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Sex

Richtig blasen und lecken mit Kitty Stokes

Unsere Autorin fand ihre Blowjob-Fähigkeiten zwar auch vor dem Workshop schon irre, ist aber trotzdem mal hingegangen.

Oralsexpertin Kitty

„Ohne Scheiß—ich bin die Königin der Blowjobs. Das agt jeder, dem ich schon mal einen gelutscht habe."

Diese gewagte These stelle nicht ich auf. Dafür 80 Prozent aller Mädchen, die ich kenne. Na gut. Ich finde meine Blowjobfähigkeiten ebenfalls irre. Schließlich löse ich damit seit Jahren Begeisterungsstürme aus. Fontänen aus schaumig-spritzendem Sperma, Menschenmassen mit „Mimi, nimm ihn in den Mund!"-Transparenten und schmerzhaft geschwollene Glieder säumen meinen Weg. Ja, in meinen Gedanken sieht die Welt genauso aus.

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Aber das dankbare und ein wenig verlegene Lächeln der Jungs, wenn sie uns nach getanem Blowjob liebevoll den eingetrockneten Saft aus den Mundwinkeln wischen, spricht ja auch Bände. Dankbarkeit in Reinform. Oder deuten wir die Reaktionen falsch? Überschätzen wir Mädchen unsere oralen Fertigkeiten in dem gleichen Ausmaß, wie es die Jungs tun? Denn obwohl fast jeder Mann meint, er sei ein Cunnilingus-Connaisseur, sind echte Lecktalente so selten wie der Gewinn des Lotto-Jackpots.

Wie finden wir also raus, ob wir wirklich so gut blasen oder lecken können, wie wir es bisher vermutet haben? Wie lässt sich mein Talent fördern? Und wie werde ich tatsächlich zur Königin der Blow- und Lickjobs?

Kitty Stokes weiß es. Die 30-jährige Jugendarbeiterin aus Großbritannien, die sich als selbstständige Sexualdozentin beschreibt, arbeitet seit Jahren mit jungem Menschengemüse zusammen und unterrichtet dabei alles Wissenswerte rund um die Themen Liebemachen und Beziehungen. Nun bringt sie Erwachsenen bei, wie guter Sex funktioniert.

Um die Lehre von den ungeahnten Freuden durch optimierten Oralverkehr in die Welt hinauszutragen, hielt die Britin in Berlin einen zweistündigen Workshop mit dem schönen Titel „Going Down: Oral Sex for Everyone!" Warum? Weil wir alle noch eine ganze Menge dazulernen können. Denn, so findet Kitty: „Wirklich guten Oralsex zu geben, ist ein extrem kreativer Akt. Als würdest du ein leckeres Mehr-Gänge-Menü kreieren. Oder einen Song komponieren." Blasen also nicht als Mittel zum Zweck, damit dein mit Bier abgefüllter Herzensmann endlich abspritzt und du schlafen kannst, sondern einfach so. Weil's so schön ist zu sehen, wie er abgeht, während du zwischen seinen Beinen kniest.

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Und so fanden sich viele, viele interessierte Menschen in dem alternativen Sexladen „Other Nature" in Berlin Kreuzberg ein: Lesben, Schwule, Heteros, Briten, Deutsche, Franzosen, Mexikaner. Eine bunte Ansammlung, vereint im Geiste der sexuellen Trias—Lippen, Zunge, Genital. Der Grund, warum es den Workshop bei uns in Wien bisher so noch nicht gab, ist vermutlich, dass hierzulande auch die nachhaltigen, veganen Sexshops fehlen, in denen sich Kitty Stokes so richtig wohlfühlt und gehen lassen kann. Für alle Daheimgebliebenen und sonstwie alpentechnisch Verhinderten, die wir für einen guten Leck nicht extra die Reise nach Preußen antreten, gibt es hier einen kurzen Überblick darüber, worauf ihr vielleicht beim nächsten Cuni-/Analingus bzw. Fellatio achten solltet, wenn euch euer Gegenüber nicht völlig egal ist.

Das erste Thema an diesem Abend lautete Sicherheit. Denn Oralsex ist keinesfalls die gefahrlose Variante zum Koitus. Auch hier könnt ihr euch mit fiesen Krankheiten anstecken, vor allem der, der gerade seine Zunge durch pinkes Gebiet wirbeln lässt. Da hilft auch kein anschließendes Mundauswaschen und auch kein Gurgeln mit Listerine-Benzin. Abhilfe schaffen nur Kondome und so genannte Lecktücher. Kleine Folien aus Latex, die beim Lecken oder Rimming, der oralen Stimulation des Anus, über Muschi- oder Popoloch gelegt werden und so den leckenden Part vor einer Ansteckung mit HIV und Hepatitis B vom beleckten Part schützen.

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Dann machte Kitty uns mit der Anatomie unserer Geschlechtsorgane vertraut. Denn es gibt so viel mehr als nur die Eichel und ein, zwei weitere Körperöffnungen. Wir erfuhren, dass die Klitoris eigentlich ein kleiner Penis ist, von dem wir nur das obere Ende sehen und ertasten können. Wow. Ich habe einen Babyschwanz! Außerdem weiß ich nun, dass das Ding, das ich bisher Vagina nannte, eigentlich Vulva heißt. Und dass der Begriff „Vagina" nur das Innere der Vulva bezeichnet. Das Reinsteckloch also.

Sowohl bei Männern als auch bei Frauen sei außerdem der „Damm", der Bereich zwischen Geschlechtsteil und dem Eingang zum braunen Salon, extrem sensibel. Lecken, Knabbern und mit der Zunge dagegen drücken käme hier gut. Als aufgeklärtes Schleckermaul weiß ich das natürlich. Und leider auch, dass viele Jungs ein riesiges Geschrei machen, sobald sich eine Mädchenzunge auch nur in Richtung ihres Derrières bewegt. Wie also kann ich meinen Liebsten dazu bringen, sich von mir an der Stelle verwöhnen zu lassen, die so schrecklich vernachlässigt zwischen Schwanz und Arschloch vor sich hin dümpelt?

„Am besten gar nicht", sagt Kitty. „Jemanden zu einer sexuellen Handlung zu überreden, ist nicht sehr cool. Aber wir können unseren Partner dazu einladen, mit uns etwas auszuprobieren, das er vorher noch nicht erlebt hat. Wenn dein Partner allerdings etwas ablehnt, musst du das akzeptieren, denn es ist sein Körper und seine Entscheidung."

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Wer das Glück hat, an einen aufgeschlossenen Zeitgenossen geraten zu sein, sollte es unbedingt mit einer Prostatastimulation versuchen. Gleitmittel auf einen oder zwei Finger schmieren, herantasten und dann vorsichtig rein damit in die gute Stube. Jetzt den Winkefinger machen—also die Bewegung, mit der ihr jemanden zu euch, nun ja, ranwinkt. Und dann: Hallo, Über-Orgasmus!

Auch interessant die Info, dass der „Lusttropfen" dazu da ist, um das Rohr des Jungen vor dem Einströmen des Spermas zu säubern. Von alter Pisse zum Beispiel. Cool, Jungs sind viel sauberer als wir dachten! Blöd ist, dass wir Mädchen dennoch vom Prä-Ejakulat schwanger werden können. Denn neben Pisseresten kann der Lusttropfen auch altes Sperma mitanschwemmen, das im Penis noch rund zwei Wochen darauf lauert, in eure Vulva geschossen zu werden und dort ganz viel Chaos anzurichten.

Die orale Stimulation der Muschi gestaltet sich im Vergleich zum Oralsex am Penis häufig leider nicht ganz so entspannt. Viele Mädchen beklagen sich darüber, dass ihre Stecher zu übermotiviert, zu heftig an die Sache rangehen. „Ich hasse dieses Gerubbel mit Lippen und Zunge", sagt eine 23-Jährige Workshopteilnehmerin. „Das ist ungeil und tut weh." Aber sind es wirklich nur die Betonzungen der Männer, die uns den Spaß am Gelecktwerden verderben, oder spielen noch andere Faktoren eine Rolle?

Dozentin Kitty überlegt einen Moment, bevor sie antwortet.

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„Wenn du eine Frau mit Lippen und Zunge verwöhnen willst—ganz gleich, welches Geschlecht du hast—muss dir klar sein, dass viele Frauen unter einer Art Selbsthass und einem Schamgefühl ihrem Körper gegenüber leiden. Gefühle, die unsere Gesellschaft in uns hervorgerufen hat. Umso wichtiger ist es, ihr zu zeigen, wie wohl du dich mit ihrem Körper fühlst, wie sehr du sie begehrst."

Klingt gut. Kauf mir erst diese Dessous von Agent Provocateur, massiere meine Brüste, mach mir Komplimente für meinen wunderhübschen Venushügel und dann sage ich dir, wie du meine Pussy zu lecken hast. Ja, damit könnte ich sehr gut leben.

Zwischen den spannenden Tipps wiederholte Kitty immer wieder, dass es kein Patentrezept für perfekten Oralverkehr gebe. Immerhin ticke jeder anders, die einen mögen's hart und ausdauernd, die anderen geben sich mit zarten Zungenstreicheleien zufrieden. Das Geheimnis laute daher: reden, reden, reden. Und stöhnen. Und schreien. Und auf die Finger, pardon, die Zunge klopfen, wenn sich etwas doof anfühlt.

Vielleicht ist das ein super Fazit für diesen Text. Denn Tipps könnte ich euch noch und nöcher geben.

Zum Beispiel, dass euer Typ kommen kann, OHNE abzuspritzen, wenn ihr, kurz bevor es soweit ist, einige Sekunden mit dem Finger auf die Stelle zwischen Arschloch und Eier drückt. Oder auf die Stelle zwischen Eichel und Schaft. Den Sportlichen und Ehrgeizigen unter euch könnte ich verraten, dass es angeblich möglich ist, die Zunge in die Muschi der Liebsten zu stecken, während ihr mit der Oberlippe ihre Klit schubbert. Ich denke, dass das grenzenlos bescheuert aussieht, aber ihr könnt es ja ausprobieren.

Vielleicht sollte ich aber einfach empfehlen, Kittys immer frische Erkenntnisse auf der Website von „Other Nature" zu verfolgen. Den Berlin-Urlaubern unter euch kann ich außerdem ihren nächsten Workshop am 11. Juni in Berlin Kreuzberg nahelegen. Oder ihr übt einfach mal alleine weiter. Und weiter. Aber leckt euch nicht wund.