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Krise in der Ukraine

Die ukrainische Armee will dein Geld, um gegen Putin zu gewinnen

Die Ukraine setzt auf Crowdfunding, um ihre schlecht ausgerüstete Armee auf eine Auseinandersetzung mit Russland vorzubereiten. Bei der eigens eingerichteten Spendenhotline sind schon eine Million Dollar eingegangen.

Vielleicht kannst du bald die Patenschaft für diesen Panzer übernehmen? Foto via Wikipedia.

Die ukrainische Armee braucht anscheinend dringend Hilfe. Während russische Kräfte auf der Krim eine Militärbasis nach der anderen übernehmen, hat der neue ukrainische Premierminister offiziell erklärt, der Konflikt habe sich „von einem politischen in einen militärischen“ gewandelt. Gleichzeitig nehmen täglich mehr russische Truppen an der Grenze Stellung, denen das ukrainische Militär hoffnungslos unterlegen ist. Obwohl die Ukraine zu Sowjetzeiten noch eine durchaus ernstzunehmende Streitmacht unterhielt, wird die heutige Armee von Beobachtern als „chronisch unterfinanziert, korrupt, schlecht ausgebildet und ausgerüstet“ eingeschätzt.

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Aus dem Grund hat das Verteidigungsministerium nicht nur angefangen, die Demonstranten vom Euromaidan an der Waffe auszubilden, sondern auch die eigene Bevölkerung in einem Appell aufgefordert, an die Streitkräfte zu spenden—und zwar per Handy. Mit einer SMS an die Nummer 565 kann jeder Ukrainer automatisch 5 Hryvnia (ungefähr 35 Cent) spenden. „Unterstützt die Armee der Ukraine!“, schreibt das Ministerium auf seiner [Facebook-Seite](https://www.facebook.com/theministryofdefence.ua/posts/608846499184813 says) und ruft zur „Bürgerkampagne zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte durch materielle, technische und medizinische Versorgung“ auf.

Laut Angaben des Ministeriums sind innerhalb der letzten drei Tage bereits 9,9 Millionen Hryvnia (700.464 Euro) auf das extra eingerichtete Spendenkonto eingegangen. Mindestens die Hälfte der Spenden sei von Privatpersonen gekommen, ließ das Ministerium wissen. Wer aus dem Ausland spenden will, kann seine Dollars oder Euros auch direkt auf das Konto überweisen, er muss sich nur aussuchen, ob seine Spende zu „logistischen“ oder „medizinischen“ Zwecken verwendet werden soll.

Ukrainische und serbische Soldaten bei einer Übung. Foto: US Army Europe

Ursprünglich wurde die SMS-Methode erfunden, um eine schnelle Möglichkeit zu schaffen, bei Naturkatastrophen zu helfen. Das ist wahrscheinlich das erste Mal, dass die Armee eine Landes, das möglicherweise kurz vor einem Krieg steht, um Spenden per SMS bittet. Ansonsten ist es aber keine ganz neue Idee: Die Syrian Support Group in Washington zum Beispiel sammelt schon seit Jahren ganz legal Geld für die Freie Syrische Armee—allerdings musste sie den Amerikanern versprechen, das Geld nicht für Waffen auszugeben.

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Die ukrainische Armee hat den Einsatzbereich der Gelder wahrscheinlich gezielt auf logistische und medizinische Unterstützung beschränkt, um auch Spenden aus dem Ausland erhalten zu können. Erstens ist es in vielen Ländern verboten, Waffenkäufe im Ausland finanziell zu unterstützen. Und zweitens kommt es dem Einen oder Anderen möglicherweise doch komisch vor, den Militärapparat eines Landes mit seinem Taschengeld zu subventionieren.

Ein paar Ukrainer versuchen jedenfalls, auch ihren Feinden Geld für die Armee aus der Tasche zu ziehen: Auf Facebook sind vermehrt gefakte Kampagnen aufgetaucht, die Russland-Sympathisanten dazu auffordern, an die 565 zu spenden, um „Essen, Socken und mobile Duscheinheiten“ für pro-russische Kräfte in der Region zu kaufen. Leider gibt es keine Möglichkeit festzustellen, wie viele Menschen darauf hereingefallen sind und aus Versehen an das ukrainische Militär gespendet haben.

Die selbe Spendennummer, falsch beschriftet.

Das Problem ist: Selbst wenn sie noch eine Kampagne auf Kickstarter oder Crowdfunding startet, wird die ukrainische Armee nicht genug Geld sammeln können, um sich eine echte Chance gegen das russische Militär zu erkaufen. Trotzdem zeigt die Kampagne, dass die Regierung in Kiew zumindest den Eindruck erwecken will, als sei sie zu einem militärischen Konflikt bereit. Das ist relativ beunruhigend und sollte vor allem Putin zu denken geben. Die Ukrainer haben oft genug bewiesen, dass sie manchmal sehr lange brauchen können, um zu merken, dass das Weiterkämpfen aussichtslos ist.