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Wie eine selbstverschuldete Ölpest ein Surferparadies in Kalifornien verseuchte

„Wir sollten nicht dort nach Öl bohren, wo sich gewissermaßen der Regenwald unseres Bundesstaates befindet." Zu spät.
Photo by Flickr user Tommy Chheng

Nachdem es letzten Dienstag vor der Küste Santa Barbaras zum Bruch einer Pipeline gekommen ist, bedroht jetzt eine verheerende Ölpest die kalifornische Küste. Und die wäre eine Katastrophe auf Ansage. Denn wie die Los Angeles Times berichtet, soll das verantwortliche Unternehmen, Plains All American Pipeline, seit 2006 schon mindestens 175 Sicherheits- und Wartungsvergehen begangen haben.

Der Gouverneur von Kalifornien, Jerry Brown, hat noch am Folgetag den Notstand für Santa Barbara County ausgerufen. Außerdem wurden „pünktlich" zum Memorial-Day-Wochenende bei Surfern beliebte Strandabschnitte dichtgemacht. Zudem wurden viele Surftouristen von strandnahen Campingplätzen evakuiert.

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„Das Ganze ist eine furchtbare Geschichte. Augenzeugen wollen schon gesehen haben, wie Wale und Seelöwen durch den Ölteppich geschwommen sind", so Jeremy Woodul, dem ein Surfladen in Santa Barbara gehört. Woodul beschreibt die Gegend, in der sich das Unglück ereignet hat, als eine große Bucht, die gerade für Surfer sehr interessant sei. Auch wenn sich die meisten Anwohner weniger um den Surfsport Sorgen machen.

„Die Locals machen sich vor allem um die Umwelt Gedanken", so Woodul weiter.

Die Ölpest wird zweifelsohne Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft haben. Zudem werden beliebte Surfspots vorerst geschlossen bleiben, darunter auch Refugio Beach und El Capitan Beach. Refugio ist ein beliebter Treffpunkt für Longboarder. Auch Surfanfänger lassen sich hier gerne blicken. El Capitan hingegen lockt mit einem großartigen Point Break. Und in der ganzen Gegend hat der Spot den Ruf, eine tolle Location zum Surfen von Barrels zu sein.

Der US-Extremskifahrer Cody Townsend war zur Zeit des Unglücks gerade in Kalifornien. Seine Eindrücke hat er VICE Sports am Telefon geschildert:

„Ich fuhr auf dem Highway 1 und über eine Strecke von fast 20 Kilometern stank es draußen überall nach Abwasser. Überall im Wasser sah man Boote der Feuerwehr und Polizei. Verdammt. wie das gestunken hat."

Der Küstenstreifen vor Santa Barbara ist bekannt für seine große Artenvielfalt. Nach Expertenaussagen könnte auch der nördliche Abschnitt des Channel Islands National Park vom dahintreibenden Ölteppich in Mitleidenschaft gezogen werden.

Obwohl die Region schon seit Jahren im Fokus von Umweltschutzbestrebungen steht, wurde gleichzeitig auch die Entwicklung neuer Energieträger—sowohl on- als auch offshore—kontinuierlich vorangetrieben.

Erst im August letzten Jahres hat Santa Barbara—entgegen heftigem Druck von Seiten verschiedener Energie-Lobbygruppen—versucht, Offshore-Bohrungen in der Region gesetzlich zu verbieten. Und ist damit gescheitert. Eine lokale Abgeordnete der Demokraten wurde in der Los Angeles Times wie folgt zitiert: „Wir sollten nicht dort nach Öl bohren, wo sich—was seine Artenvielfalt betrifft—doch gewissermaßen der Regenwald unseres Bundesstaates befindet." Der Gesetzesvorschlag hätte 41 Stimmen gebraucht, doch am Ende haben nur 28 Abgeordnete dafür votiert.

Wann in der betroffenen Region wieder gesurft werden kann, steht noch in den Sternen.