Ein Leben in der Kanalisation

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Ein Leben in der Kanalisation

Im Untergrund von Bukarest schnüffeln die Kinder immer noch Gift und haben immer noch Missbildungen.

2011 bin ich von Italien nach Bukarest gereist, wo ich ein paar Wochen damit verbrachte, die Kinder, die hier in der Kanalisation des Gara de Nord leben, zu fotografieren. Unter der Führung eines stark tätowierten 30-jährigen Mannes, der sich „Bruce Lee“ nennt, verbringen sie ihre Tage bettelnd auf der Straße und schnüffeln das Verdünnungsmittel Aurolac. Sie treffen sich jeden Nachmittag in der Kanalisation, bilden einen Kreis und beginnen ihr Ritual. „Es lässt uns den Hunger und die eisige Kälte für ein paar Minuten vergessen, danach aber wird alles noch viel schlimmer und du willst sterben. Deshalb schneiden sich viele von uns am Ende mit Messern und Rasierklingen ins Fleisch“, erklärt Bruce und zeigt mir seine Narben.

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Neben ihm sitzt Valentina, 27, die erzählt, dass sie nachts oft nicht schlafen kann, weil Ratten und Mäuse an ihrem Kopf nagen. Ihre Freundin Fiorentina ist 33 Jahre alt und im zweiten Monat schwanger. Ihre deformierten Hände zeugen von einem Leben (und der eigenen Geburt) in der Kanalisation, wo eine entsetzlich schlechte Hygiene vorherrscht. Hinzu kommen die ganzen Drogen. Ihr Baby wird mit ziemlicher Sicherheit auch mit körperlichen Missbildungen geboren werden.
Dann ist da Costel. Der 14-jährige erscheint mir aus der Gruppe am verwöhntesten, obwohl auch sein Gesicht die verheerenden Auswirkungen von Aurolac deutlich widerspiegelt. Er erzählt mir, dass es ihm gefällt, in der Kanalisation, die derzeit schätzungsweise 5.000 Menschen Obdach gibt, zu leben.