Sieben Wochen ist es her, dass Niantic Pokémon Go veröffentlicht hat und das Spiel seinen weltweiten Siegeszug als erfolgreichstes Augmented-Reality-Game aller Zeiten antrat. Zu Spitzenzeiten Mitte Juli trieb die App über 40 Millionen globale Spieler auf die Straßen. Das Spiel sorgte unter anderem für ethisch fragwürdige Pokémon-Jagden an KZ-Gedenkstätten, regelrechte Wettrennen unter internationalen Entwicklern, wer als erstes die von Niantic ständig aktualisierte API knacken würde und einen florierenden Handel mit hochgelevelten Pokémon Go-Accounts auf Ebay.Die mit den japanischen Fantasiewesen garnierten GPS-Schnitzeljagden á la Ingress zogen dabei weiter in den Alltag der Menschen ein als es jegliche Augmented-Reality-Apps und die meisten Mobile Games vorher geschafft hatten. Pokémon Go überholte mit seinen Nutzerzahlen Tinder und sogar Twitter und Pokémon-Spieler verbrachten kurzzeitig mit der App sogar mehr Zeit als auf Facebook. Investoren in Datings-Apps und soziale Netzwerke können mittlerweile aber wieder aufatmen, denn der Peak von Pokémon Go ist vorbei.Nicht nur die Medienberichterstattung zum Spiel hat deutlich abgenommen, in den letzten vier Wochen haben sich auch mehr als zehn Millionen Spieler von Pokémon Go abgewandt. Ein Stimmungsumschwang in der Pokémon Go-Community ließ sich erstmals beobachten, als Niantic Anfang August mit einem Update gleichzeitig das nützliche Fußspuren-Feature deaktivierte und die API der App für Drittanbieter sperrte, was dazu führte, dass Spieler keine Karten mehr benutzen konnten, um seltene Monster zu fangen. Nutzer beschwerten sich, dass das Spiel ohne Hilfsmittel langweilig geworden sei und drückten dies auch in den Bewertungen für die App aus: Schon vor Wochen schossen die Bewertungen im App Store rasant in den Keller und viele sahen den Anfang vom Ende für Pokémon Go gekommen.Zudem sind das Engagement—also die Zeit, die sich aktive Spieler mit dem Game beschäftigen—sowie die Zahl der Downloads auf dem absteigenden Ast, wie übereinstimmende Datenerhebungen von Sensor Tower, SurveyMonkey und Apptopia belegen. Auch ein Blick auf die Google-Suchanfragen legt nahe, dass das weltweite Interesse an Pokémon Go stark abgenommen hat:In Deutschland, wo laut Apptopia der zweitlukrativste Umsatzmarkt für Pokémon Go besteht, zeichnet sich der Abwärtstrend, was das Interesse an der App angeht, demnach noch deutlicher ab als im globalen Vergleich.Nicht so in Taiwan. Hier schien das plötzliche Auftauchen eines Relaxo—zugegeben ein eher seltenes Pokémon—auf den Straßen der Hauptstadt Taipeh für einen Massenansturm gesorgt zu haben, wie ihn sonst nicht mal Pranks im Central Park auslösen. Ob es sich bei den bizarren Szenen des Videos, das zunächst auf Facebook auftauchte und später über Youtube verbreitet wurde, tatsächlich um rasende Relaxo-Jäger oder vielleicht doch um Flüchtende aus einem brennenden Hochaus handelt, ist bisher nicht verifiziert. Allerdings gibt es auch keine anderweitige Erklärung, warum am vergangenen Samstag Tausende Menschen über die Kreuzung im Viertel Xinbeitou rasten, welches taiwanische Medien als Pokémon Go-Hochburg beschreiben, und den Verkehr völlig lahmlegen.Ein Blick auf weitereYouTube-Videoslässt zudem erahnen, dass Pokémon Go in Taiwan durchaus noch in der Lage ist, dieMassenin Ekstase zu versetzen. Dass wir derartige Szenen in Deutschland wohl nicht erleben werden, werden wohl auch die gestern neu eingeführtenMonster-Bewertungennicht ändern.
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