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Popkultur

Josef Hader ... hat man dich dazu gezwungen?

'Diamantenfieber' ist filmemacherischer Dilettantismus, armes Österreich. Oder ist das Absicht?!

Ich bin mit seiner Hornbrille groß geworden und trug sie selbst in der Volksschule. Mein Bruder, verfreundete Saufkaliber und ich unterhalten uns heute noch mithilfe seiner Zitate bis in die Morgenstunden und seine Beschreibungen der traurigsten Dinge unserer Welt ist immer ein lächelndes Nicken wert. Josef Hader wirkt wie ein fauler Kabarettist, also was neues Material anbelangt, aber ich liebe seine ironischen Untiefen und die Art wie er Woody Allen Jokes aus den 50ern neu interpretiert — oder sagen wir einfach geklaut hat.

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Lieder wie Der Wind, Das ist Freiheit oder Franz torkeln mir oft ins Ohr gerade bei den österreichischen Melancholie-Attacken. Mein mengentauglicher Namensvetter sieht auch irgendwie aus als ob er mit uns allen verwandt wäre — also eine ländlich-verquollene, halburbanisierte Mischfresse — und gleichzeitig mag er Ausländer gerne beziehungsweise Leute, die Ausländer nicht mögen, weniger. Das alles mit einer wunderbar selbstverständlichen und unbestreitbaren Indifferenz. Ein beflügelnder finaler Sager eines seiner Programme war: "So kann i jetzt auch ned aufhören … wos weiß i, geht's was spenden!"

Mit dieser genialen Lethargie verstehe sogar ich Haders Botschaft: "Seid lieb, ansonsten ist eigentlich alles wurscht." Bezüglich seiner Karriere, muss man sagen, er ist irgendwie der Anti-Schauspieler, dem Rollen scheinbar keinen Spaß zu machen scheinen. Trotzdem funktioniert seine verwaschene Attitüde, wenn er plötzlich zum Schnösel (), zum liebenswerten Bauern () oder zum getretenen Depri-Detektiv mutiert und die Hundeaugen blitzen. Auf Dauer kann einem vielleicht der emotional fordende alles-im-Arsch-Caritas-Humor auch zu viel werden, doch für solche Momente gibt es zum Glück noch Vin Diesel und The Rock. Die fahren Autos kaputt und halten sich nicht lange mit existenzieller Tiefsinnigkeit auf.

Hader im Keller

Capuccino/Melange

Meint ihr das ernst?

Ich bin mir echt nicht sicher, was ich vonhalten soll. Filmemacherischer Dilettantismus wird hier zum österreichischen Stilmittel erhoben. War das vielleicht auch die Krux bei ? Irgendwie finde ich das hier sogar ganz gut, aber trotzdem ist der schwindelige Hehler-Plot vermischt mit junger Liebe und etwas Sozialmelodram ziemlich lauwarm. Nicht wirklich lustig, nicht wirklich spannend, nicht wirklich gut gemacht, aber Josef Hader spielt mit und soll rüberkommen wie der schmierige Onkel, den die Eltern nicht mehr zu Weihnachten einladen. Aber man mag ihn trotzdem, also verfehlt er die schauspielerische Motivation. Er und Johannes Nussbaum mit der blonden Traumfrisur sind sicherlich erträglich in ihrer Darbietung, aber die übersimplifizierten, einzelligen Dialoge und Szenen bringen mich dazu fragend nach links und rechts zu schauen: "Meinen die das ernst?"

Diamantenfieber (oder Kauf dir lieber einen bunten Luftballon)

Das Werwolfspiel