Die ersten drei Partys, die Rudolph und seine Freunde veranstalteten, hießen noch "Dicke E-Party." Wie Rudolph mir im Gespräch glaubhaft versichert, stand das "E" für Elektro und nicht für Ecstasy. "Da gab es also kein Ecstasy for free", ergänzt er schmunzelnd. Nach einer kurzen Pause im Sommer 2008 gab es dann die erste richtige Beatrauschparty im Fire Club, einem der zahlreichen Clubs, die Rudolph beiläufig erwähnt, die aber vielen vermutlich kein Begriff mehr sind. Im Fire Club, der damals noch im Acud in Berlin-Mitte war, fand die bis dahin größte Party des Kollektivs statt. Gebucht hatte man Acts wie Cotumo von Aka Aka oder Künstler, die sonst auf spontanen Open Airs von Exquisite Berlin gespielt haben. Im Oktober 2008 ging es dann das erste Mal ins Golden Gate, in den "ersten richtigen Club", wie Rudolph erzählt."Wir waren ein kleines Feiervölkchen aus Leuten, die innerhalb von kurzer Zeit von Meck-Pomm nach Berlin gezogen waren. Ich bin gerne ausgegangen, meine damalige Freundin hat schon Konzerte veranstaltet, in der Schliemannstraße in einem Hausprojekt. Und wir kannten so viele Leute, die an Fruity Loops oder Reason rumgemacht haben. Aber immer nur in ihrem Kämmerchen und nirgendwo gespielt haben, Funkenström und andere Leute von der Symbiont Music Crew. Wir dachten uns, dass es doch nicht so schwer sein kann und haben uns eine Location gesucht. Da haben unsere Leute dann gespielt, meistens mit Live-Sets. Die erste Party war dann im Januar 2007 im Octopussy in Friedrichshain und wurde auch sehr gut aufgenommen, auch wenn eigentlich fast nur Freunde da waren. 100-150 Leute waren da. Wir hatten zur Promotion Flyer gemacht und auf Myspace Leute geaddet, das war auch nicht anders als heute bei Facebook. Das war die Initialzündung."
Am Anfang sollte Beatrausch ein Blog für Leute aus der Feierszene sein, die Kinder haben. Was heute vielleicht lustig klingt, war damals naheliegender, wie Rudolph erzählt: "Damals gab es zum Beispiel diese Muttipartys im Ruderclub Mitte. Das waren so Afterhour-Kinderwagen-Partys." Mit der Zeit ging es darum, Veranstaltungen anzukündigen und Gästelistenplätze zu verlosen sowie selbst welche zu ergattern. "Das kann ich ganz ehrlich so sagen, das war ein rein egoistisches Ding. Ich hab einen Blog gemacht, damit ich nicht mehr besoffen vor dem Club stehe und mir sagen lassen muss: Du kommst hier nicht rein", gibt Rudolph offen zu."Als wir unser erstes Kind bekommen haben, wurde es mit den Partys weniger. Da ich aber nicht wollte, dass Beatrausch in Vergessenheit gerät, hab ich einen Blog gemacht. Das war damals, 2008, das neue Ding. Jeder musste einen Blog haben. Das A und O war damals Restrealität, vor allem in Sachen Open Airs und Partys in Off Locations. Da gab es viele Leute, die sehr viel Zeit investiert haben."
"Als Facebook dann die Reichweite begrenzte und andere Limitierungen eingeführt hat und das ganze vermarktet hat, hab ich gemerkt, dass die Reichweite runtergegangen ist. Es wurde zu einer Promomaschine. Wenn du alleine was machst, ging nichts mehr. Du brauchtest Leute, die das weiterverbreiten. Aber ich kann auch nicht viel Geld in einen Blog reinhauen für Facebookpromo, weil ich damit nichts verdiene. Im Gespräch mit anderen Bloggern merkt man, dass die zu dieser Zeit ähnliche Probleme bekamen. Der Content wurde dann immer weniger, ich hab nur noch das gemacht, was funktioniert: Gästelistenverlosungen. Mittlerweile hab ich bei Facebook zwar 5000 Freunde, also das Maximum. Über die betreibe ich dann Promotion. Leider hat Facebook aber irgendwann mein privates Profil als Multiplikator für die Beatrauschseite gewertet. Ich glaube daraufhin haben sie meine Reichweite verkürzt, das habe ich daran gemerkt, dass die Likes für private Postings deutlich runtergingen."
Als Blogger, der über gute Partys informieren will, führt also kein Weg an Facebook vorbei. Es reicht nicht mehr, eine eigene Seite zu haben, da fast der gesamte Traffic über soziale Medien generiert. Gleiches gilt für Partyveranstalter, die müssen sich zusätzlich noch mit Resident Advisor beschäftigen.Am Samstag feiert Beatrausch zehnjähriges Jubiläum, mit Soundstream, Leibniz, Cuthead, Snacks und vielen mehr. Wie geht es danach weiter, wie sehen die nächsten Zehn Jahre aus, frage ich Rudolph bei einem abschließenden Eis. "In den nächsten Zehn Jahren möchte ich mich wieder mehr auf den Blog konzentrieren und mehr machen als nur Gästelistenverlosung." Wir hoffen, dass sich Beatrausch und alle anderen Blogs dieser Art auch in den nächsten Jahren weiterhin so wacker behaupten und sagen: Herzlichen Glückwunsch zum zehnten Geburtstag und Prost auf die nächsten zehn!Wenn du am kommenden Samstag, den 8.April, gemeinsam mit Beatrausch feiern willst, kannst du bei uns 2x2 Plätze auf der Gästeliste gewinnen. Sende dazu eine E-Mail mit dem Betreff "Beatrausch" an gewinnspiel@thu.mp. Einsendeschluss ist morgen Nachmittag um 16 Uhr. Hingehen solltest du auf jeden Fall, denn das Line-up ist großartig: Soundstream, Leibniz, Cuthead, Snacks, Resom uvm. Hier findest du die Veranstaltung bei Facebook. Folge THUMP auf Facebook und Instagram."Der andere wichtige Faktor ist Resident Advisor. An den beiden Bastionen Facebook und RA kommst du nicht vorbei, da gibt es keine Alternative. Bei RA muss man einfach hoffen, dass man in die Staff Picks kommt. Wenn du ein Staff Pick bist und deine Party scheiße ist, hast du irgendwas falsch gemacht. Wir haben das bei der Oscillate [eine andere Partyreihe von Rudolph] gemerkt, wie die Ticketbestellungen hochgegangen sind, als wir dort erwähnt worden. Es ist generell krass, wie sich Resident Advisor entwickelt hat über die Jahre. Klar, die Szene ist internationaler geworden. Aber trotzdem ist jede poplige Bar bei RA. Das ist die neue Restrealität in Sachen Veranstaltungswerbung."