Official Still 'Rogue One' (c) DisneyMit Freunden beim Feierabend-Cocktail, beim Nerd-Spieleabend, in der Bürokantine und natürlich besonders online fällt auf, wie die neuen Star Wars-Filme gegeneinander ausgespielt. "Bei Rogue One hatte ich nicht die kleinste Emotionsregung! Episode VII war viel besser", meckert es aus der einen Ecke und als Antwort kommt sowas wie The Force Awakens hat doch einfach nur den allerersten Star Wars kopiert. Der fiesere Sternenkrieg vom letzten Film ist eindeutig genialer".
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Ich fand beide Filme ziemlich cool und kann gleichzeitig auch alle dieser Kritikpunkte nachvollziehen. Neulich haben Kollege Raphael Schön und ich bei Bier und Gin Tonic mit Freunden wieder gemerkt, dass bei für die beiden neuesten Filmen nur zu gerne sture, angriffige Fronten bezogen werden. Hier also ein paar Beobachtungen und Gründe, wie diese neue Star Wars-Generation es geschafft hat, innerhalb von zwei Jahren die Fangemeinde zu spalten.Es ist wahr, dass Force einfach sehr plump ein narratives Best Of der alten Trilogie hingelegt hat. Ein Wüstenkind will für die Rebellen kämpfen, Vater und Sohn geraten voller Spoiler-Potential aneinander und der Todesstern wird einfach schnell zur Starkiller Base aufgemotzt. Das haut letztlich auch alles hin, hat völlig eigenständigen Wert und Spannung, aber es ist ziemlich eindeutig, woher die "Inspiration" stammt.Der letzte Star Wars-Filmisteinfach schlauer an die Sache herangegangen: Anstatt die Geschichte und Erzähltechnik nur ans eigene Filmuniversum anzulehnen, hat sich Rogue One auch bei anderen popkulturellen Größen bedient: Raue Elemente, wie aus alten WWII-Kriegsfilmen à la Das dreckige Dutzend sind in Erzählung gemischt.
Rogue One hat besser geklaut
Außerdem ist Rogue einfach wie ein Videospiel aufgebaut, wenn man die eher oberflächlich abgehandelte Geschichte mit zigmaligem Standort- oder eben "Level"-Wechsel betrachtet. Oder das Finale, in dem es darum geht, den richtigen Hebel umzulegen. Auch das ungleiche Team aus schurkischen Rebellen erinnert an Klassen eines Online Rollenspiels wie Call of Duty oder World of Warcraft: Sniper, Magier und Baze Malbus als der schwer bewaffneter "Tank".Anstatt die Geschichte und Erzähltechnik nur ans eigene Filmuniversum anzulehnen, hat sich Rogue One auch bei anderen popkulturellen Größen bedient.
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Dann ist da noch ein sehr Star Wars-untypischer Gegenspieler aus den Rängen des Imperiums, Orson Krennic, ganz ohne Roboterprothesen und Co. Er ist ein stinknormaler, berechnend intelligenter Bürokrat und Opportunist, der aus einem aktuellen Tom Cruise-Actionfilm oder Breaking Bad geliehen sein könnte. Und ihr habt aber schon gemerkt, dass die Aktion mit dem überwichtigen aber verklemmten Datenübertragungskabel in Bodhi Rooks Endszenen (der desertierte imperiale Pilot), fast eins zu eins aus Zurück in die Zukunft und Doc Browns Blitzableiter übernommen ist. Das ist definitiv schlau geklaut und die Suspense funktioniert dementsprechend gut.Rey, Kylo Ren, Poe und Finn sind einfach ein Figuren-Jackpot auf ganzer Linie. Ich bin nach kürzester Zeit in jede dieser Figuren investiert gewesen und wollte umgehend mit ihnen auf Abenteuer und Raumschiffjagden gehen. Sie loben sich dafür, wie gut ihnen Lederjacken stehen – geht's überhaupt noch lieber?! Und Adam Driver ist das personifizierte, leicht hässliche 70er-Jahre Charaktergesicht, das perfekt in das auf Nostalgie basierende Filmuniversum von Star Wars passt und es dabei frisch wiederbelebt.
The Force Awakens hat um Welten coolere Charaktere
Die Figuren aus Rogue One hingegen sind einem bis auf das Ende relativ egal. Sie sind erzählerisch schlecht eingeführt, da es einfach zu viele sind und keiner auch nur annähernd genug Zeit bekommt, um ansprechend etabliert zu werden. Forest Whittaker ist dieser unverständlich jauchzende Dude, bei dem ich nicht verstehe, warum ich bei seinem aufopfernden Moment etwas fühlen sollte.MOTHERBOARD: 'Rogue One' ist der erste 'Star Wars', der einfach egal ist.
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Leider bleibt Jyn, die doch so neugierig macht und als Charakter viel Potential hätte, völlig eindimensional. Ihre Vorgeschichte, ihr Training und die Heldenreise sind non-existent, was sie zu einer uninteressanten Protagonistin macht. Bei Rogue sind allgemein ein Haufen an gedrehtem Material am Editing-Boden liegen geblieben – das berühmte Promo-Bild und viele andere Szenen aus dem Trailer kommen im finalen Film ja nicht einmal vor.
Rogue One zeigt uns die unbegrenzten Möglichkeiten des Star Wars-Universums
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Wie sah der imperiale Arbeitsalltag von Jyns Vater beim Todessternbau aus? Was ist das Lieblingsgericht von Cassian Andor? Wer ist mehr emo: Jyn oder Kylo?! The Force Awakens und dessen starre Herangehensweise mit der "Wir dürfen nicht zu stark vom klassischen Star Wars-Pfad abweichen"-Ideologie hat da im Vergleich die Fantasie eher weniger beflügelt.
The Force Awakens hat den qualitativ besseren Fan Service
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Jyn wird am Markt auf Jedha von zwei unsympathischen Typen aus der berühmten Mos Eisley-Barszene des Star Wars-Erstlingsangerempelt, Cornelius und Ponda (ich gestehe, diese Namen musste ich googeln), die bald auch Luke Skywalker noch anstänkern werden. Dieser völlig losgelöste Verweis auf die Cantina in A New Hope trägt nichts zur Geschichte bei und fühlt sich dadurch wie sehr unausgegorener Fan Service an.Kollege Goldberg hat übrigens auch ganz richtig bemerkt, dass diese Stadt samt Region kurz darauf vom Todesstern in die Luft gejagt werden. Wie haben die beiden Besucher aus dem anderen Film es denn da überhaupt nach Tatooine in die Bar geschafft?! Sie müssten doch pulverisiert sein. Ja, ich weiß, das sind die wirklich wichtigen Fragen, die die Welt bewegen – es lebe die Realitätsflucht.Josef auf Twitter: @theZeffoFolge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.In Rogue One sind die Referenzen auf die alte Trilogie entweder uninspirierte Wegwerfszenen oder creepy Computeranimationen von toten Schauspielern.