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Popkultur

Wir haben beim Ryan-Gosling-Double angerufen, das bei der Goldenen Kamera für Stress sorgte​

Und haben ihn gefragt, wie viele Frauen er schon mit seinem Gosling-Blick rumbekommen hat

Das ZDF hatte sich schon voller Vorfreude die Hände gerieben: Niemand anderes als Ryan Gosling sollte der Preisverleihung, die sonst für ihren hohen Fremdscham-Faktor bekannt ist, den fehlenden mondänen Glanz einhauchen.

Als Überraschungsgast sollte der Hollywood-Star die Goldene Kamera für La La Land als "Bester Film International" entgegennehmen. So der Plan. Der Moderator Steven Gätjen kündigte live im Fernsehen an, die Macher des Films hätten es zwar leider nicht nach Hamburg geschafft, dafür sei aber "the one and only" Ryan Gosling gekommen. Aber hey, so einzigartig ist er dann eben doch nicht.

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Spätestens als Gosling den Mund aufmacht, um sich für den Preis zu bedanken, wird klar, dass etwas nicht stimmt. "Good Evening. I am Ryan Gosling", sagt er auf holprigem Englisch. "I dedicate this award to Joko und Klaas". Und während sich der ganze Saal verwirrt fragt, warum Gosling einen bayerischen Akzent hat, und ob er etwas zugelegt hat, fügt er auf Deutsch hinzu: "In Hamburg sagt man Tschüß", dreht sich um und verschwindet wieder von der Bühne.

Nicht nur die eingeblendeten Gäste Nicole Kidman, Colin Farrell und Barbara Schöneberger sind verwirrt. Was zur Hölle ist da gerade passiert? Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Kurz nach dem Auftritt von "Ryan Gosling" twittern Joko und Klaas siegestrunken ein Video, in dem sie sich für den Preis bedanken.

Die Veranstalter der Goldenen Kamera nahmen den Prank mit Humor. Wieso niemand im Vorfeld bemerkt hatte, dass da nicht Ryan Gosling sondern Ludwig Lehner, 27, aus der kleinen bayerischen Gemeinde Kirchseeon die Schnittchen im Backstage-Bereich verspeiste, werden Joko und Klaas am Dienstag bei Circus HalliGalli enthüllen. So lange wollen wir aber nicht warten. Deswegen haben wir beim Star des Abends angerufen.

Ludwig Lehner | Foto: Nightwash | Werbeagentur Florstedt

VICE: Wie hat es sich angefühlt, die Goldene Kamera entgegenzunehmen?
Ludwig Lehner: Ist schon ein geiles Gefühl.

Ein paar Leute waren ziemlich sauer wegen der ganzen Aktion. Schlechtes Gewissen?
Zu dem Auftritt darf ich nicht viel sagen.

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Wärst du manchmal gern Ryan Gosling?
Ja, zumindest für ein paar Tage, um mir LA anzugucken und seinen Tagesablauf zu sehen. Aber tauschen würde ich nicht gern – ich wüsste ja gar nicht, was ich mit seinem Leben anfangen soll.

Denkst du, Ryan Gosling wäre gern mal du?
Kann ich mir nicht vorstellen. Wobei: Er würde sich bestimmt freuen, ein paar Tage als normaler Mensch zu leben.

Arbeitest du vollzeit als Gosling?
Nein, nur Teilzeit. Ich bin gelernter Koch und leite eine Kantine in einem kleinen Ort neben München. Dass ich wie Ryan Gosling aussehe, habe ich zum ersten Mal gehört, als ich mir 2012 Drive in Kino angeguckt habe. Danach habe ich es immer häufiger gehört, auf der Straße, in der Disco, und mir auch eine glänzende Jacke wie im Film gekauft. Dann machte ich bei einer Doppelgänger-Challenge bei Pro7 mit, wo ich immerhin Fünfter wurde. Bei der Double-Agentur arbeite ich seit 2013 und hatte seitdem an die 40 Auftritte.

Wer bucht dich am häufigsten? Kreischende Frauencliquen?
Bis jetzt noch nicht. Meistens buchen mich Kinos, wenn ein neuer Gosling-Film rauskommt. Auch für Partys werde ich angefragt. Oder für Comedy-Shows.

Und lernst du jetzt Englisch?
Ja, ich sollte mir da schon einen Arschtritt geben. Ich habe ja einen ziemlich starken bayerischen Akzent. Das hat man auch bei der Goldenen-Kamera-Verleihung gemerkt. Wenn mich jemand auf Englisch anspricht, herrscht da erstmal eine Schweigeminute. Ich habe nur drei Jahre lang Englischunterricht in der Hauptschule gehabt und kenne nur die Basics.

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Tust du manchmal so, als seist du Ryan Gosling, um Frauen rumzukriegen und in Clubs zu kommen?
Als Ryan Gosling kommt man schon besser in Promi-Schuppen rein. Man muss nur Sicherheitspersonal dabei haben, damit es glaubwürdig aussieht. Und was die Frauen angeht: Meine Ehefrau habe ich ein paar Wochen vor meiner Gosling-Zeit kennengelernt.

Bittet sie dich manchmal, zu Hause die Jacke und Fliegerbrille aus Drive anzuziehen?
Nee, sie mag mich am liebsten natürlich. Und sie findet es auch nicht gut, wenn ich als Ryan Gosling auf die Straße gehe. Sie will einfach Ruhe haben und nicht anhalten müssen, weil Leute Fotos machen wollen.

Wie wichtig ist dir der Job als Double?
Bevor meine Karriere losging, ist mein Bruder bei einem Motorradunfall verstorben und ich habe mich danach ziemlich gehen lassen. Der Erfolg gab mir Motivation, da raus zu kommen.

Wenn du jemals den echten Gosling triffst, worüber würdet ihr reden, und was würdest du ihm kochen?
Ein Hobby haben wir gemeinsam: Autofahren. Nur dass ich einen 3er-BMW fahre und keinen Mustang. Und ich koche am liebsten italienisch und bayrisch. Also wahrscheinlich würde ich einen Schweinebraten machen.

Buchen kann man Ludwig Lehner bei der Agentur Florstedt, die unter anderem auch Doubles für David Guetta, Hugh Grant und Catwoman anbietet.

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