Alle wollen zurück zur Natur, aber keiner zu Fuß—Die Arena Roadtrips im März

Facebook übernimmt WhatsApp, Testergebnisse von Schulklassen fließen auf einen rumänischen Server und fragwürdige Unternehmen sammeln Bigdata für rätselhafte Zwecke. Ganz klar, dass solche Nachrichten zu Gegenreaktionen führen, die kurioser nicht sein könnten. In den USA gibt es zum Beispiel die Wild Roots-Bewegung, die mit „Primitive Skills“-Workshops den Menschen zur steinzeitgemäßen Natur zurückführen. Nicht nur das Basiswissen über Mammutjagd soll dabei wieder im menschlichen Gehirn aktiviert werden, sondern auch das Essen von Waschbären und Kleinvögeln, die als „Roadkills“ den Waldrand säumen, gehört zum Programm der Wild Roots. Die Rückbesinnung auf das Gewesene ist dabei längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Während einige die mystische Geschichte der Cherokee-Indianer benötigen, um der modernen Zivilisationsangst zu entfliehen, reicht anderen schon die Anschaffung von Waldviertlern und Hanffaser-Rucksäcken, um sich eins mit der Natur zu fühlen. Niemand würde mehr auf die Idee kommen, Bekleidung ohne das Label „Vintage“ zu tragen, IKEA ist ohne geometrische Formen im dezenten braun/orange-Ton nicht mehr vorstellbar und nach der Rückkehr des Vinyl ist es nur mehr eine Frage der Zeit, bis das Naturprodukt Schellack wieder Einzug in die heimischen Massivholz-Plattenspieler nimmt. Und ganz ehrlich? Diese Entwicklung könnte mir besser nicht in den Kram passen.

Denn abgesehen von all den konsumorientierten Kulturbarbaren erweckt die Retro-Welle musikalische Stilmittel wieder zum Leben, die man fortan nicht länger in der Vergangenheit suchen muss. Und wer nicht gerade neugierig drauf ist, wie es sich vor zwei Millionen Jahre anfühlte, den Arsch mit Ahorn-Blättern abgewischt zu bekommen, muss für einen Vintage-Kick nicht einmal die Stadt verlassen. Die „Roadtrips To Outta Space“ bieten nämlich auch im März wieder die Möglichkeit, einer musikalischen Zeitreise beizuwohnen—ganz ohne archaische Rituale und kneifende 70s-Spaghetti-Stühle.

5.3. GRAILS / LILACS & CHAMPAGNE / WALSER

Die mächtigen

Grails

aus Portland dürften den meisten von euch ein Begriff sein, beglücken sie uns doch schon seit über einem Jahrzehnt regelmäßig mit atmosphärischen Klangteppichen und hippie-esken Sitarklängen im dronedurchtränkten Retrofeeling- und das sowohl auf Platte, als auch live. Das aktuelle Sammelwerk „Black Tar Prophecies“ wurde 2013 klassisch auf Vinyl veröffentlicht und mit dem bandeigenen Project

Lilacs & Champagne

im Vorprogramm starten die psychedelischen Postrocker ihre Europa-Tour mit dem Gig in der Wiener Arena. Lasst euch das nicht entgehen!

24.3. SUMA / PYRAMIDO

Ähnlich Schwermütig geht es bei den Schweden von

SUMA

zu. Die Doom-Combo steht für ohrenbetäubende Heavyness, die sich gerne auf eine Stufe mit Sleep oder den Melvins stellt. Außerdem standen die Musiker bereits 2010 mit Triptykon-Mastermind Tom G. Warrior auf der Bühne des legendären ROADBURN-Festivals in Tilburg, NL. Ihr letzter Besuch ist jetzt schon wieder ein Zeiterl her und wir freuen uns sehr, sie gemeinsam mit

Pyramido

, den Slow-Rock Nachbarn aus der Heimatstadt Malmö, im Arena Dreiraum begrüßen zu dürfen.

1.4. RED FANG

Dass doomiger Sludge-Sound nicht immer bitterböse und menschenfeinlich sein muss, beweisen die Amis von

Red Fang

. Datumbewusst spielt die humorige Truppe aus Portland in der Wiener Arena auf und präsentiert ihr neues Werk mit dem vielversprechenden Titel „Whales and Leeches“. Wer Bandvideos wie „Prehistoric Dog“ oder „Wires“ kennt und schätzt, freut sich zurecht auf eine Performance mit Kultpotential. Eingeleitet wird der Abend von den schrägen Black Sabbath-Huldigern

The Shrine

(US) und den Doom-Thrashern

Lord Dying

.

Wie immer haben wir 2x2 Tickets pro Gig für euch, die ihr unter Nennung der jeweiligen Band an win@vice.at abstauben könnt. Psych!