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Wiens gefährlichste Jugendgang wurde zerschlagen

Heute wurde bekannt gegeben, dass die 150-köpfige Goldenberg-Gang zerschlagen wurde. Gegen die Burschen zwischen 14 und 21 Jahren liegen 106 Anzeigen vor.

Screenshot: VICE Media

Heute wurde bekanntgegeben, dass das Landeskriminalamt Wien die Jugendgang „Goldenberg" zerschlagen hat. Aufgrund eines Anstieges der Straßenkriminalität in Wien wurde eine temporäre Sondereinheit zur Bekämpfung von Straßenkriminalität eingerichtet, die letztendlich bis zum Drahtzieher der Gruppierung vordringen konnte. Die Bande, die zu einem großen Teil aus russischen Staatsbürgern besteht, hat angeblich unzählige Strafdelikte begangen—unter anderem schwere Körperverletzung, Betrug, schweren Raub und unrichtige Beurkundung. Aber nicht nur Russen, sondern auch einige Männer aus dem Kosovo, Österreicher und ein Afghane sind Mitglied bei den Goldenbergs. Seit 2013 liegen insgesamt 106 Strafanzeigen gegen die Burschen zwischen 14 und 21 Jahren vor.

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Hinter der Gruppierung steckt laut Wiener Polizei eine offensichtliche Struktur—es konnte festgestellt werden, dass ein innerer Kern aus Drahtziehern Befehle gibt, die die jungen Mitglieder, die zuvor per Mutprobe in die Gang aufgenommen wurden, ausführen mussten. Die Anwärter wurden zu Kämpfen und Schlägereien angestachelt, sowohl gegen Gangmitglieder als auch Fremde. So solle man beweisen, „dass man ein harter Kerl ist", sagt Oberstleutnant Robert Klug. Der innere Kern der „Goldenberg"-Gang sei sehr körperbetont und habe sich viel mit Kampfsportarten beschäftigt, heißt es auf der Pressekonferenz.

Organigramm zu den Verflechtungen der Goldenbergs. | Foto: VICE Media

Anfang des Jahres konnten nach einem Überfall auf einen Billa im ersten Bezirk fünf Jugendliche festgenommen werden. Im Februar wurde der Kern ausgeforscht, insgesamt 16 Personen wurden zur Anzeige gebracht, 10 sitzen noch heute in U-Haft.
Anführer der Gruppe ist der 20-jährige Magamed M., ein Russe, der sich unter dem Pseudonym Max Goldenberg stolz auf Facebook präsentiert hat. Zur Entstehung seines Namens gibt es laut Polizei zwei Theorien: Entweder ist der Name eine Anlehnung an einen „russischen Berg, auf den die Sonne scheint" oder er hat sich Mark Zuckerberg und sein wirtschaftlich bekanntermaßen ziemlich ertragreiches Imperium als Vorbild genommen. Ein Journalist fragt, ob sich denn wenigstens Max Goldenbergs Traum vom großen Geld erfüllt habe. „Na ja, zumindest hatte er ein Einkommen, das nicht dem eines 20-jährigen russischen Asylnehmers entspricht. Insgesamt ist ein Schaden von ungefähr 20.000 Euro entstanden."

Die Gruppe an sich existiert noch heute, die Zugehörigkeit allein ist nicht strafbar. Die Zugehörigkeit zum inneren Kern aber sehr wohl. Die Goldenbergs haben ein gemeinsames Erkennungszeichen—einen Schriftzug, den sie sowohl auf Facebook zur Schau gestellt, als auch teilweise als Aufnäher getragen haben. In ihrem Heimatbezirk Favoriten haben sich die Goldenbergs regelmäßig getroffen, eines ihrer Stammlokale befindet sich am Reumannplatz.

Max Goldenberg und auch der Rest der Goldenbergs sind nicht bereit, mit der Polizei zu kooperieren. Obwohl die Mitglieder durch die Bank sehr jung sind, haben sie sich bei Festnahme und Verhör professionell verhalten und waren sich ihrer Rechte durchaus bewusst. Auf die Frage, ob sie von der Polizei eingeschüchtert waren, heißt es: „Sie können gar nicht eingeschüchtert sein, die Polizei schüchtert nämlich nicht ein. Was zählt, sind die Fakten." Ein paar Leute im Raum lachen und Oberstleutnant Klug erklärt noch, dass die Polizei immer froh ist, wenn Täter Fehler begehen und sich wie die Goldenbergs offensiv im Internet zeigen. „Sie waren sich ihrer Sache einfach zu sicher."

Verena auf Twitter: @verenabgnr