Burmas dekadentester Zoo ist voller Plastiktiere

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Burmas dekadentester Zoo ist voller Plastiktiere

Als ich 2012 in Rangun über die Wahlen in Burma berichtete, wurde mir klar, dass es nicht sonderlich viel zu tun gibt und verbrachte am Ende meine Zeit in einem menschenleeren Edelsteinmuseum, einem menschenleeren Shoppingcenter und im einzigen Zoo der...

Burmas Hauptstadt Naypyidaw wurde in den frühen 2000ern heimlich von der burmesischen Militärjunta gebaut. Ihre Ernennung als neue Hauptstadt 2005 war eine Überraschung—sowohl für die internationale Gemeinschaft als auch für die Bewohner. Kurz nach der Einweihung der Stadt verließ die gesamte Regierung die ehemaligen Hauptstadt Yangon (Rangun), um sich 320 Kilometer nördlich in der Region Mandalay wieder anzusiedeln. Das Projekt kostete den burmesischen Staat mehr als fünf Milliarden Dollar (rund 3,8 Milliarden Euro). Als ich 2012 in Rangun über die Wahlen in Burma berichtete, nahm ich einmal den Zug zu der Stadt, in der die Burmesen nie wirklich gelebt haben. Laut staatlichen Dokumenten hat Naypyidaw 930.000 Einwohner, aber die echten Zahlen liegen verschiedenen Quellen zufolge weit darunter. Als ich ankam, wurde mir klar, dass es nicht sonderlich viel zu tun gibt und verbrachte am Ende meine Zeit in einem menschenleeren Edelsteinmuseum, einem menschenleeren Shoppingcenter, auf einem menschenleeren Golfplatz und im einzigen Zoo der Stadt.

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So kam es, dass ich an einem warmen Nachmittag durch Naypyidaws Zoologischen Garten schlenderte. Im Nordosten der Stadt gelegen, zwischen einem Fußballstadium im Bau und einem hochmodernen Flughafen (an dem keine internationalen Firmen sind), spiegelt der Zoo von Naypyidaw den Größenwahn, den die regierenden Generäle seit 1962 ausleben, wider. Er ist 5 Kilometer lang und hat ungefähr 15 echte Tiere—Löwen, Geparden, ein Panther, zwei Elefanten und ein paar Delfine—neben einer Menge tropischer Fische. Ich bezahlte für mein Ticket (ungefähr ein Euro, oder auch das durchschnittliche tägliche Einkommen von Burmesen) und folgte den einzigen anderen Besuchern, eine Gruppe chinesischer Touristen. Zusammen sahen wir den Löwen dabei zu, wie sie mehrere Kilo roten Fleisches fraßen, in einem Land, in dem kaum jemand sich ein Steak leisten kann. Als die Show vorbei war, ging ich zu einem der Hauswarte. „Das ist Disneyland!“, sagte er mir. „Alles ist künstlich. Es soll den Eindruck von Großartigkeit vermitteln, aber in Wirklichkeit geht das ganze Land den Bach runter.“ Eine Stunde später war ich den ganzen Zoo abgelaufen. Ich saß im Kinderpark und schlürfte an einer warmen Pepsi, als eine Gruppe Teenager an mir vorbei in eine riesige Plastikhöhle rannte. Ich folgte ihnen und realisierte, dass die Höhle nach Scheiße roch. Durch das dreckige Fenster des Geheges konnte ich ein paar kränkliche Pinguine ausmachen, die in abgestandenem Wasser mit herumschwimmendem Kot planschten. Als ich wieder in Rangun war, erzählte mir ein Freund, dass die Pinguine mit frischem Fisch, der aus China eingeflogen wird, gefüttert werden—eine Investition, die sich der burmesische Staat niemals für seine Bürger leisten würde.

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