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Das Museum der gescheiterten Beziehungen

Wenn eine Beziehung zu Ende geht, ist das in den meisten Fällen ziemlich scheiße und lässt die Beteiligten traurig zurück. Das Museum der zerbrochenen Beziehungen in Kroatien wirft nun aber ein komplett neues Licht auf den Akt des Schlussmachens.

Wenn eine Beziehung zu Ende geht, ist das in den meisten Fällen ziemlich scheiße und lässt die Beteiligten traurig zurück. Das Museum der zerbrochenen Beziehungen in Kroatien wirft nun aber ein komplett neues Licht auf den Akt des Schlussmachens. Nachdem sich die Künstler Olinka Vištica und Dražen Grubišić 2003 nach vier Jahren trennten, kamen sie auf die Idee, ein Museum zu eröffnen und die Ex-Partner dieser Welt dazu aufzufordern, all ihre herzzerreißenden Hinterlassenschaften nicht—wie es sich eigentlich gehört—einfach wegzuschmeißen, sondern stattdessen an das Museum zu stiften. Foto von Selene Fable Was als praktische Form einer persönlichen Therapie für ein ehemaliges Künstlerpaar begann, gipfelte im Jahre 2006 in einer Kunstausstellung im 41st Zagreb Salon. Von da an wurde das Museum der zerbrochenen Beziehungen zu einer Wanderausstellung, die eine immer größere Anzahl an berührenden, tragischen, komischen oder schlicht komplett kranken Überresten unglücklicher Beziehungen beinhaltete—allesamt inklusive einer kurzen Beschreibung und mit freundlicher Genehmigung der Stifter. 2010 wurde das Museum der zerbrochenen Beziehungen in Zagreb, dort, wo alles begann, sesshaft. Das Sammelsurium fehlgeschlagener Romanzen befindet sich neben einem Café, in dem zynischen Koffeinjunkies auf ihre sentimentalen Freunde warten, die dem Sog des Museums nicht widerstehen können. Vor Kurzem hatte ich bei einer Rundreise zu Stätten des Weltkulturerbes der UNESCO in Kroatien die Möglichkeit, mir das Museum anzusehen. Nicht dass das Museum auf dieser Liste steht, aber anschauen musste ich es mir trotzdem.
Es ist verdammt seltsam, sich Dinge, die für ein paar Unbekannte eine hohen emotionalen Wert haben, ganz objektiv zu betrachten, und ich wollte sehen, was das Museum so an deprimierendem und lustigem Zeugs zu bieten hat. Nur für den Fall, dass ihr in nächster Zeit keinen Trip nach Kroatien geplant habt, hier ein paar Highlights des Museums.

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Eine ungeöffnete Candy-G-String-Verpackung (2004 - 2008), Winterthur, Schweiz
Der Ex dieser armen Frau beschenkte sie mit Dingen wie Würstchen, Fahrradteilen und eben diesem Zuckerperlen-G-String, bevor er sie mit ihrer Kollegin betrog und ihr via E-Mail den Laufpass gab.

Die Hände einer Schaufensterpuppe (fünf Jahre), Berlin, Deutschland
Nach einer turbulenten fünfjährigen Beziehung und einem schmutzigen Streit entschied sich diese Person, sich ohne Erklärung aus dem Staub zu machen. Nachdem sie (oder er) am nächsten Morgen zurückkehrte, fand sie (oder er) die komplette Wohnung mit Polyurethanschaum eingesaut, und eine Schaufensterpuppe als einsame Zeugin. Keine Ahnung, warum der Puppe die Hände abgetrennt wurden, oder was das ganze mit Polyurethanschaum zu tun hat, aber es handelt sich hierbei zweifelsohne um eine Schlussmachmethode der extremen Art.

Falsche Brüste (drei Jahre), Belgrad, Serbien
Irgendein Typ kam auf die glorreiche Idee, seinem ehelichen Sexleben etwas mehr Drive zu geben, indem er seiner flachbrüstigen Frau diese lächerlichen Gipstitten schenkte. Sie verließ ihn.

Ein Bartpflegeset (1987 - 1996), Zagreb, Kroatien
Wer, abgesehen von 90-Jährigen und den Typen, die an Bartwettbewerben teilnehmen, benutzt sowas? Nicht der Man, der dieses praktisch nagelneue Rasierset an das Museum gestiftet hat. Eigentlich kein großes Opfer, wenn man es eh nie benutzt hat, aber was soll‘s. Ach ja, der Typ war übrigens  27 Jahre, verheiratet und Vater von drei Kindern, als er anfing, sich mit dem Mädchen zu treffen, das ihm das Bartpflegeset geschenkt hat. Sie war 17.

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Eine rote Perücke (Juli 2007 - März 2008), New York City, New York
Nachdem sie Schluss gemacht hatten, beschloss die Ex dieses Mannes den ganzen Mist, den er in ihrer Wohnung vergessen hatte, zurückzugeben. Er erkannte das meiste wieder, abgesehen von dieser roten Perücke, von der er schwört, sie noch nie gesehen zu haben.

Ein Wintermantel, vermutlich handgemacht (drei Jahre), Ljubljana, Slowenien
Offenbar gehörte dieser Pelzmantel zunächst einem Kerl namens „Ali Salem Mutlag von Jordanien“. Hierbei handelt es sich vermutlich um einen erfundenen Namen, den die Stifterin benutzte, um ihre von Anfang an zum Scheitern verurteilte Liebesgeschichte zu erzählen, welche sich im wesentlich folgendermaßen zutrug: Sie traf diesen schillernden, Pelzmantel tragenden Gigolo in Italien. Der Typ zog weiter, sie und sein Pelzmantel blieben zurück. Ihr ist sehr wichtig, uns wissen zu lassen, dass die Tatsache, dass sie seinen Pelzmantel bekam, sie keineswegs zu einem Flittchen macht.

Eine Dose Liebesessenz (1994), Bloomington, Indiana
Die Beschreibung zu dieser coolen Dose voller Liebesessenz lautet schlicht und ergreifend: „Funktioniert nicht!“ Echt, ohne Scheiß?

Eine Haarsträhne (weniger als zwei Monate), Skopje, Mazedonien
Miley Cyrus, Emma Watson und Felicity waren nicht die einzigen, die sich ihrer Locken entledigt haben. Diese Person hat es ebenfalls getan, allerdings erst, nachdem sie knapp zwei Monate mit einem Liebhaber verbrachte, der sie an den Rand des Wahnsinns getrieben hatte: „Ich schnitt mir die Haare ab und lebte für eine lange Zeit ohne sie und niemand liebte mich—und ich war glücklich.“

Eine Übernachtungstasche (17 Jahre), Ljubljana, Slowenien
Siebzehn verdammte Jahre und das ist alles, was diese beiden vorweisen können: eine mit Zahnbürste, Zahnpasta, Socken und einem T-Shirt gefüllte Plastiktüte? Kein Wunder, dass die beiden sich trennten … wenn sie mittlerweile nicht schon wieder zusammen sind. Genug gesagt. Die Zeit ist reif für eine Bestandsaufnahme von all dem übriggebliebenen Kram unserer Ex-Partner, den wir ebenfalls an das Museum der zerbrochenen Beziehungen spenden sollten.