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In der weltgrößten Solaranlage verglühen jedes Jahr tausende Vögel

Der Betreiber der Anlage investiert jetzt 1,3 Millionen Euro, um die Flugbahnen der Vögel um die extrem heißen Lichtstrahlen seiner Anlage zu lenken. Das führt auch zu eher undurchsichtigen Maßnahmen wie Katzenkastrationen.
Ivanpah | Pressebild: Bright Source Energy

Das größte Sonnenwärmekraftwerk der Welt steht in der kalifornischen Mojave Wüste.  Ivanpah reflektiert mit seinen gigantischen Spiegeln riesige Mengen an Sonnenstrahlung auf mittig platzierte Solartürme. Doch dieses fokussierte Sonnenlicht ist ein wahrer Todesstrahl für Vögel, die darin qualvoll verglühen. Die durchschnittliche Todesrate liegt laut einigen Hochrechnungen bei einem Vogel in zwei Minuten. Manche Experten gehen daher von bis zu 28.000 Opfern pro Jahr aus (wie z.B. die US-Umweltschützer vom Zentrum für Biodiversität). Andere sprechen von rund 1000 qualvoll gebratenen Tieren jährlich. In jedem Falle sind es deutlich zuviel.

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Mehr als 300.000 Spiegel, sogenannte Heliostate, von jeweils der Größe eines Garagentors reflektieren die Sonnenenergie auf drei Solartürme und bilden gleichzeitig eine riesige Falle für Wildtiere: Insekten werden von dem hellen Licht angezogen, was wiederum insektenfressende Tiere wie Vögel anlockt, die in der Strahlung ihrem sicheren Tod ins Auge blicken.

Laut dem Betreiber der Anlage stellt dies tatsächlich die Hauptursache für die vielkritisierte hohe Anzahl an Todesfällen durch das Riesensolarkraftwerk dar. Damit treten ältere Thesen für den Vogeltod durch das Verfangen in den schimmernden Spiegeln, die sie mit Seen verwechseln, eher in den Hintergrund.

Ivanpah | Alle Bilder: Pressefotos Bright Source Energy

Das Unternehmen  Bright Source Energy präsentiert nun eine ungewöhnliche Lösung. Die Firma investierte mehr als 1,3 Millionen Euro in einen Fond, der das Vogelproblem in den Griff bekommen soll.

In Ivanpah sollen so Maßnahmen zur Eindämmung von Wasser und Abfall eingeführt werden, um die Vögel bei ihrer Nahrungssuche nicht anzuziehen. Außerdem werden spezielle Anti-Vogel-LEDs und abschreckende  Schallwellen installiert, um ihre Flugbahnen von der Anlage weg zu lenken.

In einer E-Mail an  Gizmodo erklärte Jeff Holland, der Pressesprecher der Anlage, die Bemühungen:

„Die Änderungen sind in vollem Gange, die Eindämmung von Müll und Wasser wird bereits durchgeführt und eine Neuplatzierung der Heliostate ist abgeschlossen. Das System zur Schallabschreckung wurde bereits gekauft und wird gerade getestet. Das Licht auf den Türmen wird nun nachts abgeschaltet und es werden LED-Einheiten erworben und installiert, die die momentane Bodenbeleuchtung ersetzen sollen."

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Die Firma bemüht sich also darum, die Tierwelt zu schützen und zu erhalten. NRG, der Haupteigentümer von Ivanpah investierte erst kürzlich knapp 19 Millionen Euro in ein Schutzprogramm für Wüstenschildkröten.

Als Bonus hält der aktuelle Plan nun aber auch noch einige kaum durchschaubare Aktionen zum Tierschutz bereit: Das Geld wird unter anderem auch dafür eingesetzt, die vor Ort lebenden Katzen zu sterilisieren und zu kastrieren. Zwar hat eine Studie im vergangenen Jahr gezeigt, dass Katzen in den USA jährlich mehr als eine Milliarde Vögel töten, aber inwiefern das den Vögeln hilft, bleibt zunächst unklar.

Ob die Massenkastrationen den Vögeln den inhumanen Jäger Tod ersparen sollen? Auch für die anderen Berichterstatter bleibt dies zunächst unklar. Wir haben Bright Source Energy um Aufklärung gebeten und werden hier über eine mögliche Antwort informieren, inwiefern das ganze mit dem fatalen Todesstrahldilemma zu tun hat. In jedem Falle ist es ja schon einmal begrüßenswert, dass die Firma bereit ist in den Schutz der überfliegenden Vögel zu investieren.

Doch trotz der tragischen Nebeneffekte auf die Tierwelt, sollte nicht vergessen werden, wie wenig Schaden die alternativen Energiequellen im Gegensatz zu den konventionellen anrichten. Solarenergie ist eine saubere Möglichkeit der Stromerzeugung, die jede Menge Energie liefert ohne die Erde auszubeuten, die Atmosphäre mit Feinstaubpartikeln zu verdrecken und ohne die permanente Gefahr, dass ganze Landstriche radioaktiv verseucht werden.