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Popkultur

Die neuen Facebook-Emojis sind eine ziemlich furchtbare Idee

Mit den „Reactions" soll das Netzwerk noch emotionaler werden. Brauchen wir wirklich mehr Möglichkeiten, uns passiv-aggressiv über nervige Freunde lustig zu machen?
Screenshot: Facebook

Mitte September wurde bekannt, dass Facebook plant, neben dem Like-Button eine andere Möglichkeit einzuführen, sich nonverbal zu Postings zu äußern. Für viele schien das die seit Längerem gehegte Hoffnung auf einen „Dislike"-Daumen zu bestätigen—auch wenn wir uns die Folgen dieser Funktion wahrscheinlich noch nicht mal ausmalen könnten.

Wie dem auch sei: Wie jetzt zweifelsfrei feststeht, ging es bei der Ankündigung definitiv nicht um den Daumen nach unten. Dafür gibt es jetzt ganz andere Möglichkeiten, Posts von Leuten, die er heimlich hasst, passiv-aggressiv zu „kommentieren". Unter dem Namen „Reactions" stellte Mark Zuckerberg vor wenigen Stunden mehrere Emojis vor, die uns das Miteinander im größten sozialen Netzwerk der Welt noch schöner gestalten sollen.

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Neben „Like" (der wohlbekannte, blaue Daumen) und „Love" (ein rotes Herz, wenn die Emotion zum geteilten Artikel/dem Foto/der superlustigen Statusmeldung etwas intensiver ist) gibt es auch fünf animierte Smiley-Gesichter, die die virtuelle Kommunikation scheinbar menschlicher machen sollen.

„Haha": Hysterisch lachendes Smiley mit zusammengekniffenen Augen.

„Yay": Hin und her rollendes Lächelgesicht mit roten Wangen. Könnte alles zwischen einem betrunkenen Bayern im Bierzelt und einem Teenagermädchen, das zum ersten Mal intim berührt wird, darstellen. Man will ja auch niemanden ausschließen.

„Wow": Ungläubiges Schreien wie direkt aus einem Edvard-Munch-Gemälde. Ideal für das Kommentieren von „Du wirst nicht glauben, was dann geschah!"-Artikeln.

„Sad": Ein so übertrieben weinendes Gesicht, dass sich der Adressat dieses Smileys womöglich nicht nur in die Arme genommen, sondern auch ein bisschen verarscht vorkommt. Beherbergt ziemlich großes Konfliktpotential.

„Angry": Rotes, verkniffen böses Gesicht. Könnte zukünftig synonym für die besorgten Facebook-Aktivisten von Wir für Deutschland—und wie die ganzen „asylkritischen" Gruppen sonst noch so heißen—stehen.

Staunen, Lachen, Weinen, Wut—da haben sich die Facebook'schen Genies wirklich Mühe gegeben, das komplette menschliche Emotionsspektrum abzudecken. Die Frage ist nur: Warum?

Darum liken deine Freunde deine Facebook-Posts.

Wer sich viel im Internet herumtreibt (und tun wir das nicht alle?), dem dürfte in letzter Zeit auf mehreren Webseiten aufgefallen sein, dass sich unter Artikeln ein ganz ähnlicher Emoticon-Balken befindet, mit dem der Leser der Redaktion sein inneres Befinden mitteilen kann. Das mag für News- oder Boulevardseiten insofern wichtig sein, als dass jede Art von User-Feedback dazu verwendet werden kann, die eigenen Beitrage zukünftig noch mehr auf die angepeilte Zielgruppe zuzuschneiden. Wozu ich allerdings ein dummes artifizielles Gesicht unter meinen Facebook-Posts brauche, statt meine Freunde weiterhin in die Kommentare schreiben zu lassen, wenn sie mir etwas mitzuteilen haben, erschließt sich mir absolut nicht.

Zusätzlich zum Sinn- oder Unsinn dieser Funktion, den jeder für sich selbst bewerten muss, hat die Kommunikation mit Smileys natürlich noch ganz andere Tücken.

Lacht meine Arbeitskollegin mich mit dem „Haha"-Smiley an oder aus? Bedeutet „Wow" unter einem Selfie Schock oder ist man geblendet vom fantastisch guten Aussehen der abgebildeten Person? Und was zur Hölle bedeutet „Love", wenn es von jemandem kommt, an dem man sexuelles Interesse hat? Superviel Zustimmung oder baldige Sexytime? Warum Dinge noch kryptischer und verwirrender machen, wenn doch Worte schon so wahnsinnig viel Spekulationsraum zulassen? Möchte uns Facebook nach dieser absolut unnötigen und regelrecht übergriffigen Klarnamenpflicht jetzt endgültig psychisch brechen?

Vielleicht ist es aber auch nur mein Alter, das aus mir spricht. Und meine explizite Abneigung gegen dumme, gelbe Grinsgesichter, die in unserer digitalen Kommunikationskultur sowieso schon viel zu viel Raum einnehmen. „Sad"-Emoji.

Lisa hasst auch auf Twitter Smileys. Folgt ihr doch mal.