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It's still real to me, damn it!

Vince McMahons größte Matches: Gegen Gott (ja, genau den)

Es ist schon wieder die Zeit im Jahr, wo Wrestling aus nichts weiter als übergroßen Kinderkostümen und sinnlosen Eierlikör-Partys mit sprechenden Kobolden besteht

Ja, ganz recht: Es ist schon wieder die Zeit im Jahr, wo Wrestling aus nichts weiter als übergroßen Kinderkostümen und sinnlosen Eierlikör-Partys mit sprechenden Kobolden besteht. Jetzt könntet ihr entgegnen, dass das doch auch im übrigen Jahr die Zutaten eines jeden guten Wrestling-Events wären – und ihr hättet natürlich recht. Trotzdem solltet ihr nicht so frech sein und lieber ein bisschen Dankbarkeit für all den Glanz und die Glorie billiger Backstage-Sketches und dumpfer Deppenverkleidungen zeigen. Wem? Na dem einzig wahren Gott dieses Business Mr. McMahon, der heute ein letztes Mal in den Ring steigt, um den Kamp gegen diesen anderen Gott-Typen aus dem Kirchen-Business aufzunehmen.

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McMahon vs. Gott (ja, genau DEN)

Fuck-a-luck-a-ding-dong! Willkommen beim Mainevent, dem Hauptkampf, der allesentscheidenden Fehde – dem Match zwischen dem Mighty Mac-Man und seinem schnoddrigen Schöpfer!

Ich weiß, euer Gaumenzäpfchen ist vom Grölen schon ganz trocken und euer Adrenalin-Spiegel so hochpoliert, dass ihr euch darin selbst dabei zusehen könnt, wie ihr euch vor Ungeduld mit euren Fingernägeln die Schädeldecke weghobelt, die Hirnrinde freigelegt und euer Kopf mit einem letzten „Wooooooooooooo!" auseinanderquillt wie eine Packung Popcorn in der Mikrowelle – und verdammt noch mal, so soll es auch sein. Habe ich da gerade tatsächlich geflucht? Das wollte ich nicht. Aber die Aufregung hat mich wohl ein wenig hinfort getragen.

Schließlich geht es hier nicht um irgendein billiges Mainevent, wie etwa Bret Hart gegen Yokozuna, oder Bret Hart gegen Hakushi, oder auch Bret Hart gegen Isaac Yankem (nichts gegen Bret Hart), sondern um das einzig wahre Catch-Match, die Crème de la Crème des Showbiz, die absolute Spitze des Berges, dessen Standort niemand kennt, weil der Glaube ihn andauernd versetzt, nur um ein Sprichwort zu beweisen. Oder anders gesagt: Um den einzigen, dem selbst Jesus die Bälle ablecken würde.

Scheiße noch mal, es geht hier um Gott! Und nicht etwa um irgendeinen, nein, sondern um den Hauptdarsteller im Bibel Franchise – jenen Hardcore-Gamer, der damals ganze 6 Tage am Stück mit dem Level-Design seines Universums verbracht und sich dabei eine ordentliche dissoziative Identitätsstörung eingefangen hat, weshalb er seither glaubt, er wär mindestens drei (wenn nicht sogar alle) in einem. Ihr wisst schon, Gott – der Hulk Hogan für Jesus-Freaks. Hier seht ihr eine biblische Darstellung von Davids Bodyslam gegen Goliath aus dem 9. Jahrhundert, die irgendwie frappant an eine Szene von Wrestlemania 3 erinnert:

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Wenn je ein Royal Rumble der imaginären Freunde stattfinden würde, wäre dieser Gott-Typ ganz bestimmt unter den letzten zwei, drei Teilnehmern, die den Sieg in einem „Kampf der Allmächtigen" unter sich ausmachen würden. Wobei, wenn alle allmächtig sind … vergesst es. Ich denke, ihr wisst schon, was ich meine und wer dieser Gott ungefähr ist.

Ich denke außerdem, dass die Kirche mit ihren Gut-Böse-Spielchen im Grunde genommen nichts anderes tut wie die heutige WWE: Sie bauscht ihre erfundenen Bösen zu echten Bedrohungen auf, nur damit beim nächsten Mal noch mehr Sensationsgeile kommen, um endlich zu sehen, wie das Gute ihnen die Fresse poliert. Die einen nennen es Gott und Teufel, die anderen Hulk Hogan und Ric Flair, und in beiden Fällen kassiert das Unternehmen dahinter die Millionen, weil niemand gern allein mit solchen Kämpfen klarkommen möchte.

Vermutlich ist genau das auch der Grund, warum Vince McMahon nicht sonderlich gut auf diesen Gott-Typen zu sprechen ist. Immerhin war das alles SEIN Patentrezept und SEINE Business-Schiene, SEIN Hulkster und SEIN Ablasshandel, und nicht der irgendwelcher spaßarmen Spinner ohne Gespür für gute Unterhaltung und mit einem Hang zur Selbstkasteiung vor Ostern. Irgendwie kann ich ihn sogar verstehen. Ich meine, wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr euer Leben lang hart an einer Sache gearbeitet hättet (also jetzt mal rein theoretisch) und am Ende ausgerechnet von jemandem ausgebootet würdet, der nicht mal halb so schillernd, gewitzt oder fotogen ist wie ihr?

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Eben. Gott ist quasi die böse Cheerleaderin, die dir nachts den Knöchel abkaut, nur um in erster Reihe tanzen zu können. Und dabei kaut Vince McMahon doch selbst so gern auf Knöcheln rum! UNFUCKINGFAIR! Weil man aber nicht jeden Kampf von Angesicht zu Angesicht austragen kann, überließ Vince der Cheerleader-Bitch einfach ihre mickrige Pauseneinlage auf dem Schulrasen und schaltete stattdessen lieber einen richtig miesen Diss-Werbespot über sie bei der Superbowl. Oder so ähnlich. Das heißt, er tat dasselbe wie bei den anderen alten Säcken, die er nicht leiden konnte und machte sie in seiner eigenen Show zur Sau.

Alles fing an, als McMahon bei Wrestlemania 22 gegen den „Heartbreak Kid" Shawn Michaels antrat, um sich wieder mal Gehorsam und Demut seiner widerspenstigen Untertanen zu erprügeln. Kurz vor dem Match sah man aber noch – unsichtbare Backstage-Kamera sei Dank –, wie sich die McMahons zu einer höchst seltenen Tätigkeit versammelten: Sie wollten beten.

Okay, eigentlich wollten sie nur Papa Vinces Muckis betatschen und einen auf manisch lachende Superbösewichte machen, aber der Patriarch hatte sich in den Kopf gesetzt, ein paar Worte mit Gott zu wechseln und gleich auch ein paar Dinge klarzustellen.

Man beachte übrigens auch, dass grade mal drei Jahre, nachdem sich die McMahons noch wegen moralischer Grundsatzfragen die Eier(stöcke) weichgetreten haben, nun alles wieder in Butter zu sein scheint.
Natürlich macht das alles Sinn, wenn man bedenkt, dass Shawn Michaels wie fast alle früheren Junkies in Amerika nun wiedererweckter Christ ist und von diesem Gott-Typen deshalb besonders fette Props und wahrscheinlich auch gesalzenen Geleitschutz kassiert. Da hilft einfach nichts anderes, als mit seiner schnöden Bande Geschlossenheit zu demonstrieren und gegen den Himmelsboss zu beten.

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Und trotzdem läuft das Wrestlemania-Match zwischen Michaels und McMahon irgendwie nicht ganz so aalglatt wie geplant ab. Sagen wir's doch, wie es ist: Religion ist der neue Popeye-Spinat des Heartbreak Kid. Daran ändern auch die fünf männlichen Cheerleader nichts, die McMahon zu Hilfe eilen, und selbst der Sohnemann kann nichts ausrichten, bevor sein Köpfchen ziemlich unbarmherzig in Papas feuchte Arschfalte gestopft wird. Am Ende gibt's einen Ellenbogen aus vier Metern Höhe auf einen Vince McMahon, der in einer Mülltonne steckt und fertig:

Tja. Viel schockierender als der Arschkuss der McMahons ist für mich immer noch der christliche Hardcore-Bullshit, den Michaels wie Zwiebelsuppe futtert. Hart für uns Fans, aber Tatsache. Ob sich Bush und Michaels wohl öfter mal in Texas auf Mission über den Weg laufen? Hm. Alleine bei der Vorstellung wird mir übel. Ach, was soll's, Michaels ist trotzdem der beste Wrestling-Worker aller Zeiten und Schluss. Weshalb es auch niemanden wundert, dass er den bösen Boss vernichtend geschlagen hat, aber eigentlich ging's damit erst richtig los. McMahon konnte sich seine Niederlage nicht anders erklären, als damit, dass Gott für Shawn Michaels in den Kampfverlauf eingegriffen hatte. Jawohl. Drum folgte in den kommenden Wochen ein bisschen Gott-Verarschung – zum Beispiel, indem McMahon dem Christenchef einen Auftritt in seiner Sendung verschaffte. Hier ist Gottes Einzug, WWE-Style:

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Ein anderes Mal machten sich die McMahons auf zur exotischen Kirchen-Erkundungstour, um mal aus nächster Nähe zu sehen, in welchem Gehege so eine Gottgestalt eigentlich haust, wie sie sich in ihrem Wellness-Habitat so verhält und um auch gleich ein ernstes Wörtchen mit dem schrulligen "Chef" zu sprechen. Wurde aber wieder nix draus:

Tja. Man kann Mr. McMahon wirklich nicht unterstellen, er hätte es nicht versucht, aber wenn dem großen Gott-Gebieter die WWE-Fans sogar so egal sind, dass er nicht mal eine seiner drei Hypostasen in den Ring entsendet, kann man ihm halt auch nicht helfen. Hypostasen sind übrigens die verschiedenen Seinszustände von Gott.

Wenn mich nicht alles täuscht, macht das den Vince-Man zum ungeschlagenen Großmeister des Wrestling-Rings, den er schließlich miterfunden hat – also eh nur fair, eigentlich. Und falls irgendjemand von euch da draußen tatsächlich mitgeschrieben hat und jetzt ein bisschen herumbitchen möchte, weil in mindestens einem der letzten 10 Artikel doch auch eine Niederlage für Vinnie Mac versteckt war, lasst euch gesagt sein: Ihr habt es einfach nicht verstanden. Wie in jeder anderen Religion zählen auch im McMahonismus nicht die vagen Vermutungen, die man aus Statistik und Empirie herausextrahieren kann, sondern einzig und allein die Fakten, von denen der Obermacker sagt, dass sie welche sind. Zur Bestrafung für eure Ignoranz hier noch ein kleiner Ausblick, was euch als Ungläubigen blüht:

Fakten, Kinder! DAS SIND GOTTVERDAMMTE FAKTEN, VERFICKT NOCH MAL! Geschichte wird schließlich von den Gewinnern geschrieben – und wenn man dafür seinem Sieg ein bisschen nachhelfen muss, dann soll es eben so sein. Fragt nur Georgie-Boy Doble-Ya Bush, der kann euch davon ein Lied singen. Fürs Erste ist die McMahon-Lobhudelei hiermit genauso vorbei wie die Regentschaft des Terror-Texaners. Yee-ha!

Nächstes Mal geht es hier jedenfalls mit etwas völlig Anderen weiter. Irgendwas. Mehr weiß ich jetzt auch noch nicht. Mahalo!