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Macht Yoko Ono jetzt EDM?

Geh mal zur Seite, Björk. Yokos „Bad Dancer“ ist unsere neue seltsame Club-Hymne.

Der größte Konzeptkunst-Coup, den Yoko Ono jemals gelandet hat, war, die Beatles zu zerstören. Denn in der Rückschau sind die Beatles heuchlerische und überbewertete Mitläufer, die wussten, wie man eingängige Songs schreibt, aber mehr auch nicht. Doch das war bis jetzt.
Denn im YouTube-Player da oben schlummert das neue Musikvideo von Yoko Onos „Bad Dancer". Bevor du aber zielsicher mit deiner Maus das kleine rote Dreieck ansteuerst, mach dich zuerst darauf gefasst, dass deine Vorstellung über die Welt gleich dermaßen durcheinandergewirbelt wird wie loses Papier auf einem Schreibtisch während eines kräftigen Erdbebens.

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Um aber gleich zur wichtigsten Frage zu kommen: Ist das Trap Music?

Ja. Nein. Vielleicht. Fuck.

Es ist eine Falle, ein schwarzes Loch, aus dem du niemals entkommen wirst. Ein Ort, an dem jeder menschliche Gedanke stirbt. Verborgen in den Tiefen von Yoko Onos Dessous, wenn sie Reggie Watts an die Wand stellt, um ihn zu bespringen, oder wenn Mike D und Ad-Rock uninspiriert hoch und runter wippen und ein birnenförmiger Questlove stoisch mit Yoko tanzt—die, wir erinnern uns, die Frau ist, die die Beatles zerstört hat.

„Bad Dancer" ist der Beweis, dass man ein Werk, egal, was man von Kunst hält, nicht unabhängig von der Künstlerin betrachten kann. Wäre dies möglich, würde man sich „Bad Dancer" einmal ansehen, sich fragen, was der Scheiß soll, und weitermachen. Aber da das Ganze von Yoko Ono kommt, einer Frau, die sich vom Publikum in einer Kunstperformance einst ihre gesamte Kleidung vom Leib schneiden ließ, wird daraus ein transzendentes—sogar notwendiges—Kunstwerk, bei dem man unsinnig in Geschwafel über diskursive Bedeutungen aufgrund des Inhalts abdriften kann (eine weitere Sache, wenn man Yoko Ono ist: Wenn sie dir anbietet, in ihrem verrückten Musikvideo mitzumachen, dann sagst du ja, egal, wie Schmerzen bereitend schlecht der Song ist).

„Bad Dancer" also. Der Song ist dämlich, ja, aber nur so dämlich wie die Kultur, aus der er entstanden ist. Yoko Ono hält unserem Bewusstsein und unserem Gelächter einen Spiegel vor. Oder folgt nur einem schlechten Trend. Die Betrachtungsweise liegt bei uns und darum geht es.