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Motherboard

Was der neue Google-Roboter über uns Menschen aussagt

Gestern wurde der neue Robo-Hund vorgestellt und das Video beweist: Wir sind eine Spezies von kulturpessimistischen Hillbillys, die gerne ihre Haustiere treten würden.

Menschen haben seit jeher ein schwieriges Verhältnis zu Robotern. Das zeigt sich schon in der frühen Unterhaltungsliteratur zu menschenähnlichen Maschinen, die uns von Beginn an als dunkle Bedrohung durch die Kulturgeschichte verfolgen: vom Typus der robotisierten Verführerin wie Olympia in Hofmanns Erzählungen oder die C3PO-ähnliche Maschinenfrau Maria in Metropolis über den seelenlosen biomechanischen Zombie wie die Monster in Frankenstein und Der Golem bis hin zu den bösen Invasionsmaschinen wie dem Androiden in Westworld, die Arachno-Monster in Matrix, die Daleks in Doctor Who oder Bender in Futurama.

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Woher diese Roboterphobie kommt, ist schwer zu sagen. Eine mögliche Erklärung ist, dass wir Menschen uns immer das Schlimmste ausmalen müssen, aber in Zeiten des bedingungslosen Fortschrittsglaubens keine Platz für kulturpessimistische Fortschrittsangst ist, weshalb wir solche Gedanken nur spielerisch verarbeiten können. (Ich nenne es die „Haha! Aber IM ERNST…"-These.)

Eine andere Erklärung ist, dass Roboter für eine Reihe anderer Ängste stehen, die jeder Mensch ganz natürlich in sich trägt: der Angst vor dem Fremden und die Angst davor, ersetzbar, unwichtig oder mit einem Ablaufdatum versehen zu sein. Hinzukommt unsere generelle menschliche Skepsis gegenüber jedem denkenden Wesen, das nicht gelegentlich schwer aus dem Bett kommt, unproduktive Tage vor dem Fernseher hat oder von Gewissensbissen geplagt wird, nachdem es zwei Packungen Pringles verschlingt. (Ich nenne es die „Haha! Aber IM ERNST—er ist bestimmt Massenmörder"–These.)

Was auch immer es ist, es macht uns zu schlechten Menschen. Denn während wir auf der einen Seite großartige technische Leistungen vollbringen und Dinge wie den neuen vierbeinigen Google-Roboter entwickeln, behandeln wir diese Erfindungen auf der anderen Seite zirka so, wie kautabakspuckende Hillbillys in Horrorfilmen aus den 70ern ihre Hunde behandeln.

Das gilt auch für „Spot", den neuesten in einer Reihe von Robo-Hunden, den das Roboterdesign-Unternehmen Boston Dynamics, das seit 2013 zu Google gehört, in einem neuen YouTube-Video auf seine Stabilität testet.

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Auch ihr allererstes Robo-Tier bekam bereits vor Jahren die wütenden Tritte von IT-Guys zu spüren, die vermutlich ihren ganzen Hass auf Skynet an „BigDog" ausgelassen haben. Liebe Boston Dynamics-Leute, ich verrate euch mal was: Der sicherste Weg, damit Skynet Wirklichkeit wird, ist es, Roboter heute so scheiße zu behandeln, dass sie sich in Zukunft mit der Unterjochung der Menschheit rächen wollen.

Anstatt uns mit krampfhaftem Herrschergehabe zu technologischen Hillbilly-Hundeschlägern zu machen, sollten wir lieber ein bisschen Kulturoptimismus tanken und uns besser an den guten, charismatischen und hilfsbereiten Robotern der Sci-fi-Klassiker orientieren: R2D2, Wall-E und Robby der Roboter aus Alarm im Weltall (die bezeichnenderweise alle recht wenig Ähnlichkeiten mit Menschen haben, fällt mir gerade auf).

Dann wäre alles vielleicht ganz anders. In diesem anderen Video von Boston Dynamics zum Beispiel sieht man Herrchen und Roboter friedlich durch die Steppe spazieren, als wäre in Amerika längst die Welt von Young Ones Wirklichkeit geworden. Wobei—wenn ich mich jetzt so an den Film zurückerinnere, sollten wir diese Spaziergänge vielleicht auch besser bleiben lassen und lieber nur noch Partyroboter bauen.

Markus streichelt auch auf Twitter gerne Roboterhündchen: @wurstzombie

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