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Video Games Killed the Radio Star

Fist-Bumps und Burnouts: „Need for Speed“ ist der Traum eines jeden Bros

Ihr seid bei „GTA V" am liebsten in vollem Tempo durch Los Santos geheizt, euch haben aber die ganzen Fußgänger gestört? Versucht es mal hiermit.

Alle Screenshots mit freundlicher Genehmigung von EA

Na, hast du die heimische Autobahn satt? Im neuen Need for Speed , einer weiteren Produktion von Ghost Games für den Publisher EA, die dem gefeierten Werk des schwedischen Studios, Need for Speed Rivals, aus dem Jahr 2013 folgt, kannst du den Bleifuß in anderen Gefilden auspacken. Das Spiel versetzt dich in eine relativ große Open-World-Stadt an der US-Westküste namens Ventura Bay, bestehend aus Industriekomplexen, sich windenden Bergstraßen, Hochhäusern in der Innenstadt und Eigentumswohnungen am Meer. Los Angeles bietet die Vorlage. Ich war noch nie in der besagten Weltstadt, aber ich habe genug Grand Theft Auto V gespielt, und wenn du mich zwingen würdest, eine der beiden virtuellen Versionen der Stadt der Engel zur Siegerin zu erklären, würde ich Rockstars Los Santos den Daumen nach oben geben.

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Das soll nicht bedeuten, dass Need for Speed nicht ein sehr gut aussehendes Spiel ist, denn die Grafiken der Frostbite 3-Engine sind manchmal atemberaubend. Dieser Eindruck entsteht hauptsächlich in der ersten Stunde des Spiels, wenn Ghosts fast fotorealistische, vom Regen nasse und vom nächtlichen Himmel gekrönte Straßen—du wirst Ewigkeiten warten, bis die Sonne über dem Weid Canyon aufsteigt—noch auf deiner Netzhaut nachleuchten. Aus der Ferne betrachtet sieht es überhaupt nicht nach einem Videospiel aus, ein überzeugender Aspekt der Präsentation, der weiterhin durch Video-Zwischensequenzen verstärkt wird.

Der Eindruck hält aber nicht an, da sehr selten Pop-ups die Illusion unterbrechen und die unterschiedlichen Grautöne der Straße, Mittelstreifen und Bordsteine ineinander verschwimmen, wodurch Kurvenfahrten bei Hochgeschwindigkeit komplizierter werden, da nicht immer ersichtlich ist, wo der Asphalt endet und die Hindernisse aus Beton beginnen. Mach dich auf Kollisionen gefasst, sobald du dein gewähltes Fahrzeug anpasst, um richtig hohe Geschwindigkeiten zu erreichen. (Das stellt allerdings kein Problem dar—Schäden sind nur oberflächlich und lassen sich in deiner Hub-Garage sofort reparieren. Und in ein paar Absätzen werde ich mehr über diese Werkstatt schreiben.)

Diese Spitzengeschwindigkeiten erreicht man allerdings nicht innerhalb der ersten paar Spielstunden—rechne damit, dass du nur leicht meine Geschwindigkeitsübertretungen auf der Autobahn überschreiten wirst. Ganz am Anfang stehen dir grundsätzlich drei Autos zur Auswahl. Unauffällige Räder, das stimmt, aber darauf kann man aufbauen—und wie. Zuerst musst du aber auf die Straße und an Wettrennen teilnehmen, zumindest eine kurze Weile, mit deinem zunächst dürftigen Fahrzeug. Bald wirst du feststellen, dass du durch Modifikationen über Optionen zur Handhabung verfügst, welche die Empfindlichkeit der Steuerung und die Gesamtperformance deines Autos beeinflussen, wobei man zwischen guter Straßenhaftung oder stylishem Driftpotenzial wählen kann. Noch mal: Rechne mit Unfällen! Es wird passieren! Es ist keine große Sache! Amy wird die Macke direkt für dich entfernen.

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Wer ist Amy? Bleib dran, ich komme gleich noch mal auf sie zurück und gehe auch auf den Rest der wirklich guten Schauspielertruppe ein, die sich pausenlos bewegt, schmollt, Fist-Bumps austauscht und sich gegenseitig „Bae" nennt—vor der Kamera, die dein nicht ganz sprichwörtliches Gesicht ist, sprich deine Cutscene-Perspektive im Spiel, so als ob das Mega-CD nie verschwunden wäre und Tausende Doppelgänger von FMV-Titeln hervorgebracht hätte, der teuflische Nachwuchs von Ground Zero: Texas und dergleichen. (Sorry, ich bin ein bisschen abgeschweift.) In der Garage kannst du dein erstes Auto so tunen, dass es schneller fährt, schärfer wendet, länger driftet, höher sitzt, breitere Felgen hat und so weiter—du verwendest dazu die Währung, die du beim Absolvieren der Story-Aufgaben sowie bei den omnipräsenten Extramissionen gewinnst, die überall auf der Karte verstreut sind, von Drift-Wettbewerben, wo Stil vor Geschwindigkeit kommt, bis hin zu einfachen Sprintrennen, von einer Linie zur anderen.

Alternativ kannst du deinen überquellenden Geldbeutel verwenden, um dir ein neues, sexy und sportlicheres Transportmittel zu kaufen—gefühlt stehen hunderte Autos zur Verfügung (Es sind tatsächlich nur 51), und jedes davon kann dir gehören, wenn du das nötige Kleingeld und den entsprechenden Level erreicht hast, der bestimmte Modelle freischaltet. Das Hochleveln ist glücklicherweise ein Kinderspiel—wenn du drei Stunden lang spielst, solltest du leicht Level 20 erreichen und in einer aufgebohrten Karre rumfahren, mit der du auch Herausforderungen viel später im Spiel bestehen kannst, und dann kannst du dein gesamtes Geld in einem hochgezüchteten Murciélago versenken.

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Ich blieb so lange wie möglich bei meinem (zum Schluss unter der Lackierung ziemlich monströsen) leuchtend rosa Honda Civic, mit schrillen Übergängen, auf dessen Nummernschild „AWFUL" zu lesen war, da ich mich ziemlich an meinen selbst gemachten Horror gewöhnt hatte. Das ist eine gute Sache, da Need for Speed zum größten Teil recht wenig Persönlichkeit besitzt und man nie wirklich das Gefühl bekommt, im Wettstreit mit einem lebendigen, atmenden, urbanen Zentrum zu stehen. Im Vergleich zu Ubisofts ehrgeizigem, aber fehlerbehafteten Open-World-Fahrspiel The Crew, bei dem man das „gesamte" Amerika erforschen durfte , findet man in den besiedelten Gebieten von Need for Speed keine Fußgänger auf den Gehwegen. Ich weiß ja, dass es Nacht ist, aber Leute gehen heutzutage doch nach Einbruch der Dunkelheit raus.

Auch andere Fahrzeuge, gesteuert von der KI und anderen Spielern—das Spiel erfordert jederzeit eine Internetverbindung, sodass immer ein „L1mpB1ZK1tM8" oder „ApocaLOLps3" für einen Crash um die Ecke bereitsteht (sie werden mitten auf der Straße parken, da mit der ständigen Internetverbindung keine richtige Pausefunktion besteht)—finden sich auf den Straßen von Ventura Bay wieder, aber nie genug, um eine überzeugende Dichte zu vermitteln. Züge fahren zwar auf Oberleitungen vorbei, aber man sieht nie einen Pendler, der den Rest des Weges nach Hause läuft. Die Tankstellen sind leise und still, 24-Stunden-Läden sind bloße Attrappen, mit gefüllten Regalen, und die Lichter in den Wohnungen sind zwar an den richtigen Stellen an, aber es ist niemand zu Hause.

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Die einzigen Momente, in denen Need for Speed das Gefühl vermittelt, dass es sich um eine von Menschen bewohnte Welt handelt, finden sich in den Cutscenes, die fünf Hauptfiguren und eine Reihe von echten Experten aus verschiedenen Bereichen des Motorsports umfassen. Manchmal ist man in einem Diner, manchmal in einer Garage und manchmal an einem Ort, welcher der scheinbaren Vaterfigur dieses bunten, wenn auch eindimensionalen Quintetts, heilig ist. Robyn fordert dich zu Drift-Rennen in den nahe gelegenen Bergen heraus. Der unerfahrene Spike muss einfach schnell fahren. Manu predigt eine ölbefleckte Spiritualität, eine Verbindung zwischen Mensch und Maschine, an der Travis, der Anführer der Crew, deutlich weniger Interesse zeigt. Dann ist da noch Amy, die Mechanikerin der Gang, gespielt von der Schauspielerin Faye Marsay, die aus Game of Thrones und Fresh Meat bekannt ist.

Den Hauptfiguren von Need for Speed schließen sich Personen an, die größere Autofanatiker als ich es bin, sicher kennen könnten: Ken Block ist da, ebenso Magnus Walker. Wenn du die kennst, gut gemacht, denn ich habe vor diesem Spiel nie von ihnen gehört. (Andererseits musste ich auch über Google herausfinden, was ein Gymkhana im Zusammenhang mit Autos ist.) Jeder dieser Experten aus dem echten Leben stellt Kontakt mit den Spielern her, in Form von neuen Missionen, sobald das weniger berühmte Quintett sich einen Ruf in Ventura Bay aufgebaut hat, hauptsächlich dank deiner Leistungen. Ich kann nicht behaupten, dass einer der Figuren besonders sympathisch war, sie sind mehr für das Vorantreiben des Fortschritts als zum Mögen da, und bei Need for Speed ist es nie wie bei Until Dawn, wo erste Eindrücke ins Gegenteil umgekehrt und aus gehassten Figuren sympathische Helden werden. Es ist nicht so, dass die Handlung (ja, es gibt einen Plot) oder die gefilmten Abschnitte wirklich wichtig wären, da du den Großteil der Zeit hinter dem Lenkrad oder hinter dem Spoiler deines Lieblingsfahrzeugs verbringen wirst.

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Es wurden eine Menge Events in Need for Speed gepackt, auch wenn sich diese nach den zuvor aufgeführten Versionen richten: schnell fahren, durch Kurven driften oder nach Hause fahren. Manche stehen von Anfang an zu Verfügung, für andere muss man Level freischalten. Je besser dein Auto ist, desto öfter wirst du gewinnen, logisch. Aber wenn man in den Wettbewerben in höheren Leveln gewinnen will, ist es wichtig, dass man weiß, wann man sein Auto auf Drifting oder Spitzengeschwindigkeit tunen sollte. Ein gut ausgewogenes Auto bringt dich nur bis zu einem gewissen Grad weiter, also halte entweder ein paar Optionen in der Garage auf Lager oder kehre oft dorthin zurück, um mit den primären Einstellungen und dem Aufgebot an Nitro-Boosts sowie harten oder weichen Handbremsen zu spielen. Tipp: Habe zwei Autos startklar. Es gibt auch Sammelobjekte, die du dir schnappen kannst—Lkw mit Bonusausrüstung, Fotomöglichkeiten, Burn-out-Spots, an denen man Donuts drehen kann. Im Gegensatz zu Ubisoft muss man hier nicht den Müll von der Karte abräumen, aber Ghost bietet ausreichend Inhalt, sodass nie jemand, der noch ganz bei Verstand ist, 100 Prozent des Spiels erreichen wird. Was ist das? Ein Foto einer petrochemischen Anlage? Ach, nee danke.

Ehe ich vergesse, das vor meinem Fazit zu erwähnen: Man muss auch auf Polizeiautos aufpassen. Wenn du mit überhöhter Geschwindigkeit an einem vorbeischießt, wird es dich verfolgen—die haben ja auch nichts Besseres zu tun, da die Theken der Cafés leer sind und die Anzahl der Straßenüberfälle pro Nacht mit null rekordverdächtig niedrig liegt. Diese Verfolgungsjagden können ziemlich nervig sein. Es ist meistens eine lästige Pflicht, der Aufmerksamkeit der Gesetzeshüter zu entfliehen, da Benachrichtigungen und nervige Anrufe von Spike und Konsorten den Bildschirm zupflastern. Mal ehrlich, warum sind diese verdammten Pop-up-Benachrichtigungen so unglaublich riesig? Wäre es so schlimm für Ghost gewesen, sie in eine Ecke zu packen, anstatt direkt ins Blickfeld?

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Okay, kommen wir zum Schluss. Als Grundlage für den Aufbau der Need for Speed-Franchise, was der Plan von EA ist , macht diese glänzende Neuauflage eigentlich einen anständigen Job und bietet Fans von Rennspielen Nervenkitzel. Es hat seine Macken, am offensichtlichsten ist dabei der Gummibandeffekt in Rennsituationen, bei dem Rivalen, die man längst im Rückspiegel hinter sich gelassen hat, plötzlich direkt hinter einem sind, wenn man eine Kurve unterschätzt hat. (Obwohl Spieler auch davon profitieren können, denn wenn man sein Auto dramatisch gegen die Wand setzt und nur noch ein paar Checkpoints im Rennen verbleiben, hat man immer noch ordentliche Chancen, sich gut zu platzieren.) Das Anhalten zum Prüfen der Karte wird schnell langweilig, aber hoffentlich wird dieses Problem, zusammen mit der Teleportation der KI, in späteren Updates behoben. Während die FMVs in manchen Testberichten kritisiert wurden, gefällt mir, dass Spiele wieder damit anfangen, und die Schauspielerei hier wird dem dem Digital-Pictures-Standard gerecht—und das ist ein Pluspunkt für mich.

Erwarte nicht, dass es sich bei Need for Speed um ein Standard-Rennspiel handelt, da es eher The Crew ähnelt—‚eine „Wähle dein eigenes Abenteuer"-Open-World-Angelegenheit mit anpassbaren Autos und einer großen Palette an Herausforderungen, ohne dabei eins der Konzepte zu perfektionieren. Aber das Spiel ist so fesselnd wie man bei einem Titel dieser Art nur hoffen kann. Und auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass Need for Speed 2015 es bei jemandem in die Top-Rangliste schaffen wird, etwas aus der Serie wird in einem Jahr und später letztendlich darüber entscheiden, ob Ghosts harte Arbeit einer eingesessenen Serie, die wahrscheinlich eine Generalüberholung gebraucht hat, neues Leben einhauchen konnte.

@MikeDiver

Diese Review wurde durch die Unterstützung von NVIDIA SHIELD möglich. Die NVIDIA SHIELD Library findest du hier.