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Lorna Mitch Valino, eine 19-Jährige mit einem runden, entschlossenen Gesicht, ist eine von drei Frauen, die sich seit Velosos Festnahme gemeldet haben und behaupten, von Sergio illegal rekrutiert worden zu sein. „Ich machte ihr früher die Nägel", sagte Valino über Sergio. „Sie meinte, das sei gute Arbeit im Ausland, aber ich sagte, ich sei zu jung. Sie sagte, wenn ich volljährig wäre, würde sie mich ins Ausland schicken und für alles zahlen."Valino, die abgesehen von der Nagelpflege für umgerechnet ein paar Euro kaum Berufschancen hatte, wollte Sergios Angebot annehmen. „Erst habe ich ihr geglaubt. Das Leben ist schwer und man hofft auf etwas Besseres", sagte sie. Doch als sie von Velosos Inhaftierung hörte, wurde sie misstrauisch und entschied, das Angebot sei zu gut, um wahr zu sein. Obwohl sie sich eingeschüchtert fühlt und man ihr vorgeworfen hat, von den Velosos bezahlt worden zu sein, steht Valino zu ihrer Aussage, denn was Veloso passiert ist, hätte leicht auch ihr passieren können. Sie und die Candelarias behaupten, Sergio habe im Dorf viele Rekrutierungsversuche unternommen, darunter bei Leuten, denen sie die Vorbereitung von Auslandsdokumenten und Englischunterricht anbot. Sie sagen, diese Opfer würden aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen schweigen.Valino, die noch immer vier Häuser von Sergios Familie entfernt wohnt, hat keine solchen Bedenken. „Ich werde Até Mary Jane helfen, so gut ich kann", sagte sie. Sie nannte sie Até, Tagalog für „große Schwester". „Ich gebe nicht auf. Ich bin bereit auszusagen. Wir sind stark, denn Gott und die Wahrheit sind auf unserer Seite, und Até Mary Jane wird eines Tages freikommen, weil sie das wahre Opfer ist."Erst habe ich ihr geglaubt. Das Leben ist schwer und man hofft auf etwas Besseres.
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Saning Longalong, eine alte Nachbarin von Sergio und Veloso, reckte die Arme himmelwärts, um die Erleichterung zu demonstrieren, die in dem Dorf umging, als Veloso Aufschub bekam: „Alle riefen: ‚Danke Gott, du hast unsere Gebete erhört!', und sprangen auf und ab."Sergios Familie beteiligte sich nicht an dem Jubel. In den Wochen seit Sergios Festnahme fühlen sie sich zunehmend wie Außenseiter. „Sie haben hier keine Freunde mehr", sagte Longalong.„Es wird zwischen uns nie wieder so wie früher", sagte Sisa mir gegenüber. „Sie haben unsere Beziehung zerstört."Valino hat eine andere Sicht darauf. Sie meint, die Lacanilaos hätten sich selbst in dem Dorf isoliert. „Wir haben versucht, mit ihnen zu reden, doch sie sind zu stolz. Wir sehen sie immer noch als Nachbarn. Sie sind es, die wütend auf uns sind, als seien sie die Opfer."Sergio wurde am 20. August angeklagt, und der Beginn ihres Prozesses wegen illegaler Rekrutierung ist für den 18. September angesetzt. In den Philippinen ist es illegal, ohne entsprechende Lizenz Menschen für Auslandsarbeit zu rekrutieren, und Sergio besaß keine. Für die Anklage, Sergio habe Menschenhandel mit Veloso getrieben, ist noch kein Datum festgelegt.Selbst wenn Sergio in beiden Fällen verurteilt werden und Veloso in den Philippinen gegen Sergio aussagen sollte, wird die indonesische Regierung die junge Frau womöglich trotzdem hinrichten. Am Ende verlieren also vielleicht alle: Veloso, Sergio, ihre Familien, das Dorf Esguerra und ein ganzes Land, das weiterhin Arbeiterinnen und Arbeiter in eine ungewisse Zukunft im Ausland schickt.Alle riefen: Danke Gott, du hast unsere Gebete erhört!