Kommt New Rave wieder?

Roberto Piqueras zog dank finanzieller Unterstützung von Burger King letztes Jahr von Madrid nach London. Nachdem er seine Kollektion bei Primitive präsentiert hatte, veranstaltete er eine angemessene Fashionshow auf dem Verbindungsweg zwischen seiner Ost-Londoner Sozialwohnung und der Hauptstraße. Mit seinen androgynen digitalen Print-Stücken, versetzt mit Neon-Akzenten, knüpft er eher an New Rave an, welches er nur zu gern in London mit erlebt hätte. Normalerweise brauchen Trends ungefähr 15 Jahre, um wieder zurück zu kehren, aber mit diesem Tumblr/Seapunk/GeoCities/New Rave-Trend verhält er sich eher wie mit dem Goth-Style. Er erschien vor sechs Jahren, verschwand, wurde wieder zum Leben erweckt und wird nun wahrscheinlich noch für lange Zeit, mal mehr mal weniger, die Mode beeinflussen.

Kurz bevor die Show begann, fragte mich eine Rentnerin, was denn da los sei. Ich musste ihr drei Mal erklären, was eine Fashionshow ist. Es war surreal, die ungefähr hundert Modemenschen in ihrer ganzen Pracht in einer durch und durch gewöhnlichen Gegend rumhängen zu sehen. Jedes mal, wenn eine Sirene ertönte, steckte einer von Robertos Assistenten den Kopf aus dem Fenster seiner Wohnung, um sicherzugehen, dass die Polizei nicht kam, um die Ruhestörung zu beseitigen.

Das Styling war einfach—Leggings und Body-Con-Röcke wurden zu um die Hüfte gebundenen Shirts getragen—ganz im Gegenteil zu den Prints, die waren architektonisch und gleichzeitig kaleidoskopisch.

Die ViceStyle-Fotografin Alis Pelleschi lief auch. Sie ist zwar immer auf ihre Art intensive und farbenfroh angezogen, die Sachen von Roberto jedoch ließen sie noch mehr wie eine Außerirdische aussehen. Roberto verschenkte die Edelstein-Kurzzeit-Tattoos, die die Models in ihren Gesichtern trugen. Ich schätz mal, dass das der billigste Gesichtsschmuck ist, den es gibt, und ich habe viele gesehen, die ihn sich auf ihre Augenlieder gemacht haben. Genau das ist der Tipp für nächste Saison.

Selbst wenn der Schnitt der Kleider simpel und sauber erscheint, gehören Robertos Prints zu den spaßigsten, die es momentan so gibt.

Diese beiden Jungs haben nicht ganz begriffen, dass der Weg zur Bushaltestelle ein Laufsteg war. Sie schauten von der Seite aus zu, entschlossen sich dann aber doch, die Show während des Finales zu verlassen. In ihrer Vorstellung war das wahrscheinlich ein Treffen von verwirrten Freaks, die seltsam auf und ab liefen. Kann man es ihnen verübeln?

Es ist interessant, mal eine Show zu sehen, die genau so gestaltet ist, wie der Designer es will—einige Zeit nach der eigentlichen Fashion Week, in seiner eigenen Siedlung, mit Models, die er bei tumblr gecastet hat.

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