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Palästinas Jugend ist extrem angepisst

Ob Israel, Fatah oder Hamas, die Jugendlichen in Palästina finden sie allesamt scheiße.

Abu Yazan „Scheiß Israel. Scheiß Hamas. Scheiß Fatah. Scheiß UN. Scheiß UNRWA. Scheiß USA!“ So lauten die Eröffnungsworte vom Manifest der Gaza Youth Breaks Out. Über die Hälfte der 1,5 Millionen Einwohner des Gazastreifens ist unter 18 und einige von ihnen sind langsam ziemlich sauer. Der GYBO-Aktivist Abu Yazan ist Teil dieser neuen Generation wütender Palästinenser. Sie fühlen sich von ihren Vertretern in der Region alleine gelassen, von Organisationen wie der Hamas oder der Fatah. Abu Yazan und seine jungen Kameraden finden, dass dieses zwei Parteien zu viel Zeit mit politischen Machtkämpfen untereinander verbracht haben, anstatt gegen Israel vorzugehen. Wegen seiner Beteiligung an verschiedenen, großen Protesten in Palästina dieses Jahr wurde er im August inhaftiert und von der Hamas festgehalten. Er versucht, so wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen wie möglich und flieht ab und an über die nächstgelegene Grenze, wenn die Situation zu brenzlig wird—aber er war mutig genug für ein kurzes Gespräch über diese große, beschissene Schweinerei, mit der die Jugendlichen in Gaza gerade zu kämpfen haben. VICE: Hey Abu Yazan, danke für das Gespräch. Wie geht es dir?
Abu Yazan: Ich bin gerade in Ägypten. Ich war sehr beschäftigt. Ich habe seit vier Tagen nicht geschlafen. Was hast du gemacht?
Na ja, zuletzt habe ich bei einem öffentlichen Hungerstreik teilgenommen. Wie kam es dazu?
Wir sind in den Hungerstreik getreten, weil einige Palästinenser seit 30 Jahren in israelischen Gefängnissen sitzen und wir ihnen nur so unsere Unterstützung zeigen und Aufmerksamkeit erregen können. Israel bricht das internationale Gesetz, in dem es diese Leute hinter Gittern hält—nur weil sie Palästinenser sind. Sie stellen sie als Terroristen dar, aber die Wahrheit sieht anders aus. Du warst zuvor im Gefängnis, zuletzt bei der Hamas. Fühlst du dich von Hamas oder Fatah nicht repräsentiert?
Na ja, Hamas und Fatah sind durch und durch korrupt. Sie entstanden ursprünglich, um Palästina zu dienen, aber jetzt ist alles anders. Sie sind nur auf Macht und Geld aus, ihrer Geschichte wegen sind sie aber immer noch populär. Wenn wir auf die Straße gehen und das Ende der Hamas fordern, bleibt uns die Fatah als Alternative—und das wäre keine gute Wahl.

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Ein Bild aus dem Blog von Gaza Youth Breaks Out Sorgst du dich um deine eigene Sicherheit, wenn du das öffentlich aussprichst?
An meine Sicherheit denke ich zuletzt. Ich war schon so oft im Gefängnis und es ist mir egal, wenn ich bei meiner Rückkehr nach Gaza wieder ins Gefängnis komme. Wenn sie mich festnehmen, bedeutet das, dass ich das Richtige tue und ihnen Angst einjage. Wie hat es mit Gaza Youth Breaks Out angefangen?
GYBO ist eine Jugendbewegung, die Ende 2010 entstand. Am Anfang waren wir nur fünf Jungs und drei Mädchen, aber jetzt sind wir mehr. Wir waren so frustriert. Wir mussten etwas gegen diese Situation tun, die uns aufgezwungen wurde. Was für einen Hintergrund habt ihr?
Wir alle sind Studenten. Die meisten von uns sprechen andere Sprachen als Arabisch. Wir entschieden uns, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen und zu sagen, was auch immer wir wollen—ohne die möglichen Risiken oder die Bestrafung zu berücksichtigen, die auf uns warten könnten.

Demonstranten bei den Märschen am 15. März Was geschah nach der Veröffentlichung des Manifests?
Wir waren es, die die Revolution am 15. März in Gaza angezettelt haben. Eines unserer Ziele ist, die Trennung der verschiedenen Gruppen im besetzten Palästina zu beenden—zum Teil haben wir Erfolg gehabt. Du hast erwähnt, dass palästinensische Häftlinge einen schlechten Ruf haben …
Die Nachrichten, die in die Welt gelangen, sind unzuverlässig und haben eine bestimmte Agenda. Deswegen werden wir ein neues Medienzentrum aufbauen, um die Wahrheit über das Leben in Gaza zu zeigen. Wir reden auch mit den Revolutionären in Ägypten und suchen nach Plänen für die Zukunft Palästinas. Also versucht ihr, euch mit anderen Ländern abzustimmen, die auch an dieser arabischen Revolte teilnehmen?
Die Hauptsache ist die Verbreitung des Worts, aber wir reden auch mit Leuten in Libyen, um herauszufinden, was wir ihrer Meinung nach für ein freies Palästina tun könnten. OK. Welche Meinung hast du über die momentane Regierung in Israel?
Eine Regierung, die quasi täglich Leute tötet und Siedlungen baut, während sie sich allen Friedensbewegungen widersetzt, ist eine terroristische Regierung. Ich verliere alle Hoffnung, wenn Netanjahu an der Macht bleibt.

Was ist mit den Menschen in Israel?
Ich glaube, die Leute dort müssen mit ihrer Entscheidung für den Frieden offener umgehen. Wen auch immer sie bis jetzt gewählt haben—jedes Mal wurde deutlich, dass er gegen den Frieden ist. Was macht dich daran besonders wütend?
Alles. Die Parteien, die wir gewählt haben und die dann nie nach unserem Willen handeln. Die Israelis, die uns täglich umbringen. Leute, die aus Angst den Mund nicht aufmachen. Eines Tages werden die Leute aufstehen und sich gegen alles wehren. Meinst du, das wird bald passieren?
Jeden Tag wachen mehr Leute auf. Ich glaube, bald haben wir eine Chance und der Erfolg ist garantiert—es ist nur eine Frage der Zeit. http://gazaybo.wordpress.com