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Kotzen bei Burger King

Wir sind keine Experten in Sachen Fast-Food, doch die Idee seinen eigenen Whopper zu kreieren, gefiel uns.

Die Burger King Whopper Bar ist, wenn man einer Broschüre Glauben schenkt, „eine einzigartige Erfahrung für den Whopper-Feinschmecker [sic], mit außergewöhnlichen Saucen und erlesensten Zutaten, die es nur hier gibt." Whopper Bars gibt es nur in ausgewählten, kosmopolitischen Städten, wie etwa South Beach, Las Vegas und Kansas City. Selbst wenn man ihre Website besucht, kommt man sich vor, als wenn man eine entspannte Lounge für Hamburgerfetischisten betritt: „My Onions are Angry", säuselt eine sexy Frauenstimme, über einen einfallslosen Beat. Ich bin kein Whopper-Feinschmecker, aber die Idee, seinen Burger selbst zu belegen, gefiel mir. Die Bar in New York gilt als Aushängeschild, wahrscheinlich, weil es einen zweiten Stock gibt. Als ich dort war, war dieser zweite Stock jedoch gesperrt. In der Bar selbst war alles voller Unrat und Müll. Die Tische waren mit einer fettigen Schicht überzogen und die kleine Schlange, die sich gebildet hatte, bewegte sich unsäglich langsam. Es wurde sofort deutlich, dass es hier kein Fast Food im Wortsinn gibt. Dann war ich endlich an der Reihe. „Welche Zutaten möchten Sie?" „Alle, bitte."Oh, OK." Der Typ am Tresen wirkte etwas verwirrt. Aber gab es dann in die Kasse ein. „Möchten Sie Smoked Bacon oder Pepper Bacon?" „Beide Sorten, bitte." „Welchen Käse?" „Alle. Alle Käsesorten, die es gibt, bitte." Dann sagte er, dass er erst einmal den Chef holen müsse. Das Kassen-System erlaubte scheinbar nicht so viel Auswahl. Der Manager kam—und nachdem ich mit der Faust auf den Tisch schlug und auf „have it your way" bestand, zeigte er dem Kassierer, wie man die ganzen Saucen einbucht. Hier ist die komplette Liste, mit den dazugehörigen Beschreibungen von der Burger King-Homepage: • Geräucherter Speck: Hartholz geräuchert.
• Sautierte Mushrooms: goldbraun geröstet.
• Geröstete Zwiebeln: fein gehobelt, süßlich.
• Tomaten: frisch geschnitten und saftig.
• Mozzarella: natürlich und frisch.
• Guacamole: pürierte Avocados, leicht gewürzt.
• Knusprige Zwiebeln: leicht gebraten, goldgelb.
• Blauschimmelkäse: scharf und salzig.
• Salat: gartengereift und frisch.
• Salami: scharfer, italienischer Geschmack.
• Gepfefferter Speck: dick, mit einem Hauch Würze.
• Cheddar: kräftiger Vollmilchkäse.
• Essiggurken: gut gereift im eigenen Saft.
• Jalapeño: angenehm scharf.
• Schweizer Käse: mild und nussig.
• Amerikanischer Käse: reichhaltig an Geschmack.
• Zwiebeln: roh und würzig.
• Zwiebelringe: knusprig und traditionell Als nächstes die Saucen: • BBQ: das Original aus dem Süden.
• Blackened Cajun: würzige Essenzen, kreolisch
• A.1. (TM) Thick & Hearty: Gourmet Steak Sauce.
• Ketchup
• Bourbon Flavored: mit der Würze Kentuckys
• Thousand Island: mit gehacktem Gemüse
• Senf

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Am Tisch angekommen, wuchtete ich die Monstrosität mit beiden Händen hoch. Ich schwöre euch, das ganze Teil wog mindestens zwei Kilo und stank. Der Burger selbst fühlte sich unten kalt an und der ungesund-süßliche Duft, der mir entgegen wehte, als ich den Deckel hob, brannte mir in den Augen und drehte mir den Magen um. Der Teig war vollkommen von Sauce und Fett durchtränkt und glitt mir durch die Finger. Die Guacamole sickerte wie grüner Rotz nach draußen und die anderen Saucen vermischten sich zu einer bräunlichen Pampe. Diese Abnormität wollte ich wirklich vollständig aufessen, aber als ich den ersten Bissen nahm, wusste ich, das irgendetwas nicht stimmt. Ich spuckte es sofort wieder aus und fing an, unkontrolliert zu würgen, während ich mich über die Sitzbank beugte. Der intensive, süß-saure Geschmack prickelte und brannte mir am Gaumen, selbst nachdem ich es ausgespuckt hatte. An meinen Fingern lief Guacomole runter und Ketchup tropfte wie Blut von meinem Unterarm. Ich griff nach meinem „mittleren Getränk", um mir den Mund auszuspülen—in der Whopper Bar gibt es nur mittel und klein, aber klein ist bereits riesenhaft und mittel einfach gigantisch.

Das Ding schien sich selbst zu verdauen. Die Säure in den Saucen verflüssigte das Fleisch, den Teig und den Käse zu einem Schlamm, aus dem sich vor meinen Augen eine neue Gattung Nahrungsmittel erhob. Ich dachte mir, wenn ich nur einen kleinen Bissen nehmen und schnell zerkauen würde, könnte ich ihn runter kriegen. Aber keine Chance. Sobald das schreckliche Experiment meinen Gaumen berührte, drückte meine Zunge es instinktiv zurück nach draußen. Mein Körper wollte mich am Leben erhalten. Meistens, wenn jemand „ungenießbar" sagt, ist das im übertragenen Sinne gemeint. In etwa, wenn jemand sagt: „Diese pat de foi gras ist so trocken, sie ist praktisch ungenießbar!" Aber ich benutzte das Wort hier im rein wörtlich wissenschaftlichen Sinne. Der Whopper, den ich erschuf, war nicht länger ein Nahrungsmittel, auch wenn seine Einzelteile einstmals als Nahrung betrachtet werden konnten. Ich habe mal gehört, im Guinness-Buch der Rekorde steht ein Mann, der ein gesamtes Flugzeug verschlungen hat, indem er es in winzigste Stückchen zerteilte und es im Laufe von Monaten zu sich nahm. Ich nehme an, dies wäre der einzige Weg, das bösartige Monstrum zu essen, das vor mir lag.

Der Grund, warum mein Körper sich weigerte, den Whopper zu essen, hatte irgendetwas mit den Säurewerten zu tun. Mein Körper befahl mir, es wie ein transplantiertes Herz, das von einem Affen stammte, abzustoßen. Als ich mich auf der Zugfahrt nach Hause befand, fühlte ich mich schummrig und müde, selbst meine Scheiße sah die nächsten 18 Stunden seltsam aus. Tage später ist meine Wahrnehmung von Essen noch immer verzerrt. Egal ob Currywurst oder Hummer. Ich schmecke immer noch einen Hauch des Abscheulichen an meinem Gaumen, jedes Mal wenn ich schlucke. Ich ging hinaus in die Welt, um einen Whopper zu verzehren, doch der Whopper verzehrte mich.