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Russland hat heute die komplette Wikipedia gesperrt – wegen Haschisch

Lieber sollen Russen gar nichts wissen, als dass sie wissen, wie man Hasch herstellt, findet die russische Zensurbehörde.

Verschiedene Seiten berichteten heute Morgen über die Sperrung von Wikipedia durch die russische Zensurbehörde Roskomnadsor. Gestern hatte die Behörde sämtliche Provider des Landes dazu aufgefordert, diesen Artikel über die Haschisch-Herstellung vom Netz zu nehmen. Da das technisch anscheinend nicht möglich war, hat Roskomnadsor angekündigt, umgehend die gesamte russische Wikipedia-Präsenz sperren zu lassen. In dem zensierten Artikel geht es um die Herstellung von Charras, einer Haschsorte aus dem Himalaya, bei der das Harz mit den Händen von den frischen Blüten gerieben wird.

Weil es den russischen Zensoren aufgrund des https-Protokolls nicht möglich ist, einzelne Seiten der Online-Enzyklopädie zu sperren, haben erste russische Provider Wikipedia heute früh komplett abgeschaltet, bis Ende der Woche soll die Enzyklopädie landesweit unerreichbar sein.

Erst vor Kurzem hatte die Behörde die Plattform Reddit gesperrt, weil es dort Berichte über den Konsum und die Wirkung halluzinogener Pilze gab. Reddit lenkte ein und sperrte den Zugang zu den Infos für russische User. Die Staatsmedien von Sputnik News berichten, wikipedia.ru habe angekündigt, Einspruch gegen die Sperrung einzulegen. Wikipedia weigert sich, die Seiten aus dem Netz zu nehmen, da der Artikel auf offiziellen Informationen der UN-Drogenbehörde UNODC beruht. Deren Vorsitzender Yuri Fedotov ist übrigens Russe. Grundlage für die jüngsten Zensurmaßnahmen ist ein Urteil eines russischen Gerichts in Astrachan, das der Klage der Anti-Drogen-Behörde FSKN des Landes stattgab und die Veröffentlichung neutraler Informationen zu illegalen Substanzen verbot.

Seit Inkrafttreten des Gesetzes zur Internetzensur im Jahr 2012 wurden in Russland Tausende Websites gesperrt, darunter die drei großer oppositioneller Zeitungen. Insgesamt sind 665.000 Seiten gesperrt, 40 Prozent von ihnen auf Antrag der Anti-Drogenbehörde. Russland ist das Land mit den meisten Drogentoten und hat eine weit überdurchschnittliche HIV-Infektionsrate.

Die anhaltende Zensur von Informationen zu illegalen Substanzen ist nicht nur ein lupenreiner Arschtritt für die Meinungs- und Pressefreiheit, sondern kostet Menschenleben. Durch das Zensieren wichtiger Informationen zu Safer-Use und zur Überlebenshilfe wird es noch mehr Opfer von Heroin, Krokodil oder neuen, synthetischen Drogen geben, von denen Russland jetzt schon mehr als genug hat.