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Unter Umständen

Schwanger, Woche 9: Ich habe heute ein Ultraschallbild für dich

Wir veröffentlichen in unserer neuen Serie Unter Umständen die Erfahrungsberichte einer Frau, aus derem Bauch in einigen Monaten ein kleines Menschenbaby flutschen wird.

Wir veröffentlichen in unserer neuen Serie Unter Umständen die Erfahrungsberichte einer Frau, aus derem Bauch in einigen Monaten ein kleines Menschenbaby flutschen wird. Unser Ziel ist euch (und uns!) die Angst vorm Kinderkriegen zu nehmen und so den Fortbestand der Menschheit zu sichern.

Ich bin jetzt auch so eine mit einem Ultraschallbild. „9. Woche“, sagt die Frauenärztin. „Schauen Sie, da ist der Herzschlag!“. Ich sehe nichts. Dann hektisches weißes Flimmern am unscharfen Bildschirm. Mit viel Phantasie. Sie: „Und da ist das Kopferl!“ „Sie können mir alles erzählen“, sage ich. Zwei Zentimeter ist der Zellhaufen groß, er sieht so aus, wie sowas in Filmen immer aussieht, schwarzweiß und gesprenkelt. Dann drückt sie mir den knallgelben Mutter-Kind-Pass in die Hand. Im Mutter-Kind-Pass muss man ausfüllen, ob man Drogen nimmt. Das ist in etwa so sinnig wie die Formulare beim Flug nach USA, wo man bescheid geben muss, ob man Nazi war, Kinder entführen will oder mit Drogen handeln.

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Ich bekomme jede Menge Prospekte, auf jenem für die MAG ELF („Alles rund ums Baby“) steht auf der Rückseite: „Am Servicetelefon erfolgt auch die Terminvergabe für die Ehe- und Familienberatungsstellen der Stadt Wien bei Partnerschaftsfragen, Trennungs- oder Scheidungsproblemen“. Ich muss lachen. Weitere Prospekte: Rauchen und trinken schaden dem ungeborenen Kind! Langfristige Schäden! Untergewicht bei der Geburt! Plötzlicher Kindstod! Lernschwäche!

„Eine Kanne mit duftendem Kräutertee und ein paar schöne Kerzen erzeugen eine genau so gemütliche und entspannte Atmosphäre“ steht da. Ich frage mich, wen ich hauen gehen darf. Kerzen und Kräutertee. Soweit kommt es noch. Man muss immer auf der Hut sein, sonst gehört man eines Tages zur Cupcake-Fraktion, weil man nicht aufgepasst hat. Ich fange an, mich mit dem Gedanken zu befassen, dass ich am Rolling-Stones-Konzert nüchtern bleiben muss. Es ist zum Verzweifeln. Aber immerhin: Der Zellhaufen kommt schon früh zu seinem ersten letzten Rolling-Stones-Konzert.

Es gibt einen voraussichtlichen Geburtstermin: Den 30.12. „Wenigstens braucht ihr nicht zu überlegen, was ihr zu Silvester macht“, meint eine Freundin. Die Frauenärztin selbst sieht alles entspannt, sie selbst wollte nie Kinder, deshalb vertraue ich ihr. „Sie sind schwanger, nicht krank“. Word. Den Mutter-Kind-Pass verstecke ich trotzdem sicherheitshalber daheim, in der Arbeit hülle ich mich noch in Schweigen. Ich bin noch nicht soweit, offiziell schwanger zu sein.

Die Sache mit dem Nicht-Trinken und Nicht-Rauchen lässt sich übrigens nach Jahrzehnten des Exzesses erstaunlich gut an. Mich interessiert offenbar nur eine Schachtel Tschick oder viel Bier. Eine Tschick oder fünf Schluck Wein lassen mich kalt. Ich bin jetzt dafür unter die Schnorrer gegangen. Die zu erwartende Erkenntnis: All die Schachteln, die in den letzten Jahren als selbstlose Spende an die „Ich habe aufgehört, ich kann mir selber keine neue Schachtel kaufen, mimimimi“-Fraktion gingen, hätte ich mir sparen können. Von denen kann man nämlich nicht zurückschnorren. Mist.

Neuer Vorsatz: I will not be stepfordized. Kräutertee, geh scheißen.
Namensvorschläge: Jean-Paul. Clint. Bronson. F. Scott. Zelda.
Nächste Herausforderung: Nüchtern zu den Stones.