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Wir haben Häftlinge gefragt, was das pädophile Subway-Maskottchen jetzt im Gefängnis erwartet

Sexualstraftäter haben es im Gefängnis heutzutage viel einfacher als noch vor zwei Jahrzehnten. Für den ehemaligen Sprecher der Sandwich-Kette Subway wird das Ganze trotzdem kein Vergnügen.

Jared Fogle im Jahr 2007, als er laut den Behörden mit den Sexualverbrechen angefangen haben soll, die ihm jetzt im Gefängnis teuer zu stehen kommen können. Foto: SemperDoctus | Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0 Jared Fogle, der durch den Verzehr von Subway-Sandwiches angeblich über 100 Kilo Gewicht verloren haben soll und so zum Sprecher der Fastfood-Kette wurde, wird in Gefängniskreisen als Chomo bezeichnet. Das steht für „child molester", also Kinderschänder—der Abschaum der Menschheit, den andere Häftlinge wie Dreck behandeln, um sich selbst besser zu fühlen.

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In der Gefängniskultur geht es vor allem darum, sich selbst als größer, als stärker und—ganz wichtig—als gerechter als jeder andere Insasse darzustellen. Pädophile und andere Menschen, die aufgrund von Sexualverbrechen gegen Minderjährige verurteilt wurden, sind in den Strafanstalten allgemein verhasst. Als Fogle also vergangenen Mittwoch zustimmte, sich im Bezug auf die Anklagen wegen Besitzes und Verbreitung von Kinderpornografie sowie wegen der Bezahlung für Sex mit Teenagern für schuldig zu bekennen, ließ das die Insassen aufhorchen. Das ehemalige Sandwich-Maskottchen, das wohl eine Haftstrafe zwischen fünf und zwölfeinhalb Jahren erwarten kann, hat jedoch Glück: Die amerikanischen Gefängnisbehörden haben die Umstände für Häftlinge, die hinter Gittern als Außenseiter gelten, in den letzten Jahren langsam aber stetig verbessert. Das Bureau of Prisons (BOP) ist im Jahr 2015 eine komplett andere Einrichtung als noch in den 90er Jahren.

Zu Fogles Pech wird er von den anderen Insassen allerdings immer noch eine Extrabehandlung bekommen.

„In staatlichen Gefängnissen haben Kinderschänder nur minimale Rechte", erklärt uns Steve, der vor Kurzem eine zweijährige Haftstrafe in der FCC Forrest City (eine Einrichtung mit niedriger Sicherheitsstufe im US-Bundesstaat Arkansas) zu Ende brachte, wo auch viele Sexualstraftäter untergebracht sind. Chomos werden von den Mithäftlingen „oft am Fernsehschauen gehindert. Auch im Innenhof oder im Essenssaal wird ihnen nur ein sehr begrenzter Platz zugeteilt. Außerdem ist es ihnen nicht gestattet, sich in bestimmten Bereichen aufzuhalten oder bestimmte Tätigkeiten auszuüben. Im Anbetracht des Bekanntheitsgrades von Fogle bin ich mir sicher, dass er nicht einmal die Möglichkeit haben wird, seine Zelle zu verlassen, ohne dumm angemacht oder bedroht zu werden. Er ist wohl am besten dran, wenn er seine Haftstrafe in einem abgesonderten Bereich absitzt, wo niemand Kontakt mit ihm aufnehmen kann."

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Es ist wahr: Falls Fogle in ein Gefängnis mit höherer Sicherheitsstufe gesteckt wird, wo auch Mörder und andere gewalttätige Verbrecher einsitzen, die ihn als eine Art einzigartiges Übel ansehen, und er keine Schutzhaft beantragt oder bekommt, dann hat er wirklich Ärger am Hals.

„Was den Subway-Typen betrifft: Wenn er in irgendein anderes USP [US-Strafanstalt] als das in Tucson gesteckt wird, dann wird er ordentlich kassieren—oder sogar noch schlimmer", meint ein Häftling zu uns, den wir hier mal Tim nennen und der schon seit über 20 Jahren im Gefängnis sitzt. „Inzwischen sind die Strafanstalten so voll mit diesen Typen, dass es jetzt sogar schon Einrichtungen eigens für sie gibt—zum Beispiel das USP Tucson oder die Haftanstalt in Marianna, Florida. Wenn du kein Chomo bist und trotzdem dort landest, sagt man dir ganz am Anfang, dass du direkt zehn weitere Jahre bekommst, wenn du einem von diesen Typen wehtust. Jeder, der dorthin kommt, wird genauestens durchsucht."

In den Einrichtungen von Tucson und Marianna gibt es spezielle Bereiche für Sexualstraftäter und andere Gefängnisse wie FCC Forrest City gelten in Fachkreisen als so etwas wie sichere Auffangbecken. All das suggeriert, dass das BOP gelernt hat, bei der Unterbringung von Sexualstraftätern Vorsicht walten zu lassen.

„Ich glaube, dass die Behörden es einfach nur satt haben, die ganzen Krankenhausrechnungen und Prozesskosten zu bezahlen, die anfallen, weil Kinderschänder überall zur Zielscheibe werden. Deshalb gibt es jetzt schon ganze Gefängnisse nur für diese Leute", meint Tim.

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Ein weiterer Knastveteran namens Judge stimmt dem zu. „Der Subway-Typ landet wahrscheinlich in einem Gefängnis mit niedriger Sicherheitsstufe, wo es eher entspannt zugeht", sagt er. „Wenn wir Glück haben, dann kommt er in eine Haftanstalt, wo sie ihm erst mal noch einen Haufen Geld abknöpfen und dann erst das Gesicht zusammentreten. Wenn er allerdings in ein staatliches Gefängnis kommen sollte, dann wäre es das für ihn—dann hätte er wohl nicht mal mehr die Zeit, sein Bett zu beziehen, denn dort wird er als eine Art Trophäe angesehen. Derjenige, der ihn umlegt, würde richtig berühmt werden."

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1993 landete ich aufgrund einer mit LSD zusammenhängenden Anklage selbst in einem staatlichen Gefängnis und damals traf man in seinem Block nicht wirklich auf irgendwelche Sexualstraftäter—man hat immer nur Geschichten darüber gehört, wie diese Typen zusammengeschlagen oder in Einzelhaft gesteckt wurden, weil man ihre Papiere nicht akzeptierte (Insassen werden von anderen Häftlingen oft dazu aufgefordert, Dokumente vorzulegen, die deren Unschuld unter Anderem im Bezug auf Sexualverbrechen gegen Kinder beweisen). Als ich dann im Jahr 2008 in der FCI Loretto, einem Gefängnis mit niedriger Sicherheitsstufe in Pennsylvania, landete, fiel mir auf, wie sich viele verurteilte Pädophile im Innenhof aufhielten. Natürlich gab es auch immer noch die Typen, die ihre Hardline-Anti-Chomo-Ansicht vertraten, aber das Paradigma schien sich zu verschieben.

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„Meiner Meinung nach werden die Chomos heutzutage nicht mehr so behandelt, wie sie behandelt werden sollten", meint Ali, ein Häftling, der schon seit über 20 Jahren im Gefängnis sitzt. „Es ist tatsächlich so, dass die meisten Leute einige dieser Arschlöcher respektieren. Natürlich wird man auch versuchen, Fogle Geld rauszuleiern."

Ich erinnere mich noch an einen Zwischenfall, der gegen Ende meiner Haftstrafe passierte und bei dem uns von den Wachen eingebläut wurde, dass Sexualstraftäter ebenfalls das Recht besitzen, sich im Innenhof aufzuhalten. Zusammen mit ein paar älteren Mafia-Typen, die genau wie ich auch schon zehn oder mehr Jahre in Gefängnissen mit höheren Sicherheitsstufen verbracht hatten, stemmte ich Gewichte und unsere Hanteln waren an der Mauer aufgereiht. Dann kam ein schmächtiger, junger Geek mit Brille rüber, schnappte sich ein paar 7,5-Kilo-Hanteln, die wir eigentlich fürs Frontheben verwendeten, und fing an, damit Curls zu machen. Sein ganzes Auftreten schrie förmlich nach Kinderschänder.

Einer von uns rannte anschließend zu dem Typen hin und brüllte ihm ins Gesicht: „Du verdammter Chomo fasst hier keine Gewichte an! Und das gilt für immer!"

Der junge Kerl legte mit gesenktem Blick die Gewichte nieder und zog sich zurück, weil er nicht noch mehr Stress haben wollte. Allerdings beobachte eine der Wachen den ganzen Zwischenfall und erzählte alles dem Aufseher unseres Blocks. Schließlich wurden wir in dessen Büro zitiert.

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„Hört zu", meinte besagter Aufseher zu uns, „ich mag diese Typen genauso wenig wie ihr, aber ich muss eben sicherstellen, dass sie ihre Haftstrafe unbeschadet absitzen können. Wenn also das nächste Mal einer von denen bei euch mitmachen will, dann gebt ihr ihm die Hanteln, verstanden? Der Innenhof gehört nicht euch allein."

Wir haben die ganze Sache zwar mit einem Lächeln abgetan, aber mit dem Typen haben wir uns auch nie wieder angelegt. Die Haftanstalt mit der niedrigen Sicherheitsstufe und der damit einhergehenden kaum vorhandenen Gewalt und den relativ lockeren Vorschriften war einfach zu schön. Nachdem wir mehrere Jahrzehnte in Hochsicherheitsgefängnissen verbracht hatten, genossen wir alle die Annehmlichkeiten, die wir zu diesem Zeitpunkt hatten. Also ließen wir die Chomos gewähren.

Deshalb bin ich auch der Meinung, dass das ehemalige Subway-Maskottchen aufgrund seiner Berühmtheit zwar schon angepöbelt werden wird—aber man wird Fogle wohl auch nicht ständig zusammenprügeln. Sein Celebrity-Status könnte ihm sogar Vorteile verschaffen, egal ob nun im Bezug auf die Behandlung durch andere Insassen oder im Bezug auf die Tatsache, dass Justizvollzugsbeamte alles dafür tun, dass eine berühmte Person im Gefängnis keine negativen Schlagzeilen macht.

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„Er sieht richtig aus wie ein Chomo und wird wohl trotzdem wie ein König behandelt werden", meint Will, der 16 Jahre wegen Kokainbesitzes absitzt und davon die meiste Zeit im FCC Forrest City verbracht hat. „Er wird Softball spielen dürfen und als Star angesehen werden. Die Behörden kümmern sich schon um ihre Pädos."

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In Gefängnissen, in denen viele Sexualstraftäter untergebracht sind, spekuliert man schon fleißig.

„Hier hat die Diskussion bereits begonnen, ob er sofort in Schutzhaft gesteckt wird, oder ob er sich erstmal frei im Hof bewegen darf", erzählt T-Max, der seine Haftstrafe im FCC Forrest City verbringt. „Forrest City bietet Fogle einen exzellenten ‚Rund-um-die-Uhr-Chomo-Schutz' und die Chomos von hier beten dafür, dass er ihren Kreisen beitritt. Man sagt auch schon voraus, dass er vielleicht zum ‚Chomo-Anführer' gewählt wird—egal in welche Haftanstalt er auch landen wird."

Chomos sind jedoch nicht zwangsläufig komplette Außenseiter. Im FCC Forrest City hatte ich sogar einen Kumpel, der mit einem Sexualstraftäter eine Art Handel trieb. Er nannte den Typen seinen „Chomeboy", ging mit ihm zusammen im Innenhof spazieren, ließ ihn im Essenssaal neben sich sitzen und verbrachte einfach ein wenig Zeit mit ihm. Im Gegenzug kaufte ihm der Chomo jede Woche diverse Gefängnisgüter, also war das Ganze eine Art leichte Erpressung.

Ich selbst habe mit Sexualstraftätern oft Gespräche geführt, in denen ich sei bei ihrer Ankunft über die Regeln unterrichtete. Die meisten von ihnen wollten einfach keinen Ärger bekommen, sondern einfach nur ihre Haftstrafe absitzen und vielleicht ein bisschen Dungeons and Dragons spielen. Gefängnis ist nun mal das, was man daraus macht: Wenn man sich bedeckt hält, sich anpasst und keinen Stress macht, dann kann ein verurteilter Sexualstraftäter selbst in staatlichen Gefängnissen ohne großartige Probleme seine Strafe abbrummen.

Das soll jetzt natürlich nicht heißen, dass Fogle eine schöne Zeit haben wird.

Ein ehemaliger Insasse namens Jimmy, der über zehn Jahre in einer Haftanstalt mit mittlerer Sicherheitsstufe verbracht hat, drückt das Ganze folgendermaßen aus: „Er wird im Gefängnis definitiv einiges einstecken müssen."