Wie die Bundeswehr den YouTuber LeFloid gegen die Wand fliegen lässt
Alle Screenshots aus dem Youtube-Video der Bundeswehr

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Wie die Bundeswehr den YouTuber LeFloid gegen die Wand fliegen lässt

Alles, was sie brauchten: einen Eurofighter einen Piloten namens Ronny und die neunfache Erdbeschleunigung.

"Ey, ohne Spaß!", keucht LeFloid. "Also, völlig krass. Völlig krass!" Kein Wunder: Vor ein paar Minuten saß der YouTuber noch in einem Eurofighter und wurde durch die Atmosphäre geballert. Jetzt steht er vor dem Kampfjet – und kriegt sich vor Aufregung gar nicht mehr ein.

"Die Kräfte, die da wirken, das kannst du keinem irgendwie erklären", sprudelt er. "Ich habe so Respekt! Nicht nur vor der Maschine, sondern vor euch" – und er zeigt auf den Jet-Piloten, der neben ihm steht –, "die die Dinger steuern!" Und der Pilot? Der grinst zufrieden, denn er weiß offenbar: Das Ding ist im Kasten. Mit neunfacher Erdbeschleunigung hat die Bundeswehr LeFloid gerade gegen die Wand fliegen lassen.

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Gekommen ist es dazu so: LeFloid dreht offenbar gerade eine Serie über Leute, deren Berufe sie an Grenzen bringen, und hat deshalb die Luftwaffe gefragt, ob er mal mit ihnen in einem Eurofighter mitfliegen darf. Und die Luftwaffe hat die Chance offenbar genutzt, ihr eigenes Video von der Aktion zu machen. Und weil die PR-Abteilung der Bundeswehr schneller war, ist das Video rausgekommen, bevor LeFloids Serie online geht – der perfekte Werbefilm für die knallharten Recken von der Luftwaffe.

Das Geniale an dem Ergebnis: Videos von ihren glänzenden High-Tech-Maschinen, die, betreut von kompetenten, ernsten Menschen, in irrer Geschwindigkeit kraftvoll-elegant durch den Himmel tanzen, hat die Luftwaffe schon genug. Dieses hier ergänzt die Formel aber um ein großartiges Element: den unbedarften Zivilisten, der in die perfekt geölte Maschinerie gezwängt wird und mal am eigenen Körper erleben darf, wie krass diese ganze Scheiße eigentlich ist, die unsere Jungs da abziehen.

Dieses Leitmotiv wird von den Machern des Films dann auch gnadenlos gemolken, vom ersten Satz an: "Ein ganz normaler Tag bei der Luftwaffe der Bundeswehr", setzt der Sprecher an. "Die Piloten der Eurofighter gehen an die Grenze der Belastbarkeit." Ehrensache, nicht der Rede wert! Aber dann: "Doch ein Jet-Pilot hält sich etwas zurück. Der Grund: Die Luftwaffe hat Besuch." LeFloid, laut Sprecher "ein bekannter YouTuber, der mit den Belastungen eines Kampfjets deutlich keine Erfahrungen hat". Suprise, suprise.

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Man muss dazu sagen, dass die Armee da wirklich Glück hatte: Es gibt in der ganzen Bundesrepublik wahrscheinlich keinen Menschen, der zivilistiger nach Zivilist aussieht als LeFloid. Hängeschultern, Schlabber-T-Shirts, Caps, die er mit seinen 31 Jahren eigentlich nicht mehr tragen sollte. Als würde das nicht reichen, kommt der Typ dann auch noch mit einem roten Rollkoffer auf den Flugplatz geschlendert. Na, der wird schon sehen!

Bevor er ins Flugzeug darf, muss LeFloid sich allerdings nochmal das Schlabber-T-Shirt ausziehen und sich von Luftwaffen-Ärzten abklopfen lassen, die herausfinden sollen, ob das Exemplar nicht bei der ersten Beschleunigung sofort stirbt. Denn: "Nicht jeder ist solch einer Belastung gewachsen!"


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LeFloid hat Glück. Muskeln hat er zwar fast gar keine, aber die Zähne sind in Ordnung, die Augen auch, und außerdem hat er ja Ronny. Ronny Schumacher ist zwar harter Kampfpilot wie alle hier, aber er hat immerhin "schon einige zivile Fluggäste dabei gehabt" – er weiß also, wie wenig man den Netflix-Maden da draußen zumuten kann. Der Sprecher kündigt an, Ronny werde "Rücksicht" auf seinen Passagier nehmen und ihn "während des Fluges gut im Auge" behalten. "Ich seh ihn ja im Rückspiegel, da merk ich schon, ob's ihm gut geht oder nicht", sagt Ronny – und grinst.

Und dann geht's los. Der YouTuber wird ins Cockpit gequetscht und sieht dabei angemessen verängstigt aus. "Für LeFloid gibt es kein Zurück mehr", kündigt der Sprecher aus dem Off an, Ronny zeigt beim Anrollen auf der Startbahn nochmal seinen Bizeps, und dann heben sie ab.

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Und landen gefühlte zwei Sekunden später wieder. Vom Flug hat man fast nichts gesehen, war wohl wirklich nicht so spannend, ist aber auch egal: Die Mission ist erfüllt, denn LeFloid klettert aus dem Flugzeug und sieht so aus, als würde er in Adrenalin ertrinken.

Er zappelt und grinst und seine Augen leuchten, und als Ronny gönnerhaft erklärt, man habe jetzt nur "angedeutet, was wir leisten können", bricht ein keuchendes Lachen aus LeFloid heraus. Dann lässt Ronny so nebenbei noch die Sache mit der neunfachen Erdbeschleunigung fallen und sagt, dass das ja erst der Anfang gewesen sei. Aber es sei ja völlig illusorisch, "einem Novizen das volle Spektrum zu zeigen". Ronny sieht dabei aus, als könne er jetzt sofort problemlos 2.000 Liegestütze machen, während LeFloid wie ein Wackelpudding unter Strom neben ihm steht und gar nicht aufhören kann, dem Piloten voller Bewunderung auf die soldatischen Backenknochen zu starren.

Dass der Sprecher dann nochmal "Der Pilot kennt diese Kräfte aus unzähligen Flügen" sagt, ist natürlich Overkill – wir haben längst verstanden, wie unglaublich viel härter, cooler und männlicher dieser Mann ist. Und so wird es wohl auch den Kids gehen, wenn sie dieses Video sehen.

Für die Bundeswehr ist das Video deshalb der perfekte Coup. "Na, wat willste später mal werden?", raunzt der Film dem jugendlichen Publikum entgegen, "YouTube-Star … oder KAMPFPILOT?"

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