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Popkultur

No Party like a Gatsby Party

Was wäre wohl passiert, wenn Jay-Z den neuen 'Evil Dead' produziert hätte, und nicht 'The Great Gatsby'?

Könnt ihr euch noch erinnern wie Leonardo DiCaprio öffentlich ertrunken ist und dabei schonungslos unsere Herzen gebrochen hat? Das war lange Zeit vor , Blutdiamanten, einem und seiner . Er ist wieder groß da — auch wenn er schon bessere Darbietungen bot — und sogar die bösesten aller Untoten feiern ein Comeback. Im Zuge dieser beiden Filme sind ablehnendes Kopfschütteln und Skepsis ebenfalls mit zurück.

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Karriere als sadistischer Sklavenpimp

There ain't no Party like a Gatsby Party

Mit diesem süffisanten und unwiderstehlichen Lächeln eröffnet Leo das gänsehäutige Feuerwerk The Great Gatsby, nachdem uns der Film über den ganzen Anfang hinweg mit ungeduldigen Schnitten und reißender Erzählweise überfordert hat. Beim Erstrahlen dieser wunderbaren Schlecko-Fresse kehrt endlich etwas Ruhe ein. Wisst ihr was, der Film ist OK. Viele Stellen fahren schön ins Gebein und der Buchvorlage wurden keine Unmenschlichkeiten angetan. Und doch fühlt man sich zum Ende hin von den fliegenden und überromantisierten Schreibmaschinensätzen, die neben Sternschnuppen über den Himmel blitzen, etwas verarscht. Ja, die meisten von uns wissen, dass es da eine Literaturvorlage in Form der Novelle von John J. Fitzgerald gab.

Baz Luhrmann ist ein Nineties-Regisseur, dessen Optik irgendwie leicht verstaubt wirkt und der auch seinen Schauspielern keine übernatürlichen Leistungen entlocken kann. Die Partys sind toll inszeniert und doch vergessenswürdig. Die Speed-CGI-Kamerafahrten durch ein Roger-Rabbit-New York und ein allgemein unechter Look der Oberschicht-Hintergründe werden nur durch den echt passablen Soundtrack gerettet. Den hat Jay-Z abgeliefert und gleich noch den ganzen Film mitproduziert.

Die überlange Saufsequenz im Hotel mit dem rassistischen, untreuen und Frauen-schlagenden Tom Buchanan (herausstechend gut gespielt von Joel Edgerton) bleibt dann doch wieder gut in Erinnerung. Ach, ich bin so zwiegespalten. So, wie wenn man eine Goldrolex in einem zugeschissenen Dixie-Klo findet.

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Mit Toby Maguire geht es mir genauso. Einerseits passt seine Besetzung als Beobachter am Rande, aber sein stimmbrüchiges Voice-Over schmerzt zutiefst, nur um mit Gewalt noch einige Buchzitate in den Film hineinzuzwängen — was auch wunderbar nur anhand der Bilder funktioniert hätte. Die Geschichte obsessiv-manischer Liebe und Rollenspielerei in einer verwöhnten Welt voller schlechter Menschen funktioniert aber perfekt wie jeher. Carey Mulligans Figur der Daisy geht etwas unter und oxidiert mittelmäßig zum Ende hin in ein feiges, dimensionsloses und schreck-menschliches Wesen. Sagen wir so: Das Material ist dermaßen ergreifend, dass man fast gar keinen wirklich schlechten Film daraus machen könnte. Obwohl manche Bücher vielleicht einfach gar nicht erst verfilmt werden sollten. Trotzdem habe ich jetzt auch Lust bekommen mir die '74er Version von The Great Gatsby mit Robert Redford anzuschauen. Dem wird ja übrigens eine heimliche homosexuelle Neigung nachgesagt, genau wie dem Autoren Fitzgerald. Oder lese ich da etwas zu viel hinein, The Gay Greatsby?

The Great Gatsby ist der Spring Breakers der Literaturverfilmungen

Nichts ist leichter als einen Film wie den neuen Gatsby in der Luft zu zerreißen, und genügend Kritiker werden das auch machen. Trotzdem hat Luhrmanns Adaption für mich einen sehr wichtigen und richtigen Punkt der Vorlage getroffen: Die Oberflächlichkeit und übertrieben künstliche Inszenierung des Films spiegelt genau die Oberflächlichkeit und fehlgeleiteten Ziele Gatsbys wider. (Schaut! Maguire und DiCaprio sind auch privat BFFs.)

Der American Dream — den Gatsby nur lebt um vom armen Arbeiterkind zum reichen Celebrity aufzusteigen und seine verlorene Liebe Daisy zurück zu gewinnen — ist plötzlich nur noch eine hohle Fassade aus rauschenden Partys und Reichtum. Darum ging es eben schon damals Fitzgerald und ist heute bei Spring Breakers noch genau der gleich geile Scheiß. Wie in den 1920er Jahren, als man leicht als Wall Street Ratte oder Alkohol Bootlegger schnell zu viel Geld kommen konnte, so wie mittlerweile als Bankenkrimineller oder Drogendealer.

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Und wer lässt sich nicht gerne blenden von all dem Glanz und Glamour: Schöne Frauen, Drogen und Goldglitter aus übergroßen Champagner Flaschen. Wenn diese Szenen in Gatsby gleichermaßen Party-Stimmung wie Ekel erzeugen, dann hat Luhrmann scheinbar doch irgendwas richtig gemacht. So we gon' dance until we drop, drop!

CHRISTIAN KRISPER

Man kann es nicht immer allen recht machen

Allzu viel gibt es nicht zu sagen über den neuen Evil Dead, außer, dass Fan-Service und eine zu ernste Herangehensweise, wenn auch noch so motiviert und von Sam Raimi, dem Evil Dead Urvater, gutgeheißen, ein Remake selten besser macht. Es bleibt und wird eine schwächelnde Neufassung bleiben, die von Referenzen auf das alte Material lebt. Ich sage nur, es gibt eine sehr detailiert ausgearbeitete Szene mit dem altbekannten Molesting Tree. Hierbei verweise ich auch immer gerne auf The Thing (2011), der wenigstens ein Prequel hingedreht hat, anstatt einfach die Prämisse zu kopieren und schwächelnde Referenzen einzubauen.

Man wird solche Filme immer mit ihren Originalen vergleichen und vielleicht wäre eine ganze neue Herangehensweise — Bruce Campbell fehlt doch sowieso — für die Horror-Neugeburt besser gewesen. Dass keine Computer-generierten Effekte verwendet wurden, sondern nur wunderbarer Make-Up-Ekel, ist natürlich sehr löblich. Ein Knie wurde noch nie so fürchterlich schön aufgeschnitten.

Aber Cabin in the Woods hat die Regeln des Spiels einfach geändert und selbst ein Genre-Film muss sich nicht mehr bloß an Genre-Regeln halten. Wenn Jay-Z hier mitproduziert hätte, sähe das Ganze sicher anders aus, mit viel mehr Slow-Motion und Zombies with Attitude. War das jetzt politisch korrekt? Keine Ahnung, Evil Dead ist in Wirklichkeit ziemlich cool, wenn ihr dann aber schmollend aus dem Kino kommen solltet, gebt nicht mir oder Jay-Hova die Schuld.

Josef auf Twitter: @theZeffo