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Mode

Was zum Teufel ist in der Grotte passiert?!

Mariel Manuel studiert an der besten Mode-Uni Europas, nein, des Universums: der Royal Fashion Academy of Antwerp.
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von Alex

Mariel Manuel studiert an der besten Mode-Uni Europas, nein, des Universums: der Royal Fashion Academy of Antwerp. Ich war neulich auf ihrer Show—die, so ganz nebenbei, die längste Modenschau der Welt ist, nämlich vier Stunden lang Talent, Mitten in deine Fresse. Jetzt, einen Monat später träume ich immer noch von Mariels kleinen Kreaturen…

So sahen sie aus:

Wir mögen sie, weil sie nicht eine dieser Modefotzen ist, die nicht mal mit dir reden, sondern den ganzen Tag mit ihrem Händen herumfuchteln und total Fashion sind und deshalb zwangsläufig den Rest der Welt für langweilig halten. Mariel ist ein richtig nettes und talentiertes Mädchen, was vielleicht daran liegt, dass sie aus der Schweiz kommt. Sie liebt es, auf kleinen bunten Fahrrädern durch fremde Städte auf der ganzen Welt zu fahren und sie würde niemals ein Tier, einen Menschen oder überhaupt irgendetwas verletzen. Sie ist schon in L.A. aber bevor wir sie endgültig an die große, böse Modewelt verlieren, haben wir sie uns noch mal mit ihr unterhalten.

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Vice: Mariel, du hast gerade dein drittes Jahr an der angesehenen Antwerp Fashion Academy beendet. Deine Kollektion hat mir von allen wirklich am besten gefallen, wie hast du das gemacht?

Mariel Manuel: Arbeit, Arbeit, Arbeit. Ha, ha. Ja, eigentlich bringt es das auf den Punkt. Na ja und Lieben und Träumen. Definitiv.

Deine Kollektion trug den Titel „What happens in The Grotto… stays in The Grotto". Seitdem beschäftigt mich nur noch eins: Was zum Teufel ist in der Grotte passiert?

Es gibt immer diese lustigen Sätze, die sich in meinem Kopf zu einer Geschichte entwickeln. Den habe ich vor Ewigkeiten mal bei dieser Playboy-Mansion-Ausgabe von MTV Cribs gehört. Ich weiß gar nicht, ob es die Show noch gibt, aber ich kann mich daran erinnern, wie eins der Bunnys diesen Satz sagte. Irgendwie kam der ein paar Tage vor der Show wieder hoch und ich dachte, das ist es. Ich liebe es, durch meine Arbeit Geschichten zu erzählen. Ich kann einfach alles aufbauen. Aber um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, was in der der Grotte passiert ist.

Das solltest du unbedingt herausfinden! Während ich mir die Show ansah, habe ich mich ständig gefragt, na ja, es ist natürlich hübsch und so, aber wie bist du genau darauf gekommen, Männern High Heels und Pelzschwänze zu verpassen?

Das kommt mir schon wieder so vor, als wäre es so weit weg. Ich glaube, ich saß im Flugzeug auf dem Weg aus China und fing damit an, komische Männer zu malen, die sich irgendwo hin beeilen und sie trugen Pelzschwänze und hölzerne Hacken.

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Also ist dir das einfach so in den Kopf geschossen. Angenommen. Du hast nur Kunstpelze benutzt, warum?

Fake, fake, fake! Ich könnte niemals echten Pelz benutzen. Ich liebe es, Tiere zu streicheln! Diese Kunstpelzexplosion ist darauf zurück zu führen, dass ich letztes Jahr aus Hong Kong diese abgefahrenen Kunstpelzmuster mitgebracht habe. Ich bin mit einem Koffer losgezogen und kam mit dreien wieder zurück. Es war großartig. Und die Preise waren auch extrem günstig.

Kommt dein ganzes Material von so weit her?

Ja, ein bisschen von überall wo ich auf der ganzen Welt hinreise. Stoffe zu kaufen ist meine große Liebe, das ist sogar besser als Klamotten einkaufen. Ich drehe dann total durch. Dieses Jahr habe ich auch eine Menge von Drucken selbst entworfen. Das war eine Menge Arbeit, aber es hat so viel Spaß gemacht, als ich erst Mal damit angefangen hatte, das war besser als Weihnachten!

Deine Zeichnungen gehören auf jeden Fall zu den buntesten, lebendigsten und vielleicht sogar naivsten, die es so gibt. Denkst du dir da eine neue Welt aus oder malst du das, was du siehst?

Ich mache es einfach. Es kommt aus meinem Herzen und geht durch meine Hände. Ich fühle mich so frei, wenn ich an diesem Ort bin und keiner an mich herankommt.

Süß! Du klingst fast zu niedlich, um durch die Grausamkeit einer Modeschule geprügelt zu werden. Wie kommt es, dass du alles hinter dir gelassen hast, um jede Sekunde deines Lebens Nähmaschinen und herumschreienden Dozenten zu widmen?

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Alle haben immer von Antwerpen gesprochen. Ich bin hingegangen, um die Abschlusshow anzuschauen und bin mit Sternchen in den Augen wieder gegangen. Ich war total überwältigt, von allem, was ich gesehen hatte.

Wie schaffst du es, dich so von deinen Mitstudenten zu unterscheiden, wenn ihr alle jeden Tag in dem gleichen Klassenzimmer zusammen arbeitet und du immer von der gleichen, kleinen Gruppe von Leuten umgeben bist?

Jeder Student bringt seine eigene Geschichte, seine Vergangenheit und seine Träume in die Arbeit mit ein und so auch ins Klassenzimmer. Es ist großartig, so viel Talent und Kreativität um sich herum zu haben. Ich glaube immer noch, dass wir einander schon durchs bloße Zusammensein inspirieren und beeinflussen.

Wie ist Belgien so? Was vermisst du am meisten an der Schweiz?

Ich mag das Leben in Belgien. Warte mal, nicht das Leben. Die Arbeit! Nein, ich liebe es mit meinem kleinen, grünen Pantera-Fahrrad herumzufahren und spät abends in Bars zu gehen, um eine kleine Pause vom Nähen zu machen. Mir bleibt nicht mal wirklich Zeit, um die Schweiz zu vermissen. Aber manchmal fühle ich mich gefangen und wünschte, dass es mal eine richtige Landschaft gäbe, die man sich ankucken kann.

Ich bin echt froh, dass du nicht gesagt hast, du vermisst Käsefondue! Aber keine Sorge, du bist jetzt in L.A.! Wie kam das?

Ich liebe L.A.! Ich mache ein Praktikum bei Jeremy Scott. Es ist echt interessant zu sehen, wie eine große Fashionmarke funktioniert! Da gibt es eine Menge zu tun, alles muss aufgebaut werden. Außerdem fahre ich jeden Tag mit meinem kleinen, pinken Fahrrad zur Arbeit. Die Musikszene ist großartig. Das einzige das nervt ist, dass sie hier nach zwei Uhr nachts keinen Alkohol mehr ausschenken und die Bars und Clubs dann auch zumachen…

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Ah ja, ich kann mir vorstellen, wie man da Belgien vermisst! Also willst du nächstes Jahr zurückgehen und deinen Master machen oder hoffst du darauf, dass irgendein großes Label dich rausbringt und du in den nächsten Jahren mehr Kohle als Gott verdienst?

Wenn ich für den Master bereit bin, dann ja, Master. Das Wort auszusprechen ist schon geil. Ich hoffe nur, ich habe genug Energie für mein letztes, verrücktes Jahr!

Was machst du mit den alten Kollektionen, die du in den letzten Jahren entworfen hast? Fliegen die einfach bei dir zu Hause herum? Trägst du sie? Verkaufst du sie? Stiftest du sie einem Museum?

Ich habe eine kleine Kammer, die ich auch als Atelier benutze. Die Säcke hängen überall zwischen den ganzen Pinseln und Büchern. Letztes Jahr habe ich auch ein paar Exemplare verkauft, das war am Anfang gar nicht so einfach. Aber ich will ja auch nicht, dass meine Stück alleine in Säcke verpackt in einem Atelier herumhängen!

Deine eigene Grotte, das ist cool.

NINA BYTTEBIER