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Popkultur

Pixar VS DreamWorks: Der Kalte Krieg der Animationsfilme

Ist das goldene Zeitalter der Computer animierten Erfolgsfilme längst vorbei? Wir sind von 'Monsters University' und 'Despicable Me 2' so wenig beeindruckt wie 5-Jährige von der NSA.

Wer hätte gedacht, dass zwischen den verspielten Erfindern all dieser putzigen Computer-Animationsfilme eine Rivalität herrscht. Man sollte bedenken, dass 60 % des Kinderprogramms heutzutage aus billig programmierten 3D-Renderings besteht anstatt Zeichentrick, gerade weil Buzz Lightyear, Shrek und Nemo in den 2000ern solche Riesenerfolge verbuchten. Aber es gibt immer noch einen Unterschied zwischen Animation und guter Animation.

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Dreamworks war lange der Pepsi-Gegner von Pixar, wobei sich die beiden Studios zur Zeit qualitativ die Waage halten—was irgendwie schrecklich traurig ist—und um die Gunst der kleinen Kinogeher kämpfen, denen dabei schamlos immer öfter richtig unausgegorene Scheiße aufgetischt wird.

Als ich The Incredibles (2004) gesehen habe, fing ich an Pixar wie goldenen Götzen anzubeten und halte sie immer noch für verdammte Zauberer der Bilderzählung. Dann kam Disney und assimilierte die Pixeltraumfabrik. Es folgten hie und da schwache, unmotivierte Produktionen, aber die herzlose Richtung von Cars 2 und Planes macht mich langsam wütend. Wollen sie mir mit diesen Kids Menu-Beigabenfilmen den letzten Rest an kindlicher Unschuld aus der Brust reißen? Anthropomorphe Autos haben Beziehungen und explodieren trotzdem und wichtig sind sowieso nur die von Spielzeugläden gepushten DVD-Release-Zahlen. Obwohl Toy Story 3 war echt ziemlich gut, muss ich sagen, und die ersten acht Minuten von Up brechen schließlich auch dem fiesesten MoFo das Herz.

Die Leute von DreamWorks waren hierbei im kreativen Direktvergleich immer schon lahm. Antz und der erste Shrek waren ganz cool, aber da gibt es jetzt auch schon wieder vier Teile von dem Sumpfoger in der anachronistischen Märchenwelt, Jesus Christus. Die Madagascar-Teile sind überhaupt der größte Wix  und ich würde mir lieber mit PCP die Hirnlappen wegätzen, als die nervigen Catchphrases noch einmal über mich ergehen zu lassen. Dann gibt es die völlig an uns vorbeigegangenen Titel wie: Over The Hedge, Sindbad, Spirit, Bee Movie, MegaMind, The Croods, etc. Das sieht mir nach einem wirr um sich schießendes Business-Prinzip aus. Auf die Art: "Irgendwas werden wir schon treffen!" Die Kung Fu Pandas und auch Rise of the Guardians waren dann eigentlich ziemlich OK. Langsam holen DreamWorks auf und deren How to train your Dragon war dann auch echt eine positive Überraschung. Pixars Ratatouille rockt trotzdem immer noch bedeutend mehr als Flushed Away, im Bezug auf Ratten. Um diese Diskussion weiter zu vertiefen, ist David mit Begleitung ins Kino gegangen

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Sex und Bildungslücken in Sachen Animation

Es ist schwierig für mich etwas über Animationsfilme zu schreiben, weil ich sie immer mit Kindern geschaut habe, ganz klassisch, und von selbst nur in Ausnahmefällen auf die Idee komme. Selbst an Sonntagnachmittag, wo meine geistigen Fähigkeiten oft nicht einmal reichen, Mjam richtig in den Browser einzugeben, schaue ich in 99 % der Fälle lieber einen idiotischen Actionfilm (Hallo Olympus has Fallen), als die neueste Pixar-Produktion. Und weil bei meiner kleinen Schwester der Schritt von Finding Nemo und Puppenspielen zu japanischem Splatter und Mit-Schwänzen-spielen ziemlich schnell gekommen ist, habe ich in Sachen Animation eine Bildungslücke von ungefähr 10 Jahren. Aus dieser Zeit hab ich mir nur die Crème de la Crème gepickt: Toy Story 1 bis 3 und WALL-E, wobei ich während WALL-E Sex hatte und ihn vielleicht doch nur deshalb gut fand.

Aktuell bin ich wieder ins Kinder-Kino-Business eingestiegen und habe mir Monsters University angeschaut. Aber um es mit den Worten einer 5-jährigen zu sagen: "Meh". Ich glaube, das liegt zum Einen daran, dass man als österreichisches Kind genauso wenig Ahnung von amerikanischen College-Riten hat, wie ich von American Baseball, weshalb ich mir Filme wie 42 und Moneyball gar nicht erst anschaue. Leider kommt der Film an die 5-Lacher-Regel nicht einmal ansatzweise heran und wie so oft bei aktuellen Filmen sind die besten Witze im Abspann. Das wär alles noch ok, wenn man eine emotionale Beziehung zu einem der Charaktere aufbauen würde. Aber im Gegensatz zu Brave, wo sogar ich ein bisschen Pipi in den Augen hatte, waren wir bei Monsters University nur traurig, weil das Popcorn aus war.

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DAVID BOGNER

Es bleibt bemüht unlustig

Ich bekomme Kopfweh, das nach Polyester schmeckt, von den extremen Farben bei Despicable Me 2. Das komödiantische Niveau ist das einer Stummfilmtortenschlacht. Wie schon bei The Lorax merkt man, dass ich, ein Typ mit Dreitagebart und Raucherlunge, nicht wirklich ins Publikum einer Zuckerwatte-Animation passe. Der erste Despicable Me (Ich, einfach unverbesserlich) hatte echt nur eine einzige, medioker witzige Szene. Bei diesem Teil 2 nervt uns der bekehrte Bondbösewicht samt seiner super-cuten Familie mit einer lieblos hingeworfenen Handlung, in der mittlerweile schon alles wurscht und billig ist.

Wahrlich uninspirierte Gags der gelben Kauderwelschmännchen mit Integrationshintergrund sind der Standard geworden. Hey, ich spritz dich mit einem Wasserschlauch ab und das ist lustig. Es wird das Gehabe von den Looney Tunes-Cartoons kopiert, aber schlecht, ohne Herz und leider länger als die kompakten 10-Minuten-Episoden von Bugs Bunny und Pepe le Pew. Die Computer generierten Bilder in Despicable Me 2 sind natürlich makellos genial gemacht und sehen umwerfend aus, aber mein unbeeindrucktes Schulterzucken sieht besser aus. Ich fühle wenig bis nichts bei diesem Film.

Also ich vermisse den Versuch, eine Brücke zu schlagen zwischen Baby berieselnder Unterhaltung und Strukturen mit Hintergründen für uns erwachsene Kindsköpfe. Das haben Pixar zeitweise sehr gut hinbekommen. Despicable Me 2 kann man aber ganz ohne Besorgnis beim Babysitten miteinpacken und dann laut aufdrehen um dann ungestört das Elternschlafzimmer auszuräumen. Au Pair, mon cher. Auch wenn ich bei so vielen der oben genannten Pixar-Klassikern mitfiebern musste wie ein Malariapatient und mich eh fast jede liebe, stilisiert glupschäugige Figur irgendwie emotional bewegt, habe ich etwas an meiner Begeisterungsfähigkeit für das animierte Genre des geruhsamen Gemüts eingebüßt. Fantasia wird fallen!

Wohlsein