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Sex

Im Auge des Hurrikans

Du hockst in deiner monogamen Beziehung fest und hast Lust auf Auswärtsspiele? Du fragst dich was du in dieser verzwickten Situation bloss tun sollst? Sei nicht so weinerlich. Keine Sorge. VICE ist für heute der neue Dr.Sommer.

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Es wirbelt ganz schön da draussen und die Pärchen halten sich krampfhaft an ihren Händchen. Ich kann das nicht länger mit ansehen und gebe heute darum den Beziehungstherapeuten. Denn an jeder Strassenecke fallen uns fremde, nackte Leiber in den Schoss. Der Sturm der ausserpartnerschaftlichen Verführung droht jede noch so wehrhaft monogame Beziehung aus ihren Halterungen zu reissen und dem Erdboden gleich zu machen. Und das nicht etwa, weil wir nicht anders können, sondern weil wir es nicht anders wollen. Vor allem Paare, die den rosaroten Anfangsrausch schon seit Jahren, manche gar nach wenigen Monaten, hinter sich haben, klagen allesamt über mangelndes Prickeln, Narkose im Schlafzimmer, vergangene Leidenschaft und einen Partner, den sie am liebsten gar nicht mehr anfassen würden.

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Doch das wirklich Interessante dabei ist: Viele dieser Paare lieben sich noch immer. Sie alle wollen aber trotzdem nur das Eine. Nur mal kurz und nur mal so. Dann sagen sie meistens noch was mit Feuer und sich „wieder einmal so richtig spüren" und rennen blindlings in das Auge des Hurrikans. Nicht, dass man ihnen das verdenken würde. Im Gegenteil.

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Nur, die meisten begehen dabei einen waghalsigen Fehler: Sie tun es heimlich! Geil wie sie sind, setzen diese dummen Menschen nichts anderes als die Liebe ihres Lebens aufs Spiel. Nicht weil sie mal eben mit jemand anderem knattern wollen, nein. Weil sie es heimlich tun, hintenrum, schwarz. Es wird gedruckst und gemurkst bis sich die Balken biegen. Dass die Lügenkacke meist schon auffliegt, bevor sie überhaupt zu dampfen anfängt, versteht sich von selbst. Die Liebe des Lebens zerbricht an der Lust auf Auswärtsspiele. Das ist unschön, ja, das ist hart. Dabei muss das doch nicht sein, oder?

Seien wir ehrlich. Die meisten von uns verspüren früher oder später die Lust auf einen anderen Körper, einen anderen Duft, andere Augen, andere Haare, andere Lippen. Selbst wenn man Zuhause den tollsten Menschen der Welt sitzen hat, reissen solche Gedanken einfach nicht ab. Soweit normal. Doch warum tun wir uns bloss so schwer damit, unserem Partner zu sagen, dass wir gerne mal mit jemand anderem schnabeln (ich will nicht immer ficken sagen) wollen? Und warum hören wir nicht auf, diese Lügengeschichten in Peinlichkeit zu tunken und die wunderbarsten Beziehungen, ja ganze Familien, zu zerstören?

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Foto von Robert Ashworth

Seitensprünge sind doch erst dann verheerend, wenn sie schamlos und in bester Guttenberg-Manier geleugnet werden. Was viele Paare häufig vergessen: Grosse Liebe erträgt so einiges. Zumindest scheinbar völlig aus der Mode gekommene Dinge wie Aufrichtigkeit, Mut und Loyalität. Loyalität heisst aber nicht auf Lebzeiten unglücklich und zwanghaft monogam leben zu müssen. Loyalität heisst, mit dem Partner alles zu teilen—und sei es auch so etwas exotisches wie die Lust auf Seitensprünge. Ob man dieser Lust dann auch nachgeht oder nicht, ist gar nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass man in einer Beziehung vertrauensvoll darüber sprechen kann. Knallertipp oder? Reden. Geil! Ich finde, dass eine Liebe eine solche Ladung Wahrheit durchaus brauchen kann. Wenn der Partner die Beziehung dann trotzdem beendet, ist das zwar doof, aber sinnvoll.

Denn echte Treue hat nichts mit monogamen Scheuklappen, hysterischem Zwang und sexuellem Tunnelblick zu tun. Wahre Liebe ist die Unzerteilbarkeit des Gefühls, die Treue zweier, sich liebender Seelen, eine Monogamie des Herzens. Und wem dieses Herz gehört, wissen wir doch alle. Darum: Hängt uns nicht weiter in den Ohren, ihr Paare, und liebt euch doch einfach weiter. Danke.

Ganz viel Liebe wünschen wir euch wieder für dieses Wochenende:

Lieber Donnerstag, wir werden dich für immer in unser Herz schliessen. Du bringst uns Freude und Verlangen, Sehnsüchte und tiefschürfende Tagträumerei. Du gibst uns spannende Gespräche im Le Foyer und radikale, explodierende Darbietungen in der Gessnerallee. Du entführst uns ins Traumland im Riff Raff, machst Reissaus mit Departure in der Kaserne Basel, flitzt ab mit Jeans for Jesus im la Cathrina. Du erwartest uns mit Vinyl Culture im Flösserplatz. Und du knallst uns Stronzo ins Gonzo!

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Oh Freitag, was wäre das Wochenende nur ohne dich. Sehnsüchtig erwartet und heiss begehrt. Lass uns ran! Wir wollen Crystal Antlers im Fri Son und Solander im Kraftfeld. Wir verlangen mehr. Mehr Tiefe, mehr Ozean, mehr Klänge, mehr Bass. Mehr Luka Popadic, The Fridge and Shriduna im Royal Baden. Mehr Im Südpol. Wir wollen unbestechliche, unnahbare Gegenwart. Wir wollen fressen und gefressen werden. Wir wollen 20 Jahre Lethargy Festival.

Samstag, du bist eine Praline! Du zeigst dich von der besten Seite, deiner Schokoladenseite, deiner, es gibt die Basler Plattenbörse-und-es gibt Hitzewellen im Kunstmuseum Solothurn,-Seite. Du bist witzig. Du bietest hüpfende Swiss Ska Explosions im Mundwerk, ur-urchigen Schweizer Progressiv Rock im Gaswerk und trommelnden, hämmernden Drumm and Bass im Stall 6. Und weil du einfach so toll bleibst, wie du bist, schenkst du uns die Zukunft.

Sonntag, Sonntag, schäm dich. Kaum sind wir ausgeruht und ausgeschlafen und nur noch in total elender verpiss-dich-Menschheit-Stimmung, reisst du uns einen lauschigen, vibrierenden, unwiderstehlichen musikalischen Fluss hinab mit Mister and Mississippi im Papiersaal.

Montag, danke, dass du an uns denkst und uns Basslounge im Merkker schenkst.

Dienstag, hör auf uns zu betrügen, und zeig, was du zu bieten hast. Zeig uns, wie wir von Bartha und Kunst erschlagen werden, zeig uns, wie die Psychose von William Burroughs zelebriert wird.

Mittwoch, ich glaub es wird doch nichts mit uns. Wir gehen lieber ins Lauter Leute im Kinski oder zur Lindy Hop in der Jägerhalle.