FYI.

This story is over 5 years old.

Popkultur

Willkommen zum kaputtesten Anti-Oster-Video des Internets

Ministrantinnen, die in Ohnmacht fallen und Männer, die von Delfinen begattet werden: Das Netz hat dieses Ostern einen besonderen Leckerbissen aus den VHS-Zeiten an die Oberfläche gespült.

Immer, wenn ein neues Medium auftaucht, hat das auch Auswirkungen auf seine Vorgänger. Durch die Fotografie wurde die Malerei abstrakt, durch den Film wurde das Theater modern und durch das Internet wurde unser Gehirn zu einer Denkmaschine, die sich nicht mehr alles merken muss, sondern sich endlich um größere Zusammenhänge kümmern kann (und damit meinen wir Facebook und Pornos).

Es ist fast so, als würden wir immer zuerst ein neueres, perfekteres Medium brauchen, bevor das alte sein volles Potenzial ausschöpfen kann. Genauso ist es auch mit analogem und digitalem Video.

Anzeige

Erst, seit die Menschheit in den digitalen HD-Hasenbau gefallen ist, hat auch das alte VHS-Format einen neuen Höhepunkt erreicht. Und es sieht ganz so aus, als ob die versteckte Superkraft, die so lange in Urlaubsvideos und semiprofessionellen Heimkamera-Filmen geschlummert hat, blanker Terror und Bildsprung-Horror wäre.

Was bereits bei Blair Witch Project angeklungen ist, hat mit neueren Found-Footage-Perlen wie V/H/S, V/H/S/2 und V/H/S: Viral längst eine ganz eigene Form von Perfektion erreicht. Und wie dieses Anti-Oster-Video von Memory Hole zeigt, liegt der Horror dabei oft schon darin, dass Amateurvideo-Aufnahmen fast immer aussehen, aus würden sie eine Familienfeier in einem Inzest-Keller zeigen (daran und am Soundtrack von Aaron Dillaway).

Das Ganze erinnert vom Format stark an Comedy-Vorlagen wie Tim and Eric Awesome Show, Fake-Filme wie Spoils of Babylon oder Dan Harmons großem ersten Gehversuch Heatvision and Jack—mit dem Unterschied, dass hier eben nicht Material aus der Gegenwart visuell auf AV heruntergedummt wird, sondern die Aufnahmen erkennbarerweise wirklich aus VHS-Zeiten stammen.

Memory Hole ist eben echtes Found Footage und kein gefaketer Found-Footage-Horror. Was uns das Video sonst sagen will, weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich: Satan herrscht im Bildsprung. Und: Eine anti-katholische Version von Upps! Die Pannenshow mit Weltuntergangs-Soundtrack ist Tausend Mal lustiger als jede Homevideo-Sendung aus den 90ern (und immer noch pietätvoller gegenüber der Kunstfigur Jesus als wenn RTL2 am Karfreitag Hitler—Aufstieg des Bösen zeigt).

In diesem Sinne: Frohe Ostern. Und bleibt um Himmels Willen weg vom Delfinbecken.

Markus auf Twitter: @wurstzombie


Titelbild von Memory Hole, via Facebook