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Musik

Widowspeak bekommen sich in die Haare

Widowspeak haben Probleme, ihren eigenen Bandnamen auszusprechen und wollen eigentlich eher so 'psychedelischen Scheiß' machen.

Widowspeak ist eine junge Band aus Brooklyn. Molly, Robert und Michael kennen sich von früher, treffen sich wieder und gründen kurz darauf eine Band. Du weißt schon—so wie es eben immer läuft. Ihr Chris Isaak-Cover könnte auch aus der Widowspeak-Feder stammen, finden sie—Molly jedenfalls wünscht sie, sie hätte „Wicked Game“ selbst geschrieben. Die anderen beiden finden ihn eigentlich nicht so toll—vor allem nicht, weil die Leute nun auf jedem Konzert danach brüllen. Sowieso wollen Robert und Michael eher so 'psychedelischen Scheiß' machen, werden sich mit Widowspeak aber doch einig. Beim Rest sieht es schlecht aus und die drei benehmen sich wie die drei aufgekratzten Teenager, die sie fast noch sind. Die Aussprache ihres eigenen Bandnamens üben sie besser auch noch mal.

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VICE: Widow's Peak oder Widow Speak?

Molly Hamilton:

Ich sage Widow's Peak.

Robert Earl Thomas:

Also ich würde ja sagen, es lautet Widow Speak.

Molly:

Ich mag Wortkombinationen. Habt ihr das Wort Widow's Peak auch im Deutschen?

Na ja. Ein spitzer Haaransatz.

Robert:

Schau, ich hab einen!

Molly:

Aber das war nicht der Grund—ich hatte den Namen schon im Hinterkopf, bevor ich Rob traf.

Ihr sucht via Internet einen Frisör für Michael. Ihr habt es mit Haaren, oder?

Robert:

Michael ist überzeugt davon, dass er einen neuen Haarschnitt braucht.

Molly:

Er ist total scharf darauf, dass jemand zu unserer Show kommt und ihm dann die Haare schneidet. Wir hoffen sehr, dass bald einer auftaucht, weil er sich ständig beschwert.

Darf ich? Zur Info: Ich bin kein Frisör.

Molly:

Das macht nichts. Ich glaube, er würde dir vertrauen.

Robert:

Keiner von uns hatte in den letzten fünf bis zehn Jahren einen professionellen Haarschnitt. Ich glaube, wir haben den Namen eher wegen seines Sounds ausgewählt.

Molly:

Peak, also Gipfel – das nahmen wir wegen der Assoziation zu Bergen. Ich komme aus Tacoma, Washington, es gibt dort viele Gebirge. Jetzt lebe ich in Brooklyn und dort gibt es keine—das fehlt mir sehr. Hier ist es düsterer, nebeliger, unheimlicher, es gibt nichts Natürliches in der Landschaft.

Robert:

Scheiß drauf! Gebäude sind eh besser.

Molly:

Ich meine, ich liebe Brooklyn, hatte anfangs aber trotzdem Heimweh. Darum drehen sich die Songs: Aufbruchstimmung.

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Hey, da kommt Michael!

Michael Stasiak:

Sorry Leute, ich musste länger arbeiten. Ha ha.

Du bist also derjenige, der den Haarschnitt braucht?

Robert:

Sie macht es, hat sie gesagt!

Michael:

Dann los—suchen wir eine Schere! Dieses Ding da in meinem Nacken, das wird langsam …

Robert:

… der Rattenschwanz? Wir könnten ihn zum Zopf binden.

Molly:

Ich bin gut im Haareschneiden, lass mich! Da ist nur das Scheren-Problem.

Michael:

Deal!

Wie habt ihr euch kennen gelernt?

Molly:

Wir kamen alle der Schule wegen nach Brooklyn. Michael wollte eine Band gründen—aber ich war zu schüchtern. Er brachte Rob zu einer Probe mit, danach sagte er: „Oh, ich glaube, wir haben jetzt ein Band.“ Das war erst letztes Jahr.

Robert:

Michael und ich gingen auf eine Schule, er kannte Molly flüchtig von zu Hause, in New York trafen sie sich zufällig wieder. So kam eins zum anderen.

Molly:

Es ist verrückt, wie schnell alles ging. Ich hatte vorher nie genügend Schwung, um ein Projekt am Laufen zu halten—dieses hier lief wie von allein.

Robert:

Das gibt uns den Glauben, dass Musik möglich ist. Dass es möglich ist, regelmäßig Musik zu machen. Ich empfand mich vorher zwar bereits als Musiker, hatte die Idee aber schon fast aufgegeben, dass das meine Zukunft sein könnte,.

Molly:

Es war irgendwie erschreckend—anfangs war ich mir ziemlich unsicher.

Robert:

Du hast doch vor allem Angst!

Vor was denn?

Molly:

Der Bühne. Dem Singen …

Robert:

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Lebensmittelläden. Die Straße zu überqueren …

Molly:

Ich hab keine Angst vor Lebensmittelläden!

Warum hat sie Angst, Robert?

Robert:

Käse ist so einschüchternd! Ha ha.

Michael:

Jedenfalls: Es fühlt sich an, als hätte es Substanz. Aber wir sind immer noch einfach nur Widowspeak aus Brooklyn—nicht fucking Beach House oder so.

Molly:

Wir müssen alle nebenbei für unseren Lebensunterhalt arbeiten gehen.

Robert:

Aber es fühlt sich gut an … als könnte es noch lange Teil meines Lebens bleiben. Bei der Bandgründung hatten wir so etwas sicherlich nicht im Kopf und keine Ambitionen, die Weltherrschaft zu übernehmen oder so.

Jetzt schon?

Molly:

Ha ha. Ich bin gespannt, was passiert. Viele Bands spielen mehrere Jahre zusammen, bevor sie ein Album aufnehmen. Wir sind wohl ziemlich taff.

Robert:

Dieses Album war wie ein Schnappschuss und wir sind stolz auf unsere bisherigen Taten. Jetzt wollen wir aber noch mehr erreichen und ausprobieren.

Molly:

Inzwischen weiß ich, wie ich zu seinem Gitarrenspiel singen muss und so. Wir haben Michael dazu gezwungen, nur mit zwei Trommeln zu arbeiten und jetzt spielt er ein ganzes Kit.

Michael:

Toll. Von zwei zu drei.

Molly:

Vielleicht bekommst du irgendwann eine Vierte!

Michael:

Das wäre auch besser für euch. Ha ha.

Molly:

Anfangs waren wir sehr reduziert. Jetzt denken wir über die Aufnahme eines Bassisten nach. Wir wachsen. Und mögen kraftvolle Töne.

Robert

: Damit würden wir allerdings ein ganz neues Kapitel in der Bandgeschichte aufschlagen. Vielleicht für das nächste Album … Michael braucht einen Kumpanen.

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Michael

: Ich br

auche dringend einen Freund!

Molly:

Oh Michael! Wir sind deine Freunde!

Robert:

Ja, aber ihr seid Melodie-Freunde—ich brauche Rhythmus-Freunde. Wir können nicht mal alle gleichzeitig anfangen zu klatschen.

Molly:

Ich denke, wir profitieren von unseren Meinungsverschiedenheiten. Diese Band funktioniert wohl auch deswegen so gut, weil wir gegeneinander antreten—im positivem Sinne. Wir finden gerade noch heraus, wie wir klingen.

Michael:

Nein, ich mache da nicht mit—ihr habt mich nicht mal gefragt.

Armer Michael. Macht ihr denn wenigstens etwas zusammen, bevor ihr auf die Bühne geht?

Michael:

Wir haben uns angewöhnt, Wein statt Bier zu trinken.

Molly:

In Manchester spielten wir mit einer Band, deren Sänger auf der Bühne Wein trank. Das sah so stilvoll aus.

Robert:

Ich finde, die Trunkenheit von Wein passt besser zu unserer Musik.

Molly:

Wir trinken aber nicht viel vor unseren Auftritten … OK, Rob vielleicht schon …

Michael:

Molly reibt sich Meersalz in die Haare!

Molly:

Ha ha. Ja, das mach ich wirklich. Weißt du, ich habe so viele und so wuschelige Haare, manchmal sehen die echt chaotisch aus. Wenn ich Meersalz darin verteile, sieht es wenigstens so aus, als wäre diese Chaos auf meinem Kopf extra.

Robert:

OK, das ist jetzt ein Thema für ein Teeniemagazin.

Ein haariger Anfang und ein haariges Ende. Danke euch.