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Was passiert, wenn Hunderte Kinderpornografie retweeten?

Während eines Konzerts in Irland wurde ein minderjähriges Mädchen dabei fotografiert, wie sie mit einem Mann Oralsex ausführte. Tausende Menschen halfen dabei, das Foto rasend schnell im Netz zu verbreiten. Haben sie sich alle strafbar gemacht?

Slane Castle in Irland, wo das besagte Konzert stattgefunden hat, via Wiki Commons.

Was tut man, wenn Hunderte, wenn nicht Tausende Menschen etwas in sozialen Netzwerken verbreiten, das als Kinderpornografie bezeichnet werden muss? Das werden wir bald anlässlich eines Falls in Irland herausfinden.

Während des Eminem-Konzerts, das am Samstag in Slane Castle stattfand, wurde ein Mädchen dabei fotografiert, wie sie mit einem Mann Oralsex und andere intime Akte ausführte. Am Sonntagnachmittag wurden die ersten Fotos im Internet hochgeladen und innerhalb kürzester Zeit verbreiteten sie sich im Netz.

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Der Hashtag #slanegirl schaffte es bei Twitter in die Trending Topics. Drei verschiedene Fotos zirkulierten für mehr als 24 Stunden und wurden für einen kurzen Moment am frühen Montagmorgen sogar zum weltweiten Trend. Einige Tweets des Bildes wurden mehr als zweihundertmal geteilt.

Auf Facebook beklagten sich ein paar Leute darüber, dass das Bild wiederholt in ihrer Timeline auftauchte; eine „Slane Girl“-Facebook-Seite erhielt währenddessen 8.000 Likes, bevor sie am Montag entfernt wurde.

Nicht anders als man es von der vorherrschenden Doppelmoral im Internets erwartet hätte, wurde der Typ auf den expliziten Bildern als „Held“ und „Legende“ bezeichnet; das Mädchen wurde währenddessen als Hure beschimpft, verhöhnt und gelegentlich bemitleidet. Niemand bemühte sich darum, die Männer auf dem Bild ausfindig zu machen, während die Identität des Mädchens innerhalb kurzer Zeit aufgedeckt (auf Instagram gibt sie sich als sechzehnjährig aus) und ebenfalls im Internet verbreitet wurde.

Irische Behörden haben bestätigt, dass das betroffene Mädchen minderjährig ist, und dementsprechend Ermittlungen eingeleitet. Wenngleich sich die Behörden noch nicht mit dem Mann oder dem Fotografen in Verbindung gesetzt haben, werden sie dies vermutlich bald tun, da das Bild in seiner Gesamtheit als Kinderpornografie angesehen werden kann. Pornografische Bilder von Personen unter 18 (in Irland unter 17) zu verbreiten, ist illegal. Selbst wenn die anderen Beteiligten ebenfalls minderjährig sein sollten, könnten sie für die Verbreitung von Kinderpornos angeklagt werden.

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Auch wenn sie nicht in das Klischee des alten Lüstlings passen, werden Fälle von Minderjährigen, die sexuell eindeutige Fotos von Gleichaltrigen im Internet verbreiten, von den Behörden keineswegs auf die leichte Schulter genommen. Für einen jüngsten Präzedenzfall betrachte man den Steubenville-Fall in den USA, bei dem ein junger Mann, der entsprechende Fotos verbreitet hatte, unter anderem für die Verbreitung von Kinderpornografie angeklagt und für schuldig befunden wurde.

Die Tatsache, dass die Bilder illegal sind, macht ein Teilen auf Facebook und Twitter zu einer Verletzung der Nutzungsbedingungen. Sowohl Facebook als auch Twitter nutzen die Anti-Kinderporno-Software PhotoDNA von Microsoft, die entsprechende Fotos mit einem digitalen Wasserzeichen versieht und alle Bilder des Dienstes filtert. So soll verhindert werden, dass die besagten Fotos erneut hochgeladen werden.

Twitter brauchte jedoch mehr als zwölf Stunden, bevor User daran gehindert werden konnten, das Bild weiter zu verbreiten; das PhotoDNA-System scheint aber auch nicht richtig zu funktionieren, denn noch immer sind Teenager und junge Erwachsene dabei, das Konzertfoto hochzuladen und zu teilen. Exemplare des Fotos, die am Sonntag hochgeladen wurden, waren bei Redaktionsschluss noch immer online.

In den Twitter-Regeln & -Richtlinien liest man:

„Wenn wir auf Links zu Bildern oder Inhalten aufmerksam gemacht werden, die die sexuelle Ausbeutung von Kindern fördern, werden diese ohne vorherige Ankündigung von der Website entfernt und dem National Center for Missing & Exploited Children (,NCMEC‘) gemeldet; zudem sperren wir Konten endgültig, die die sexuelle Ausbeutung von Kindern fördern oder Updates mit Links zu solchen Inhalten enthalten.“

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Was die Ermittlungen betrifft, twitterte heute mindestens eine Person, dass sie von der besagten Polizei zu einer persönlichen Aussage aufgefordert worden sei, der sie wahrscheinlich nachkommen wird. Bislang verhielt sich die irische Presse in dieser Angelegenheit relativ ruhig, mit Ausnahme von Journalisten, die sich damit in ihren Tweets damit rühmen, das Foto nicht veröffentlicht zu haben. #slanegirl wurde lediglich in einer Reihe von Radioprogrammen und einigen wenigen Nachrichtensendungen erwähnt, die sich nun, da die Garda Síochána (die irische Nationalpolizei) an dem Fall dran ist, der Sache angenommen haben.

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