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Wir haben Flüchtlinge in Dänemark gebeten, uns ihre Wertsachen zu zeigen

Das dänische Parlament hat am 27. Januar ein umstrittenes Gesetz verabschiedet, das es u.a. Polizisten erlaubt, Flüchtlinge nach Wertgegenständen zu durchsuchen.

Am Dienstag, den 26. Januar, hat das dänische Parlament mit großer Mehrheit eine Verschärfung des Asylgesetzes beschlossen. Dies soll Dänemark zu einem weniger attraktiven Ziel für Flüchtlinge und Migranten machen. Unter anderem verlängert Gesetz L87 die Wartefrist für eine Familienzusammenführung auf ein bis drei Jahre, kürzt die finanzielle Unterstützung für Asylsuchende um 10 Prozent und beschränkt Aufenthaltsgenehmigungen für zukünftige Asylsuchende in Dänemark. Und dann gibt es da natürlich noch das Detail, das bereits einiges an medialer Aufmerksamkeit bekommen hat: Das Gesetz wird es Polizeibeamten erlauben, die Wertsachen von Flüchtlingen zu konfiszieren. Damit soll ihr Aufenthalt in Dänemark während des Asylprozesses finanziert werden.

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Diesen Teil des Gesetzes haben Menschen in Dänemark den Namen „Schmuckgesetz" gegeben, und dieser Paragraf hat auch international große Empörung hervorgerufen. Tatsächlich hat Dänemark nicht mehr solche globale Aufmerksamkeit genossen, seit Jyllands-Posten sich vor 10 Jahren entschied, den Propheten Mohammed darzustellen. Und genau wie damals ist es nicht gerade die Art von Aufmerksamkeit, die Mitarbeiter der dänischen Touristikbranche Schampusflaschen köpfen lässt.

Man könnte jetzt darüber diskutieren, wie legitim es ist, dass internationale Mediengiganten Dänen mit den Nazis vergleichen, die Juden ihr Gold und ihre Wertsachen raubten. Doch der Fakt bleibt bestehen, dass die dänische Polizei nun Asylsuchende in Dänemark durchsuchen und gewisse Wertsachen konfiszieren darf.

Der dänische Premierminister Lars Løkke Rasmussen sagte über das Gesetz: „Der springende Punkt ist, dass von allen das Gleiche verlangt wird, seien sie nun Asylsuchende oder Dänen—und die Erwartung lautet, dass man sich selbst versorgt, wenn man dazu in der Lage ist." Allerdings darf die Polizei lediglich Wertsachen konfiszieren, die einen Wert von 10.000 Kronen übersteigen (1.340 Euro) und die keinen sentimentalen Wert haben. Das wirft natürlich die Frage auf, wie große reale Auswirkungen gerade dieser Teil des Gesetzes eigentlich haben wird.

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Um uns einen Eindruck zu verschaffen, welche Wertgegenstände Flüchtlinge bei ihrer Ankunft in Dänemark bei sich hatten, hat VICE ein altes Krankenhaus im Hafen von Helsingør besucht, das aktuell als Unterkunft für etwa 150 Flüchtlinge dient. Folgendes hatten fünf der Menschen, die sich zu einem Interview bereit erklärten, bei sich:

Abdul Khader ist ein 44-jähriger Syrer. Er ist vor fünf Monaten nach Dänemark gekommen. Sein wichtigster Besitz ist das schwarze Armband, denn das hat ihm seine 16-jährige Tochter geschenkt. Sie ist momentan mit ihren zwei Geschwistern und ihrer Mutter in der Türkei. Abdul Khader schätzt, dass diese Gegenstände insgesamt auf einen Wert von 1.500 Kronen kommen (200 Euro).

Subhe Mohammad kommt aus Syrien und ist 40 Jahre alt. Er ist seit vier Monaten in Dänemark. Seine Frau und seine drei Kinder sind noch immer in Syrien. Sein wichtigster Besitz ist sein Handy, dessen Speicher voll mit Fotos von seinen Kindern ist. Subhe Mohammad schätzt, dass seine Wertgegenstände zusammen etwa 1.700 Kronen (230 Euro) wert sind.

Laith Wadea ist 31 und kommt aus dem Irak. Er ist seit fünf Monaten in Dänemark. Im Irak war er Lehrer und Schmied. Der Gegenstand, der ihm am wichtigsten ist, ist seine Silberhalskette mit einem Madonna-Anhänger, die ihm seine Mutter gegeben hat. Abgesehen von der Halskette hat er ein iPhone 6 und eine gefälschte Uhr. Er schätzt, dass seine Wertsachen insgesamt 6.000 Kronen (800 Euro) wert sind.

Naschet Blank ist 40 Jahre alt. Er ist vor vier Monaten mit seiner Frau und seinen drei Kindern aus Syrien nach Dänemark gekommen. Sie haben all ihre Wertsachen verkauft, um Europa durchqueren zu können—auch ihre Eheringe. Sein Handy und sein Portemonnaie bedeuten ihm nichts. Er schätzt, dass sein Besitz insgesamt auf 500 Kronen (70 Euro) kommt.

Ahmad Farman ist 25 Jahre alt und kommt aus dem Irak. Er ist seit fünf Monaten in Dänemark. All seine Sachen sind ihm gleich wichtig, doch das Handy enthält einige Fotos, die ihm besonders viel bedeuten. Er schätzt den Wert seiner Sachen auf insgesamt 1.500 Kronen (200 Euro).