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In Deutschland hat bereits der zweite Schuldirektor seine Schüler vor Flüchtlingen gewarnt

Kurze Röcke könnten „missverstanden" werden, und außerdem übertragen die Fremden Krankheiten: Was stimmt mit diesen Direktoren nicht?

LEVIS 501 Undie Boxer Briefs via photopin(license)

Am Mittwoch ist zum zweiten Mal in einer Woche ein Schuldirektor in Deutschland damit aufgefallen, dass er seine Schüler (und vor allem seine Schülerinnen) vor Kontakt mit in der Nähe untergebrachten Flüchtlingen gewarnt hat.

Erst vor fünf Tagen erntete der Direktor eines niederbayerischen Gymnasiums haufenweise Kritik, als er in einem Rundbrief an die Eltern seiner Schüler davor warnte, Mädchen zu leichtbekleidet in die Schule kommen zu lassen—weil in der Nähe der Schule 200 Asylbewerber untergebracht werden. „Da unsere Schule in direkter Nachbarschaft ist, sollte eine zurückhaltende Alltagskleidung angemessen sein, um Diskrepanzen zu vermeiden", hieß es in dem Brief. „Durchsichtige Tops oder Blusen, kurze Shorts oder Miniröcke könnten zu Missverständnissen führen."

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Obwohl die örtlichen Politiker das alles sehr vernünftig fanden („Wenn minderjährige muslimische Jungs ins Freibad gehen, sind sie völlig überfordert damit, Mädchen in Bikinis zu sehen", erklärte einer der Welt), fanden viele den Brief ziemlich daneben. Erstens, weil die Länge von Mädchenröcken eigentlich nicht mehr wirklich die Angelegenheit von Autoritäten ist, und zweitens, weil man für die Schüler ein ziemlich schlechtes Vorbild abgibt, wenn man Flüchtlingen pauschal unterstellt, sie könnten sich nicht zurückhalten, wenn sie Mädchenbeine sehen.

Zu allem Übel war die Geschichte auch noch für die Rechtspopulisten von PI-News und Netzplanet natürlich ein gefundenes Fressen: Sie hatten den ersten Schuldirektor, der in einem Anfall von unterwürfigem „Asylwahnsinn" offensichtlich nichts Geringeres als die „Scharia" einführen" wollte. Das gab richtig viele wütende Smileys auf Facebook!


Was Flüchtlinge leiden, um sich hier ausgrenzen zu lassen: Europe or Die


Jetzt hat ein Potsdamer Schuldirektor aber nochmal einen draufgesetzt: Wie er der Bild ganz bereitwillig erzählte, hatte er seine Schüler über bestimmte Verhaltensregeln „belehren" lassen: „Unter den Asylbewerbern sind 30 Alleinreisende, meist Männer", wusste der Pädagoge zu berichten. „Sie könnten Kleidung und Blicke junger Mädchen falsch deuten."

Auch der Potsdamer glaubt an diese ominösen „Missverständnisse", denen Flüchtlinge offenbar permanent aufsitzen: „Offenherzige Kleidung wie sehr kurze Röcke oder Hosen könnten missverstanden werden", warnte er. Und dann noch davor, von den Fremden Getränke oder Zigaretten anzunehmen. „Weil nicht auszuschließen ist, dass damit Infektionskrankheiten übertragen werden könnten." Wow.

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Absolut verständlich ist, dass es niemandem gefällt, wenn junge Mädchen auf dem Schulweg Angst haben müssen, von gelangweilten Männern angemacht zu werden. Es behauptet auch keiner, dass es für Flüchtlinge aus muslimischen Ländern vielleicht tatsächlich gewöhnungsbedürftig ist, Mädchen im Bikini herumlaufen zu sehen (dass Menschen im Rest der Welt durch zahlreiche Hollywood-Produktionen schon vor ihrer Flucht eine ziemlich gründliche Einführung in westliche Mode bekommen haben, sei mal dahingestellt). Man könnte zum Beispiel auch einfach mal mit den Flüchtlingen darüber reden.

Wenn die Schuldirektoren aber einfach das Schlimmste annehmen, bevor die Flüchtlinge überhaupt angekommen sind, dann riecht das ziemlich nach Rassismus. Und ihr Lösungsvorschlag für das nicht existente Problem—einfach züchtig anziehen, dann brennen dem notgeilen Flüchtling auch nicht die locker sitzenden Sicherungen durch—ist grauenhaft.

Er bevormundet die Schüler und ihre Eltern, gibt rassistischer Propaganda Futter, und er weckt in den Schülern den Eindruck, als seien Flüchtlinge gefährliche Menschen, um die man einen Bogen machen muss.

Zum Glück sind die Kinder nicht ganz so leicht zu überzeugen: „Ich lasse mir meine Kleidung nicht von der Schule vorschreiben. Bei der Hitze schon gar nicht", erklärte eine dem Bild-Reporter (der die Leser beflissen auf die „superkurzen Shorts" der Mädchen aufmerksam macht). Eine andere ergänzt, dass noch keine Schülerin von einem Asylbewerber „angemacht" wurde.

Vielleicht sollten die beiden Direktoren einfach generell weniger über Mädchenshorts nachdenken.