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Dass ein Elternteil unter Depressionen oder einer anderen psychischen Krankheit leidet, bedeutet allerdings nicht, dass man als Kind oder später als Erwachsener automatisch ebenfalls eine psychische Störung entwickelt. Im Vergleich zu Kindern gesunder Eltern ist die Wahrscheinlichkeit je nach Studie lediglich um das Zwei- bis Vierfache erhöht. Obwohl es bei der Depression auch eine genetische Komponente gibt, heißt es nicht, dass die Krankheit vererbt werden muss. Es handelt sich vielmehr um eine Disposition, eine Veranlagung, die genetisch weitergegeben wird. Entscheidend dabei ist, auf welche Umweltbedingungen dieser Genotyp trifft und welchen psychosozialen Belastungen er ausgesetzt ist. Finanzielle Schwierigkeiten, Arbeitslosigkeit oder starke Konflikte zwischen den Eltern können das Risiko deutlich erhöhen, während ein stabiles Umfeld, ein Kind davor bewahren kann, selbst zu erkranken.Was tun, wenn ein geliebter Mensch an einer Depression erkrankt?
Oft passiert es, dass Kinder psychisch kranker Eltern ihre eigenen Sorgen hinten an stellen und selbst die Elternrolle übernehmen, weil die Eltern sich wiederum wie hilflose Kinder benehmen. Diese Parentifizierung kann mitunter sogar einen positiven Effekt haben, weil Kinder dadurch lernen, Verantwortung zu übernehmen und die Familie in akuten Krisensituationen stärker zusammenhält. Wenn dieser Zustand allerdings länger anhält, wird die Situation für alle zum Problem.Als Kind eines depressiven Elternteils kämpft man gegen einen unsichtbaren Feind.
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Über die Krankheit zu sprechen, ist allerdings nicht einfach. Meinem Vater fiel es wie vielen anderen Betroffenen schwer, sich um psychotherapeutische Hilfe zu bemühen, weil Depressionen gerade unter Männern immer noch als ein Zeichen von Schwäche gelten. Oder weil es einfacher ist, jeden Tag Tabletten zu schlucken, als sich mit seinen Problemen auseinanderzusetzen. Vielleicht stimmt es, dass unsere Generation offener und toleranter mit psychischen Erkrankungen umgeht als die unserer Eltern. Und obwohl Depression gesellschaftlich immer mehr als Krankheit akzeptiert und wahrgenommen wird, nehmen viele von ihnen noch immer keine professionelle Hilfe in Anspruch. Auch wenn das Thema in den Medien immer häufiger diskutiert wird, ist im Einzelfall die Angst davor, als schwach oder verrückt abgestempelt zu werden, immer noch sehr groß.Auch wenn es im Bezug auf Depressionen inzwischen eine verstärkte Sensibilität in der Gesellschaft gibt, ist es noch ein weiter Weg, bis psychische Erkrankungen tatsächlich soweit akzeptiert werden, dass niemand mehr aus Scham oder der Angst davor, stigmatisiert zu werden, schweigen muss. Denn das Schweigen macht alles noch viel schlimmer.Das Schweigen macht alles noch viel schlimmer.