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Sex

Eine Geschäftsfrau erzählt uns vom Sex auf Dienstreisen

Als Workaholic um die ganze Welt zu jetten macht die ganze Sache nicht einfacher.

Nicht nur die Jungjugend, auch wir halbwegs arrivierten Semester mögen Sex. Und der findet nun mal nicht immer in der Ehe statt. Als Geschäftsfrau on the road gibt es da verschiedene Möglichkeiten: die einsame Handarbeit, das züchtige Wimpernklimpern oder den wagemutigen Sprung ins kalte Wasser.

Der Grundsatz ist: Wenn du Lust hast, kannst du ficken. Vielleicht nicht den Traumprinzen oder den potentiellen Grossvater irgendwelcher Enkel, aber ganz bestimmt einen Mann, der was hergibt. Und in der Mitte des Lebens, wenn du am ehesten grossartige Geschäftsreisen unternimmst, hast du 40 Jahre Radius: 20 Jahre jünger, 20 Jahre älter, alles geht.

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Das Problem ist nur, dass der etwas betrunkene One Night Stand an sich nicht wahnsinnig attraktiv ist. In der schummrigen Bar stehend hast du die Wahl zwischen dem Schnurrbartträger mit Schatten vom Ehering und dem mit dem Bein wippenden Twentysomething in Skinny Jeans—oder dem Krimi im Bett, nach dem Haare waschen. In neun von zehn Fällen gewinnt der Krimi, besonders, wenn du den ganzen Tag hart gearbeitet hast oder weit gereist bist.

Aber manchmal ist es der zehnte Fall und man muss wissen, wie man sich am besten einen Mann aufreisst, wenn du nicht mit einem Cocktail in der Hand am Strand liegst oder in deiner Stammkneipe sitzt.

Erstmal ist es eine gute Idee, so schnell wie möglich einen rechten Vielfliegerstatus zu erreichen. Das geht am einfachsten (wenn auch nicht am billigsten) mit einem Erste Klasse-Flug von Los Angeles über Frankfurt, Zürich oder Wien nach Tokio, dann bist du gleich ziemlich hoch oben in der Vielfliegerhierarchie—und kannst dir bereits am Anfang des Trips ein paar anständige Anwärter ausloten.

Die Lounges sind nämlich voller geiler Männer, die alle schon mal Porno schauen würden, hätten sie nur etwas mehr Privacy. So bleibt's für sie dann zwar bei der Patience auf dem klobigen PC Laptop, aber du kannst bei einem Glas Wein oder einem Cappuccino in Ruhe checken, wer in der Duty Free-Tüte Parfüm für die Gattin dabei hat und wer auf dem iPad die letzte Folge von Ray Donovan schaut.

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Foto von der Autorin

Wenn du mit einem Economy-Ticket Vorlieb nehmen musst, schau, dass du gut gekleidet bist—schlepp vor allem nie eines dieser debilen Köfferchen auf Rädern hinter dir her! Gute Kleidung erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Upgrades und in der Business herrscht ziemlich strikte Apartheid: Da sind kaum Frauen und die Männer haben dicke Spesenkonten.

Einmal flog ich nach New York und bekam nur ein Economy-Ticket. Beim Einsteigen in den Flieger wurde klar, dass mein Platz zweimal vergeben worden war. Einmal an mich, dunkelblauer Rock bis knapp über die Knie, buntes T-Shirt, roter Lippenstift. Und einmal an den Typen im Trainer mit Adiletten. Die Flugbegleiterin (dunkler Rock, bunte Bluse, Lippenstift) schaute nur an mir herunter, blieb kurz an meinen geilen hochhackigen Sam Edelmans hängen, und setzte den Sportsfreund in den Eco-Sitz. Mich nahm sie mit in die Business und servierte mir den ganzen Flug über zwinkernd einen Champagner nach dem anderen. Ich landete sehr gutgelaunt am JFK.

Foto: Dmitry Petrov | Wikimedia | CC BY-SA 3.0

Am Zielort angekommen ist die Hotelbar ein guter Ort, um erstmal einen Martini zu trinken, oder wenn's später geworden ist, einen Whiskey. Ein paar Snacks dazu statt borniert essen zu gehen machen alles viel einfacher. Schau dich um: Wer liest ein Buch? Aus welcher Ecke kommen Smartphone-Tastentöne (disqualifiziert den Benutzer sofort)? Oder wie schnuckelig ist der Kellner? Manchmal reicht es auch, unerwartet süss nach dem Wifi-Passwort zu fragen. Oder, zum Beispiel in einer asiatischen Rooftop-Bar, nach einem Mückenspray.

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Manchmal nützt es, sich hilflos zu geben, nach Tipps zu fragen oder etwas zu erzählen—allerdings nur, wenn man sich absolut souverän auskennt und gar nicht wirklich etwas wissen will, sondern bloss jemanden im Bett braucht. Bei den Jungen reicht es, glamourös alt und souverän zu sein. Nicht viel zu sagen, aber viel zu lächeln. Ältere Männer mögen Esprit, irgendeine tolle Geschichte über den Car Service, das Wifi im Zimmer oder den Umsatz vom letzten Jahr.

Foto von der Autorin

Ironie ist bei allen gut, aber bitte nicht übertreiben. Die Herren wollen ernst genommen werden. Ob Sie dir mit einer die Brüste streifenden Bewegung die Serviette auf den Schoss legen oder am anderen Ende der Bar schweigend die Eiswürfel im Glas gegeneinander wirbeln lassen—sie sind wichtig und was sie wollen, müssen sie bekommen. Da ist es besonders angenehm—und auch effizient—sich als Feministin aufzustellen (was denn sonst, 2015?). Das garantiert Unterhaltungswert und, eben, Intelligenz des Gegenübers. Und so eine, die weiss, was sie will, will jeder haben. Wobei auch hier die Ironie dazugehört.

Natürlich musst du auf einer Geschäftsreise auch arbeiten. „Don't shit where you eat", hört man allenthalben, aber das ist Unsinn. Die meisten Leute lernst Du auch unterwegs am besten bei der Arbeit kennen. Da lohnt es sich, einen Plan zu haben für das, was dann eben nichts mit der Arbeit zu tun hat. Ganz wichtig ist es, dass der Job an sich gut gemacht wird. Ob du Kunden akquirierst oder Produkte anbietest, ob du netzwerken oder einfach nur schön sein musst, ob du viel Zeit im Transit verbringst oder ob die Reise nur in die Nachbarsstadt geht: Wenn dein Sexleben deine Performance stört, bringt der ganze Spass nichts.

Wenn du tatsächlich einen Kollegen flachlegst, ist die Hälfte der Freude der Tag danach. Das Gruppenfrühstück oder die Marathonsitzung, die du natürlich höchst professionell und ohne mit der Wimper zu zucken absolvierst. Dass der Typ auf der anderen Seite des Tisches dich gestern in den Arsch gefickt hat, geht schliesslich niemanden etwas an. Und ob es eine Fortsetzung gibt, ist auch nicht sicher. Das kommt auf deinen Plan an, auf seine Performance—und natürlich auf den Krimi.

Vice Schweiz auf Twitter: @ViceSwitzerland


Titelbild: Steffen Klaus | Flickr | CC BY 2.0