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Wir haben mit Chuck Hull, dem Erfinder des 3D-Druckers gesprochen

Vor 30 Jahren druckte Chuck Hull das erste Teil mit einem 3D-Drucker. Damals nannte er es noch Stereolithographie.

3D-Druck dringt wie eine Selbstverständlichkeit in unser Leben ein. Auch wenn du dir vor einem Jahr noch nicht einmal im Traum vorstellen konntest, einen Flauschteddy, einen Dildo oder einen Pfannkuchen produzieren zu können, ohne selbst Stricknadel, Taschenmesser oder Rührlöffel anzulegen, könntest du das jetzt sogar mit deinem Mini-Replikator zu Hause. Und das alles verdanken wir einer guten Idee von Chuck Hull.

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Chuck Hull ist der Mensch hinter dem Drucker. Ein 74jahre alter Kalifornier, der nicht nur die industrielle Produktion revolutionierte, er erschuf mit seiner Erfindung gleichzeitig einen völlig neuen Industriezweig, der sich beständig weiter entwickelt. Von 3D-gedruckten Autos über Häuser bis hin zu Knochen entstand etwas, das heute als die „fünfte industrielle Revolution" gilt.

Chuck Hull, bei der Übergabe des European Inventor Award 2014. Bild: Nadja Sayej

30 Jahre sind vergangen, seit Chuck Hull das erste 3D-gedruckte Teil in der Hand hielt. Damals, 1983, nannte er das Verfahren noch Stereolithographie.1986 publizierte er die erste Patentanmeldung dazu und gründete die Firma 3DSystems. Aus technischer Sicht war 1983 generell ein aufregendes Jahr, denn auch CDs und Camcorder wurden der Öffentlichkeit vorgeführt.

Kürzlich bekam Chuck Hall in Berlin den European Inventor Award 2014 überreicht und ich hatte die Möglichkeit zu einem kurzen Interview mit „dem neuen Henry Ford".

Motherboard: Wie sind Sie auf die Idee des 3D-Drucks gekommen?

Chuck Hull: Ich arbeitete erst bei einer großen Firma und wechselte dann zu einem kleinen Unternehmen. Dort benutzen wir ultraviolettes Licht dazu, kleine Schichten von Plastik zu reparieren wie bei Tischdecken, Fußbodenbelägen und solchen Sachen. Ich dachte: „Ah, wenn es möglich ist, Plastik zu flicken, könnte ich vielleicht dünne Schichten zu 3D-Bauteilen stapeln." Daher kam die Idee. Ich stellte mir eine Lampe mit untraviolettem Licht auf und begann daran zu arbeiten.

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Es steckt eine Menge Ingenieursarbeit, Wissenschaft und Technologie hinter dem 3D-Druck, vor allem hinter der Materialwissenschaft. Darüber hinaus, ist es eine unglaubliche Arbeit an der Software, um die Maschine zum Laufen zu bringen.

Haben Sie bei der kleinen Firma weniger verdient als bei dem großen Unternehmen?

Als ich mich dazu entschied, als Erfinder zu arbeiten habe ich mich gegen das Geld entschieden und lediglich für das Schicksal.

Das hat sich ja glücklicherweise erledigt. Was denken Sie über 3D-gedrucktes Essen, werden wir uns jemals davon ernähren?

Auf jeden Fall. In Kalifornien gibt es das Sugar Lab, dort können Küchenchefs alles über 3D-gedruckte Mahlzeiten lernen und ihre Ideen einbringen. Allein dieses Jahr werden wir zwei Nahrungsdrucker auf dem Markt bringen.

Doch werden sie je den Einzelhandel erreichen und somit in den Massengebrauch eingehen?

Wir haben ein Joint Venture mit der Hershey Corporation über die Studie von Süßwaren und Bonbons, doch wir gucken uns auch nach anderen Nahrungsprodukten um. Unser langfristiges Ziel ist es, personalisierte Nahrung herzustellen, so dass deine Sinne oder dein Körper oder der Computer genau weiß, was du brauchst und deine Mahlzeiten danach ausdruckt. So wird es in die Allgemeinheit einziehen.

Was denken Sie über kontroverse 3D-gedruckte Produkte wie zum Beispiel Waffen?

Jede Technologie hat ihre kontroversen Richtungen. In erster Linie denke ich, dass das nicht der beste Weg ist, eine Waffe herzustellen. Ich hoffe, dass sich niemand bei der Herstellung einer solchen verletzt.

Was haben Sie als nächstes im Kopf?

Von dem, womit ich mich heutzutage beschäftige hat so gut wie alles mit 3D-Druck zu tun, weil es einfach so unglaublich viele Dinge gibt, die du damit anstellen kannst. Ich konzentriere mich zur Zeit vor allem auf die Produktion—höhere Geschwindigkeiten, bessere Materialien.

Wo werden Sie ihren Award hinstellen?

Ich weiß noch nicht, aber ich habe schon eine 3D-gedruckte Version davon hergestellt. Ehrlich gesagt habe ich sogar verschiedene. Ich habe die Trophäe in schwarz, in rot und in weiß.