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Musik

Ghostpoet ist im Unbewussten zuhause

Ghostpoet ist einer von der konsequenten Sorte. Er schmiss seinen Job nach acht Stunden, um Musik zu machen, und entgegen aller Erwartungen hat es sich ausgezahlt.

Ghostpoet ist einer von der ganz konsequenten Sorte. Er schmiss seinen acht Stunden Job, um Musik zu machen. Was normalerweise nach Himmelfahrtskommando klingt, hat sich in seinem Fall ausgezahlt. Sein Album Peanut Butter Blues and Melancholy Jam wurde für den Mercury Preis nominiert. Er musste sich dann allerdings der im letzten Jahr sämtliche Kritikerpreise abräumenden PJ Harvey geschlagen geben. Trotzdem ein recht plötzlicher Aufstieg, der ihn aber noch lange nicht abheben lässt. Im Gegenteil, Obaro, so sein bürgerlicher Name, ist ein äußerst bescheidener Zeitgenosse. VICE: Du sagst, du schreibst deine Tracks oft auf Reisen in leeren Räumen. In welchen Räumen ist dann zum Beispiel dein neues Album Peanut Butter Blues and Melancholy Jam entstanden?
Obaro: Ich schrieb in einem Abstellraum, den ich eines Tages in ein Schlafzimmer verwandeln wollte. Zumindest hatte ich das meiner Frau versprochen, hab es aber nie geschaft. Es blieb dann einfach ein Abstellraum. Wir stellten einfach einen Computer und ein bisschen Equipment rein und plötzlich war es der richtige Ort, um Musik zu machen. Deine Texte haben immer etwas persönliches, aber auch abstraktes. Woher nimmst du deine Ideen?
Darüber habe ich nie wirklich nachgedacht. Ich habe einfach Erinnerungen sacken lassen und wenn es Zeit war, darüber zu schreiben, kamen sie stückchenweise hoch und fügten sich zusammen. Ich lasse die Texte dann auch meistens in dieser Form und bearbeite sie nicht weiter. Es ist keine Reimarithmetik oder so was, es ist einfach nur Kreativität. Es hat viel mit dem Unbewussten zu tun. Wenn sich da nichts regt, trinke ich einfach eine Tasse Tee und denke an etwas anderes. Du sprichst in einem der Songs vom Irrgarten des Lebens. Erklär mal.  
Es wird im Laufe des Lebens immer Dinge geben, auf die du zurückgreifst, wie Wegweiser in einem Irrgarten. So wie ich das sehe, muss man manchmal nochmal zurückgehen, um von A nach B zu gelangen. Du stößt auf Dinge, die du vorher schon gesehen hast, aber das sind die Dinge, die dir helfen, voran zu kommen.

Worum geht es im Track Survive? Klingt sehr nach Durchhalteparole.
Es geht eigentlich darum, jeden Tag aufzuwachen, rauszugehen und zu arbeiten, es bis zum Abend durchzuhalten und am nächsten Tag zu wiederholen. Überleben ist die Art, wie wir leben. Unbewusst denkt ein Teil von uns an Dinge, die wir hätten tun können oder sollen, eben über unsere Möglichkeiten. Das ist die Idee des Stückes.
Fabiana Palladino, eine Singer/Songwriterin, die ich sehr schätze, hat den Backgroundgesang übernommen. Sie bringt nächsten Monat ihre eigene EP raus. Inwieweit bist du bei der Umsetzung deiner Musikvideos beteiligt?
Ich spreche mich immer mit den Regisseuren ab, mit denen ich an meinen Videos arbeite. Ich liebe es, Videos zu produzieren, die etwas ausdrücken, wie ein Film, den du von Anfang bis Ende sehen willst. Es muss nicht bis ins letzte Detail ausgearbeitet sein, solange es visuell stimulierend ist und eine Geschichte erzählt. Du arbeitest an einer neuen Kollaboration…
Ich arbeitete mit Rob Harvey und Mike Skinner´ s neuer Band The D.O.T zusammen. Wir werden zusammen einen neuen Track aufzunehmen. Es war eine interessante Erfahrung, sich hinzusetzen und auf einem Blatt Papier sämtliche Gedanken aufzuschreiben. Irgendwie flossen unsere Gedanken dann zusammen, aber ich kann gerade noch nichts genaueres zum Ergebnis sagen. Aber du kannst schon mal sagen, wie der Track heißt?
Ja, das Stück heißt Trouble und das Video ist eine Zusammenarbeit mit Rizlab. Der Gedanke hinter dieser Zusammenarbeit ist, dass die Fans uns live Schwierigkeiten machen könnten. Die ganze Sache wird live mit zwei Videos zur Auswahl erstellt. Jedes Video hat sein eigenes Set an Bildern, die je nach Entscheidung der Fans via Livestream zusammengestellt werden. Es ist gruselig und spannend zur selben Zeit, so etwas hat es vorher noch nicht gegeben. Du wurdest letztes Jahr für den Mercury Preis nominiert, was steht als nächstes an?
Ich werde einen kostenlosen Track rausgeben und ein Onlinevideo dafür erstellen. Und hoffentlich werde ich nächstes Jahr ein neues Album fertig haben. Ich werde auch öfters auftreten, kreativer sein, du weißt schon.

Fotos: Gry Hutton