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Wir haben mit dem Typen gesprochen, der den Hyperloop bauen soll

Laut Bibop G. Gresta könnten wir den ersten Hyperloop in nur fünf Jahren betriebsbereit haben, wenn die Politik das denn wollte.

Bibop G. Gresta. Foto von Kurt Prinz.

Der Hyperloop ist eine bisher noch theoretische Form von patronenartigem Hochgeschwindigkeitszug. Das Konzept wurde erstmals 2012 von Elon Musk als völlig neuartige fünfte Fortbewegungsform vorgestellt. Bei dem Transportsystem handelt es sich um eine Röhre, durch die elektrisch betriebene Transportkapseln mittels Luftkissen hindurchgeschossen werden. In einem Hyperloop lassen sich Geschwindigkeiten von bis zu 1.200 km/h erreichen, wodurch dieses Verkehrsmittel schneller als ein Flugzeug und gleichzeitig kostengünstiger als die Bahn wäre.

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Inzwischen fand auch ein anderer Geschäftsmann Gefallen an der Idee; und zwar der deutsch-amerikanische Unternehmer Dirk Ahlborn, der beschlossen hat, den Hyperloop Wirklichkeit werden zu lassen. Gemeinsam haben die beiden eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen und genügend Geld für eine 8 Kilometer lange Teststrecke entlang des Freeways zwischen San Francisco und L.A. gesammelt.

Mit der Umsetzung wurde nun der Software-Entwickler und Unternehmer Bibop G. Gresta beauftragt—was bei einem Bauprojekt wie diesem nicht unbedingt die naheliegendste Wahl sein dürfte. Allerdings hat Gresta auch nicht unbedingt den naheliegenste Werdegang: Im Alter von 15 Jahren leitete er die Entwicklungsabteilung eines italienischen Software-Unternehmens, bevor er Mitte der 90er seine eigene Medienfirma gründete und mehrere Start-ups up-startete. Heute ist er COO bei Hyperloop Transportation Technologies und ein exzentrischer, energiegeladener Denker, den wir natürlich bei der erstbesten Gelegenheit ein paar Dinge zu sich und dem neuartigen Pistolenzug fragen mussten.

VICE: Hey Bibop. Wie bist du vom Software-Unternehmer dazu gekommen, den Hyperloop zu bauen?
Bibop Gresta: Ich habe Dirk Ahlborn getroffen, als er gerade ein Event in L.A. ausgerichtet hat. Er kam auf mich zu und sagte mir, dass er den Hyperloop umsetzen wollte. Ich sagte: Du bist ein sehr kreativer Mensch, aber das ist verrückt. Er sagte: Ich schick dir ein paar Dokumente, schau's dir mal an und ruf mich dann zurück. Ich habe nicht mal in Betracht gezogen, sie zu öffnen; sie lagen für einen Monat einfach nur auf meinem Schreibtisch.

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Als ich mir dann angesehen habe, wer aller das Projekt unterstützt, waren da all diese Wissenschaftler—hunderte von Namen. Also habe ich ein paar angerufen und sie gefragt, was sie so machen. Das war gewissermaßen eine kleine Erleuchtung für mich. Jetzt bin ich der COO des Unternehmens. Ich bin die Verbindung zwischen den Ideen und ihrer Umsetzung. Wir haben zuerst eine Machbarkeitsstudie durchgeführt; dann haben wir 520 Ingenieure, Wissenschaftler und Designer aus 42 Ländern angestellt und jetzt bauen wir einen originalgroßen Prototypen, der pro Jahr 10 Millionen Menschen transportieren soll.

OK, aber noch mal: Du bist eigentlich Programmierer. Inwiefern bist du für diese Art von Job geeignet?
Wenn man bei 70 Unternehmen mitgearbeitet und alles von Medien über Hotels bis Vergnügungsparks gemacht hat, dann ist das schon eine ganz gute Basis, um ein solches Start-up aufzubauen. Ich will nicht so tun als wäre ich Gott, aber ich habe schon so ziemlich alles gesehen. Außerdem glaube ich nicht, dass Ingenieure die besten Leute sind, um Ingenieursprojekte zu leiten, weil sie im Grunde religiöse Menschen sind. Ingenieure glauben nicht daran, dass sie Offenheit brauchen und sie glauben nicht an radikale Inklusion.

Was macht deine Art zu denken besser?
Ich bin eher die die mythologische Figur von Janus, dem Mann mit den zwei Gesichtern, der gleichzeitig in die Vergangenheit und die Zukunft blickt. Ich denke, wir sollten die Zukunft mit Technologie formen, die eine Geschichte hat. Das finde ich auch an diesem Projekt aufregend.

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Machst du dir eigentlich manchmal Sorgen, dass der Hyperloop nicht funktionieren könnte?
Unternehmer zu sein heißt auch, Angst und Sorgen zu umschiffen. Der Hyperloop ist vielleicht das einfachste Projekt, das ich jemals gemacht habe. Aus Technologie-Sicht sind alle Bestandteile seit langem vorhanden, wir setzen sie nur neu zusammen. Es ist schwieriger, den Hyperloop zu erklären, als ihn tatsächlich zu bauen.

Aber ist es nicht möglich, dass ihn eventuell zu wenige Menschen auch nutzen?
Das würde ich nicht unbedingt als Problem in Betracht ziehen. Ehrlich gesagt sehe ich, wenn überhaupt, nur Probleme durch die Politik und alle möglichen Bestimmungen auf uns zukommen. Abgesehen davon war ich in den letzten sieben Monaten in 56 Ländern und überall wollen Menschen etwas beisteuern und mitarbeiten. Es ist ziemlich verrückt, wie viele Leute dabei sein wollen.

Was ist dein Geheimnis? Wie bekommst du deinen Scheiß so gut auf die Reihe?
Zuerst mal geht es nicht um mich, sondern um das Team. Außerdem habe ich gelernt, dass du nie aufhören darfst, zu lernen. Du musst die Bereitschaft haben, dich zu verändern und seltsam zu sein. Richte es dir nie dort bequem ein, wo die anderen sagen, dass es normal und traditionell richtig ist. Ich sage das nicht einfach nur so, ich glaube wirklich, dass wir als Menschen uns immer neuen Herausforderungen stellen müssen.

Eine andere Sache, die ich wichtig finde, ist zuhören. Besonders den Leuten, die du nicht magst. Das Schlimmste, was du machen kannst, ist es, nur mit Leuten zu arbeiten, die du magst. Wenn du dich nur noch mit ähnlichen Menschen umgibst, hörst du auf, zu lernen. Wenn du Schwächen zeigst und Widersprüche zulässt, wirst du auch daran wachsen.

Bibop wird als Speaker am Fifteen Seconds Festival teilnehmen, das am 16. und 17. Juni 2016 in Graz stattfindet.