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Popkultur

Wie sich ein Krankenhaus gegen rechte Hetze wehrt

Ein Patient soll in einem Krankenhaus in Ried zugunsten von Flüchtlingen abgewiesen worden sein. Das berichtet ein Facebook-Posting.

Wie schnell teilweise frei erfundene Geschichten durchs Netz gehen können, haben wir dieses Jahr schon oft miterlebt. Die Flüchtlingsdebatte wird immer wieder durch Unwahrheiten, die blindlings von tausenden Facebook-Usern übernommen werden, mitbestimmt.

Kürzlich ging ein Posting viral, in dem eine Userin aus Linz—nicht gerade unpolemisch—von einem jungen Dachdecker, der an einer Herzschwäche leidet, schreibt. Der 16-Jährige soll, nachdem ihm schlecht geworden war, im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Ried zugunsten zahlreicher „Asylanten" abgewiesen worden sein. „Mama, ich will doch nicht sterben", soll er dabei gefleht haben. Das Posting wurde bisher über 4.500 Mal geteilt, es werden minütlich mehr.

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Die Userin fordert am Ende ihres Beitrags noch dazu auf, das Posting zu teilen: „Solche Zustände/Missstände müssen verbreitet werden". Letztendlich fand die Geschichte ihren Weg zurück ins Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern, woraufhin man mit einer Richtigstellung reagierte.

Mag. Ulrike Tschernuth vom Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried erklärt im Gespräch mit VICE, wie man das Posting bemerkte. „Freunde haben uns darauf aufmerksam gemacht, nachdem es so oft geteilt wurde." Man habe bereits versucht, Kontakt zur Userin aufzunehmen—mit der Bitte, das Posting zu löschen. Bislang erfolglos.

Die Richtigstellung sorgte dafür, dass letztendlich sogar der vermeintliche Patient aufgetaucht ist, von dem in der Geschichte die Rede war. „Das waren doch wir?", postete eine Userin. Sowohl die Erwähnung einer Mutter als auch das genannte Datum stellten sich als schlichtweg unwahr heraus. Vor allem Letzteres erschwerte dem Krankenhaus die Suche nach dem betroffenen Patienten.

„Wenn zu der Zeit noch ein 16-jähriger Dachdecker mit Loch im Herzen im selben Krankenhaus war, das wäre dann wohl ein richtiger Zufall", so die Begleitung des Patienten in einem Kommentar. Auch seitens des Krankenhauses ist man sich gegenüber VICE sicher—es kann nur er gewesen sein.

Sowohl VICE, als auch das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern, als auch der Patient haben bereits versucht, mit der Userin in Kontakt zu treten. Woher sie die Informationen, die Beschreibung der örtlichen Atmosphäre und sogar die wörtlichen Zitate bezieht, bleibt unklar. Der Wahrheit dürfte davon jedenfalls nichts entsprechen.

Diesen Artikel dürft ihr übrigens gerne teilen—solche Missstände müssen nämlich verbreitet werden.

Franz auf Twitter: @FranzLicht