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Die NSA weiß, dass du ein LVL 80 Paladin bist

Die sinnloseste Spionageaktion der NSA zielt auf Online-Spielenetzwerke. Ob es den Geheimdiensten gelungen ist die kryptische Gamer-Sprache zu entschlüsseln oder sich ihren Alltag schön zu daddeln ist nicht überliefert.

Bildrechte: Blizzard Games

Die neuesten Snowden-Dokumente haben gezeigt, dass die NSA nicht nur Normalbürger auf der gesamten Welt überwacht, sondern auch nackenbärtige Hardcore-Gamer auf ihrer Abschussliste stehen, die im Keller World of Warcraft, Second Life und Xbox Live zocken. Spätestens jetzt sollte auch dem Letzten von uns klar sein, was für ein bösartiger Tumor die allumfassende Total-Überwachung ist. Sie ist kein Mittel um Terroristen zu fangen, sondern reiner Selbsterhaltungstrieb einer Geld und Ressourcen verschlingenden Megaorganisation—deren Mitarbeiter scheinbar während der Arbeitszeit gerne zocken.

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Selbst eingefleischte Verschwörungstheoretiker hatten es ab einem bestimmten Punkt immer schwer ihre Argumente zu verteidigen: „Würde ein Staat wirklich so viel Geld dafür ausgeben, um das zu tun?“ Jahrzehntelang war die Antwort ein Mysterium. Der NSA-Skandal offenbart eine einfache und simple Antwort auf dieses Dilemma: „JA!!!!!!!“ Dass die NSA selbst World of Warcraft und Second Life überwacht, ist der endgültige Beweis dafür, dass Geheimdienste im Kampf gegen die eigene Bevölkerung keine Kosten und Mühen scheuen. Sie würden eher das eigene Land bankrott gehen lassen, als sich davon abhalten zu lassen auch die wahnwitzigsten Ideen in die Tat umzusetzen.

Spaß mit Masken in Second Life (via flickr)

Da sich Second Life schon kurz nach seinem Release 2007 augenblicklich in einen Fail verwandelte, weil es damals von den Medien und ein paar Unternehmen gehyped wurde, ist wohl anzunehmen, dass der einzige Grund warum das Spiel heute noch existiert die Fake-Accounts der NSA-Zocker sind. Die tauschen dort wohl immer noch fröhlich Regierungsdollar in Linden-Dollar, um damit digitale Sexdungeons zu gestalten.

Wir wissen bereits, dass einige NSA-Mitarbeiter die Überwachungssoftware für private Zwecke verwendet haben – Freundin überwachen, Verwandte ausspähen, das Übliche eben. Dafür bezahlt zu werden World of Warcraft zu spielen ist da nur die logische Konsequenz. Anstatt also daheim im Keller zu versumpfen, hatte wohl ein Computerspielefan der NSA eine spitzen Idee: Er würde sein Lvln und Raiden einfach als Kampf gegen den Terror klassifizieren. So wie ich als Journalist das Absurfen von dubiosen Fetisch-Pornoseiten als „Recherche“ bezeichne, wenn meine Kollegen mich fragen, was ich da eigentlich mache.

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Anstatt im Schwarzen Loch des sozialen Verfalls zu verschwinden ist ein brillanter NSA-Mitarbeiter eines Montagmorgens nach einer raiddurchzechten Nacht an den Schreibtisch seines Endbosses getreten und hat gesagt: „Wissen sie Chef es gibt da ein ganz neues Terroristen-Netzwerk im Internet. Es ist sprichwörtlich eine ‚Welt der Kriegskunst‘.“

Arbeitsplätze im NSA/CSS Threat Operation Center können ein bisschen Videospiel-Realitätsflucht sicher gut gebrauchen.

In meiner Jugend stürzten viele meiner Bekannten in ein bodenloses Loch und die meisten kehrten erst Jahre später aus Azeroth zurück. Wie die Orks in Warcraft I waren sie durch das mystische Portal getreten und hatten eine neue Welt entdeckt, die viel angenehmer war als ihre Realität. Der Tag an dem World of Warcraft erschien, war das Epizentrum einer sozialen Katastrophe.

Menschen haben reihenweise ihren Job verloren, um an mitternächtlichen Acht-Stunden-Raids teil zu nehmen oder schmissen ihr Studium, um endlich das maximale Lvl mit allen Charakterklassen zu erreichen. Nur die NSA stand über allem und etablierte sogar eine eigene Abteilung, um ihre Mitarbeiter souverän vor dem sozialen Abstieg zu schützen. Diese Koordinationsfähigkeit und Geistesgegenwärtigkeit der NSA verdient meinen persönlichen Leeroy-Jenkins-Award.

Die NSA-Büros sind selbst eine eigene Realität für sich.

Falls die NSA tatsächlich die Aktivitäten von Gamern ausspionieren wollte, um deren Terror-Level zu bestimmen, ist die Gilde der Agenten hierbei wohl auf ganz neue kryptographische Herausforderungen gestoßen. Der Gamer-Slang dürfte selbst die Super-Spione an die Grenzen ihrer Entschlüsselungskünste gebracht haben: Welche terroristischen Gilden hat sich wann und wo zum Farmen verabredet, oder welcher potentielle N00bfaq hat mal wieder die Instanz sabotiert, indem er die Aggro auf sich zieht. Als Gegenschlag hat dann die die NSA wohl ihre AoE-Spells eingesetzt um der imba Herrschaft dieser Cyber-Terroristen ein Ende zu setzen. Der Geheimdienst wird zum ultimativen Griefer, der auch dem letzten Terroristen den Spielspaß verdirbt. Leider respawnen die Gegner der NSA hier in regelmäßigen Abständen.

Sinnlos ist das Bespitzeln von Gamern allemal, aber immerhin kann in Anbetracht der Gesamtheit des NSA-Skandals zumindest die Überwachung von World of Warcraft als harmlos eingestuft werden. Vermutlich waren hier ein paar Mitarbeiter mit geschickter Karrierespaß-Steuerung am Werk, die einfach nur zocken wollten. Und bei 7,5 Milliarden Euro Jahresbudget, haben die paar Daddler den Kohl dann auch nicht mehr Fett gemacht.

Statt ihres fehlgeleitenden Kampfes gegen den Terror hätte die NSA dennoch so viel Gutes tun können. Mit all den beschafften Informationen hätten viele meiner Spielsucht gefährdeten Freunde davor gerettet werden können, ihr Leben einfach weg zu schmeißen.
Für viele Menschen nahm das Spiel einen omipräsenten Charakter in ihrem Leben ein. So sagte ein Freund und begeisterter World of Warcraft-Spieler kurz nach dem Release zu mir: „Ich habe eines Tages festgestellt, dass mir das Spiel wichtiger ist als meine Freundin. Da habe ich sie verlassen.“ Es war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe. Ich hoffe die NSA hat in rekrutiert.