählen. Die erste Frage, die ich mir selbst gestellt habe, war: „Was weiß dieser kleine Junge schon?", aber ich kann seinen Kummer erkennen, denn der war ihm ins Gesicht geschrieben. Nachdem ich alles im Kasten hatte, bin ich wieder mit einem teuren Taxi nach Hause gefahren. Alles, was ich dazu jetzt sagen kann, ist: GOTT SEGNE UND HELFE MEINEM GELIEBTEN HEIMATLAND, NIGERIA. AMEN. (Justice versucht jetzt, ein Internet-Café mit einer ausreichenden Bandbreite zu finden, um uns seine Fotos zu schicken. Bald gibt es dann hoffentlich weitere Neuigkeiten aus Lagos.)