FYI.

This story is over 5 years old.

VICE Snow

Splittin' it up

Auch Snowboarder wandern gerne stundenlang durch unberührte Berglandschaften, um dann das ultimative Freiheitsgefühl zu erleben, während man den jungfräulichen Hang hinuntergleitet. Doch das alles ist nicht ganz ungefährlich.

In den letzten Jahren wurde vor allem eines deutlich: Auch Snowboarder wandern gerne stundenlang durch unberührte Berglandschaften, um dann das ultimative Freiheitsgefühl zu erleben, während man den jungfräulichen Hang hinuntergleitet. Doch das alles ist nicht ganz ungefährlich.

Roman klappt den Griff seines Lawinen-Airbag-Rucksacks aus, wirft noch einen letzten Blick zurück zum Gipfel und schreit „Drop in!“, er nimmt Fahrt auf, zieht ein paar Kurven, ein „Woooohoooo“ ertönt, der Pulverschnee staubt. Einige Höhenmeter weiter unten kommt er am vereinbarten Haltepunkt wieder zum Stehen und schaut nach oben zu mir. Ich lasse ihn nicht lange warten und gönne mir auch den Spaß einer Abfahrt durch unberührten Tiefschnee. Die Glückshormone in meinem Körper hören gar nicht mehr auf, mein Hirn in einen Rauschzustand zu versetzen, und in diesen Augenblicken weiß ich, dass es das alles wert war.

Anzeige

Doch spulen wir ein paar Stunden zurück. Viele Stunden. So viele, dass ich eigentlich lieber liegen bleiben würde, denn es ist noch dunkel draußen an diesem Wintermorgen, als der Handywecker grausam scheppert. An jedem anderen Tag würde ich mindestens dreimal auf Snooze drücken, aber heute nicht, denn ich weiß, was auf dem Programm steht: Wir schnallen uns unsere Splitboards unter die Snowboardboots und besteigen einen Berg. Wir sind in Hüttschlag bei Großarl und werden ungefähr drei Stunden bergauf gehen, um uns anschließend einer Freeride-Abfahrt über 1.000 Höhenmeter hinzugeben.

Splitboard? Noch nie gehört …

Ein Splitboard ist ein der Länge nach in zwei oder sogar drei Teile zerlegbares Freeride Snowboard. Die Bindungen werden umgesteckt und die Laufflächen mit einem Aufstiegsfell bespannt. Dann kann man mit dem Brett im Tour-Modus – ähnlich wie mit Tourenski – aufsteigen und auch abseits der durch Bergbahnen erschlossenen Bereiche ausgelassenen Spaß haben. Dadurch hat man die Chance, seine Spuren auch in unverspurte Hänge zu ziehen, und muss sich nicht mit dem restlichen Freeride-Mob um eine schöne Line prügeln. In dieser Saison sind so viele Splitboards wie noch nie auf dem Markt.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Im Gegensatz zum Gehen mit Schneeschuhen oder Aufstiegsski muss man das Snowboard nicht am sowieso schon schweren Rucksack tragen, bei der Abfahrt erspart man sich dann das Mitschleppen der Aufstiegshilfe. Man nimmt lediglich die Felle ab, baut das Brett wieder zusammen und montiert die Bindungen. Je nach verwendetem Split-System lässt sich dieser Prozess innerhalb wenigerMinuten durchziehen.

Anzeige

 Was braucht man sonst noch?

Absolute Must-haves, abgesehen vom Splitboard an sich, sind Aufstiegsfelle, Teleskopstöcke, ein LVS-Gerät (Lawinenverschüttetensuchgerät), Schaufel, Sonde, ein Erste-Hilfe-Set und ein funktionierendes, aufgeladenes Handy. Weiters sehr sinnvoll sind Helm, Airbag-Rucksack, Biwaksack, ein Multi-Tool, Essen und Trinken sowie Wechselkleidung. Der verwendete Rucksack sollte gute Befestigungsmöglichkeiten für Stöcke und Board habenund natürlich wasserfest sein.

Optimalerweise wählt man Outerwear, die den hohen Anforderungen im Tour- bzw. Freerideeinsatz gewachsen ist, das heißt eine hohe Wassersäule sowie Atmungsaktivität besitzt. Materialien wie beispielsweise Gore-Tex oder Sympatex sind empfehlenswert. Halbwegs gute Funktionsunterwäsche verhindert Schweißausbrüche und rundet das Outfit ab.

BETTER BE SAFE THAN SORRY!

Wenn man sich abseits der gesicherten Pisten bewegt, geht man immer ein gewisses Risiko ein. Gänzlich eliminieren kann man die Gefahren nicht, allerdings kann man sie auf ein vertretbares Maß reduzieren.

Dazu braucht man neben dem notwendigen Equipment und Fahrkönnen einiges an Wissen in den Bereichen Tourenplanung und Lawinenkunde.

Die fahrerischen Fertigkeiten kann man sehr gut auf einer gesicherten Skiroute testen und ausbauen. Solche Routen werden in immer mehr Skigebieten angeboten, eine Vorreiterrolle nimmt dabei das Kitzsteinhorn mit seinen fünf Freeride-Strecken ein. Sie sind vor Lawinen und sonstigen Gefahren gesichert, werden aber nicht präpariert und sind vom Gelände her auch um einiges anspruchsvoller als die herkömmlichen Pisten.

Die wichtigsten Infos kann man sowohl in Büchern als auch auf Websites finden, zur Vertiefung empfiehlt es sich sehr, ein Lawinencamp zu besuchen oder sich von einem geprüften Bergführer/einer geprüften Bergführerin unterrichten zu lassen. So lernt man, den Lawinenlagebericht zu lesen und zu deuten, die Wettervorhersage zu interpretieren, die zu erwartenden Schwierigkeiten einzuschätzen und die Tour den eigenen Fähigkeiten anzupassen. Außerdem übt man für den Ernstfall – wie benütze ich mein Sicherheitsequipment richtig, wie führe ich eine Verschüttetensuche durch und wie grabe ich jemanden aus.

Ohne Know-how und der richtigen Ausrüstung gefährdet man nicht nur sich selbst, sondern auch seine Freunde und möglicherweise andere Personen, die sich zur selben Zeit im selben Hang befinden. Dementsprechend sollte man sich nur dann in den freien Skiraum vorwagen, wenn man ausreichend informiert und ausgestattet ist. Andernfalls bleibt einem noch die Möglichkeit, einen Guide zu buchen – dies ist auch für Fortgeschrittene sehr empfehlenswert, wenn es in ein Gebiet gehen soll, das einem noch unbekannt ist. Viele Berge sind von Dolinen und Gletscherspalten durchzogen, welche einem ohne ortskundigen Bergführer zum Verhängnis werden können.