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Popkultur

Warum David Schalko weg muss

Es wird Zeit, dass wieder einmal andere Leute Fernsehen in Österreich machen. Zumindes probieren sollten wirs.

Foto via ORF

Habt ihr schon Bösterreich gesehen? Vermutlich eher nicht, weil ihr wie der Großteil der Menschen in unserem Alter von dieser neuen Technologie namens Internet gehört habt, die Milliarden Stunden an Content zwischen hirnzersetzenden Katzenvideos und anspruchsvollen Dokus anzubieten hat—und zwar immer genau dann, wenn ihr Lust darauf habt. Diese Entwicklung in Kombination mit Inhalten, die für die graue Masse, manchmal aber auch speziell für junge Menschen konzipiert werden, aber von allem unbeeindruckt großteils von der Generation 50+ konsumiert werden, setzen den ORF gerade ein bißchen unter Druck weil ihm ähnlich wie der SPÖ die Kernschicht irgenwann wegsterben wird. Und so wird es verständlich, dass viele junge Menschen des 21. Jahrhunderts Fernsehen für so notwendig halten wie Briefpapier, Telefonzellen oder einen dritten Hoden, wenn nicht gerade Sonntagnachmittag ist, man verkatert auf der Couch liegt und sogar Google die kognitiven Fähigkeiten übersteigt.

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Aber wie fast alles, gibt es Bösterreich auf YouTube, bis das auch die Verantwortlichen beim ORF mitbekommen haben und die einzelnen Episoden wegen Urheberrechtsverletzungen löschen lassen. Noch kannst du dir also ganz einfach selber eine Meinung bilden. Ich hab mit Folge 2 begonnen, weil ich den Dirk Diggler-Schwanz von Thomas Maurer sehen wollte, der für die TVthek scheinbar zu riesig war, und die Sendung eigentlich ganz lustig gefunden. Es sind Sketches im Monty Python- oder Little Britain-Stil—aber während mich die Vorbilder noch nie interessiert haben, fand ich die Alpen-Version an manchen Stellen recht unterhaltsam. Der Jugo-Taxler ist witzig, ein paar Gruppensex-Schmähs haben eingeschlagen, aber hey, darum geht’s eigentlich überhaupt nicht.

Foto via ORF

Denn wie immer bei Comedy gibt es genau so viele Meinungen wie Menschen, die irgendwas anschauen. Wir sind einfach zu unterschiedlich und Gerüchten zufolge sollen auch manche Menschen Ali G unlustig finden. Deshalb ist nicht Bösterreich der Fail, sondern die Ideenlosigkeit des ORF, wenn es darum geht, neue Wege zu gehen und innovative Formate zu entwickeln und einmal andere Menschen als die üblichen Verdächtigen zum Zug kommen zu lassen.

Versteht mich nicht falsch, ich schätze David Schalko und seine Crew. Aber seit 1998 Teile des FM4-Umfelds erstmals im Fernsehen auftreten durften, hat eine Clique das „alternative“ Programm des ORFs in Beschlag genommen, deren Posterboy vollkommen zu recht David Schalko wurde und die wie alte Gewerkschafter diesen Platz für sich beanspruchen, bis sie tot vom Sessel fallen. Obwohl der Regisseur zu den goldenen Anfangszeiten von Projekt X, Blech oder Blume oder Suite 16 noch nicht dabei war, hat Schalko gemeinsam mit Fred Schreiber mit der Sendung ohne Namen 2002 ein Format entworfen, das einzigartig und ziemlich revolutionär war. Das Problem ist nur, dass danach nicht mehr wirklich was nachgekommen ist.

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Zwar waren Formate wie Sunshine Airlines (die Sendung ohne Namen mit Zwillingen), Kupetzky (irgendwas mit einem Cadillac) und Braunschlag (aberwitzige ÖVP-Satire) in der Theorie sicher genau so tolle Konzepte wie Bösterreich (in der Kaiser und Jedermann gemeinsam Tohuwabohu nachspielen). Und ich kann mir die Verantwortlichen am Künigelberg jedenfalls gut dabei vorstellen, wie sie Sachen wie „verrückt“, „alternativ“, „abgefahren“ und „noch nie da gewesen“ auf Flipcharts schreiben und 50 Fragezeichen (oder, im Fall von ein paar besonders Ausgefuchsten, sogar Zwinkersmileys und Sadfaces) dahinter machen. Aber das Ergebnis, das dem ORF dann von den immer gleichen Coolen als Überlebens-Elixier für den Nachwuchs verkauft wurde, war noch jedes Mal eher meh.

Publikum lauscht David Schalko. Foto von EARLIER.at

Was vielleicht auch daran liegt, dass die alternative österreichische Fernsehlandschaft in etwa dieselbe Abwechslung bietet wie ein Tiroler Bergdorf, das seit Hunderten von Jahren von der Außenwelt abgeschnitten ist: Schalko als Produzent und Palfrader als Hauptdarsteller arbeiten seit den 90ern zusammen, Regisseur Sebastian Brauneis war bei der Sendung ohne Namen (und später auch im Flex) als Nervsack dabei und Thomas Maurer, der einen Großteil des Buches von Bösterreich schreibt, ist sei ein paar Jahren immer dann im ORF, wenn es Bobo-Kabarett-lustig sein soll. Man kennt und man liebt sich.

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Vielleicht wäre es mal eine Idee, ganz neue Menschen zum Zug kommen zu lassen. Junge Regisseure, die mit dem Internet aufgewachsen sind und einen frischen Zugang mit sich bringen (die dürfen dann sogar schon um die Dreißig sein). Im Zuge der digitalen Revolution wurden die Produktionsmittel demokratisiert, was dazu geführt hat, dass an jedem zweiten MacBook da draußen ein junger Mensch sitzt, der selbst Video und auch gute Geschichten erzählen kann.

Falls das noch etwas zu radikal ist, weil wir hier immerhin doch in Österreich sind und Veränderung ein Wort ist, bei dem sich alle vor Angst unterm Bett verstecken oder in eine Art Schockstarre verfallen: Ich fänds auch ok, einfach mal den FM4-Nachwuchs zu fragen. Welt Ahoi war ein eigenartiger Gugelhupf-Ersatz, aber vielleicht sollte der ORF einfach einmal Hosea Ratschiller 50.000 Euro in die Hand drücken und schauen, was passiert. Oder Marcel Mohab. Oder am allerbesten Stefanie Sargnagel. Und damit mein ich nicht, wie im Fall von Bösterreich Hosea, Lukas Tagwerker, Ulrike Haidacher und Antonia Stabinger auch ein bisschen mitschreiben, sondern sie tatsächlich machen zu lassen. Es ist egal, wenns in den meisten Fällen schief geht. Das wäre definitiv nicht schlimmer als der Status quo. Und vielleicht gehts in einem von fünf Fällen tatsächlich auf—ich schaue in deine Richtung, Steffi!

Falls ihr zu den Menschen mit guten Ideen gehört, schreibt doch einfach Mal eine Mail an den ORF oder meldet euch bei uns. Vielleicht können wir ja mit euch etwas auf die Beine stellen. Oder zieht euer Ding einfach selbst durch und stellt das Ergebnis auf YouTube. Sollte euch das zu anstrengend sein, könnt ihr euch auch einfach ansaufen.

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DONNERSTAG

Kreisky haben unlängst ihr neuestes Video auf Noisey premiert und Fijuka bei der Noisey Launch Party gespielt. Ein guter Grund heute in die Arena zu gehen.

FREITAG

Der Zaubertrank im Club U hat bisher jedes Wochenende gerettet. Am Freitag ist dort aber auch noch Herbert und Herbert weiß, wie man Partys (auch ohne Zaubertrank) macht. Eintritt gratis, deswegen wird auch nichts verlost. Wer lieber Geld ausgibt, aber trotzdem mit Freunden feiern möchte, sollte das in der Pratersauna bei E-Nix tun. Immer gut.

SAMSTAG

Am Samstag kommt Ryan Hemsworth ins Leopold und weil wir das so toll finden, hat sich Noisey gleich einen eigenen Floor geschnappt und beschenkt euch mit Tickets. Und zwar hier.

SONNTAG

Reptile Youth kommen ins Fluc, was euch natürlich schon lange klar ist. Ihr habt euch auch schon die Videopremiere von „JJ“ auf Noisey angesehen und –gehört und wir müssen euch gar nicht mehr sagen, wie gut das wird.